Es ist eine jener außergewöhnlichen Geschichten, die die Special Olympics World Games so besonders machen.
Als Karen Messmer 2006, drei Monate zu früh, mit einem Loch im Herzen geboren wurde, hatte die Australierin kaum eine Chance zu überleben. 16 Jahre später hat die Reiterin allen Widerständen getrotzt und nimmt als eine der jüngsten Starterinnen an den Weltspielen in Berlin teil.
Doch zurück zum Anfang der Geschichte: In South Brisbane erblickte Messmer das Licht der Welt. Bei ihrer Geburt wog sie nur 824 Gramm und hatte ein Loch im Herzen. Die Ärzte befürchteten, dass sie nicht überleben würde, nachdem ihre Mutter Suzanne drei Wochen zuvor eine Blutung erlitten hatte.
Suzanne schilderte die dramatische Situation um ihre Tochter dem australischen Portal news.com.au. Sie könne Karen „auf die Brust legen und sie halten, bis sie stirbt“, hätten die Ärzte ihr gesagt. „Sie wog so viel wie eine Colaflasche und ihre winzige Windel passte in meine Handfläche“, fuhr die Mutter fort.
100 Tage auf der Intensivstation
Doch Karen zeigte von Anfang an Kampfgeist. Sie musste sich drei Operationen unterziehen, um das Loch in ihrem Herzen schließen zu lassen. Nach 100 Tagen durfte sie schließlich die Intensivstation verlassen.
Aufgrund ihrer Frühgeburt und den damit verbundenen gesundheitlichen Herausforderungen musste Karen im Anschluss hart arbeiten, um Kraft und Ausdauer zu entwickeln. Ihre Mutter erinnerte sich an diese Zeit und bezeichnete Karen als ihr „kleines Wunder“.
Sie ist außerordentlich stolz auf ihre Tochter, die viele große Hindernisse überwinden musste. Dabei spielte der Reitsport eine bedeutende Rolle. „Das Reiten hat mir geholfen, meine Muskeln zu stärken, außerdem gehe ich dreimal pro Woche zur Physiotherapie“, erklärte Karen.
Der Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach besucht die Special Olympics und schaut sich das Healthy-Athletes-Programm an, bei dem die Bedürfnisse der Athleten mit geistiger Behinderung berücksichtigt werden.
Messmer profitiert von Reitsport
Durch das Training baute sie nicht nur Kraft auf, sondern entwickelte sich auch zu einer talentierten Reiterin. Bald nahm sie an ersten lokalen Wettbewerben, sie verspüre zu Pferden eine besondere Bindung.
Irgendwann reifte in Karen der Traum, bei den Special Olympics in Berlin dabei zu sein. Besonders unterstützt wurde sie dabei auch von ihrem Vater Günther. Er ist deutsch-österreichischer Herkunft, teilte daher Karens Traum, zu den Weltspielen 2023 in Berlin zu fahren – und unterstützte sie in allen Belangen.
Doch die Familie wurde von einem schweren Schicksalsschlag getroffen, als Günther im November 2021 an den Folgen eines gewaltsamen Raubüberfalls verstarb. Er konnte nicht mehr erfahren, dass seine Tochter im Juni 2023 tatsächlich als Athletin nach Berlin reisen würde.
Special Olympics: Messmers Vater „wäre unglaublich stolz“
„Er wäre unglaublich stolz, für ihn wäre es der Wahnsinn gewesen, hierherzukommen“, erklärte Karen in einem aktuellen Interview mit der Süddeutschen Zeitung während der Weltspiele.
In den Wochen und Monaten vor den Special Olympics trainierte sie fast täglich in den frühen Morgenstunden vor der Schule. Am Ende hat sich all die harte Arbeit gelohnt und Karen zeigt sich begeistert, Australien in etwas zu repräsentieren, das sie liebt.
Aus ihrer Teilnahme an den Weltspielen in Berlin leitete die 16-Jährige zudem eine wichtige Botschaft ab: „Diese Chance bedeutet für mich, dass die Menschen sehen können, dass ihre Träume wahr werden können, wenn sie sich anstrengen“, betonte sie bei news.com.au.