Von Tobias Wiltschek

München – Die Erfüllung eines Kindheitstraums rückt für Andre Lotterer immer näher.

Mit 32 Jahren steht Andre Lotterer vor seinem Debüt in der Formel 1.

Der gebürtige Duisburger wird schon beim Belgien-GP am kommenden Wochenende den Japaner Kamui Kobayashi im Caterham zu ersetzen.

Der Rennstall bestätigte am Mittwoch den Einsatz des Duisburgers, der für ein Rennen den japanischen Stammpiloten Kamui Kobayashi ersetzt.

Weil das Wetter in den Ardennen ein wichtiger Faktor sei und Lotterer „einer der erfahrensten Fahrer“ unter diesen Bedingungen sei, setzt Caterham im Kampf um die ersten WM-Punkte auf den Deutschen.

Das Audi-Werksteam erteilte ihm bereits die Freigabe für den Grand Prix. Das bestätigte eine Sprecherin bei SPORT1. Allerdings gilt die Freistellung erst einmal nur für das Rennen in den Ardennen.

Für die Ingolstädter fährt er seit 2009 die 24 Stunden von Le Mans, die er 2011, 2012 und in diesem Jahr zusammen mit dem Schweizer Marcel Fässler und dem Franzosen Benoit Treluyer gewann.

Vor zwei Jahren wurde das Trio im Audi auch noch Langstrecken-Weltmeister (SHOP: Jetzt Motorsport-Artikel kaufen).

Dem Internetportal „Motorsport-Total.com“ hatte Lotterer im Juni gesagt, dass ihn die Formel 1 „durchaus reizen“ würde und ein Start in der Königsklasse immer ein Karriereziel gewesen sei. Am Montag sei er bereits in der Nähe der Caterham-Zentrale im englischen Leafield gesichtet worden.

Die Lizenz für die Formel 1 sollte Lotterer ohne Probleme erhalten. Denn er fährt seit 2003 auch in der höchsten japanischen Formelklasse, bei der er 2011 triumphierte (Hier gibt es Tickets für die Formel 1).

In der Formel 1 hat Lotterer ebenfalls bereits Erfahrungen gesammelt. In den Jahren 2000 und 2001 absolvierte der in Belgien aufgewachsene Deutsche mehrere Tests für das damalige Team von Jaguar.

2002 war er offizieller Test- und Ersatzpilot des ehemaligen Werksteams. An einer Formel-1-Session im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes nahm Lotterer damals jedoch nicht teil.

Das könnte er nun in Spa-Francorchamps nachholen – als Profiteur der Umstrukturierungen bei Caterham.

Der britische Rennstall hat im Sommer den Besitzer gewechselt und gehört seit Anfang Juli einem arabisch-schweizerischen Konsortium. Verantwortlich für die sportlichen Belange ist der neue Teamchef Christijan Albers, der zwischen 2005 und 2007 selbst in der Formel 1 fuhr.

Die neuen Eigentümer hatten früh klargestellt, dass sie einen Wechsel in der Fahrerpaarung nicht ausschließen. Besonders gefährdet, seinen Job zu verlieren, ist seitdem der Japaner Kobayashi.

„Es gibt keine Garantie, das ist sicher“, sagte Kobayashi Anfang August bei „Crash.net“ auf die Frage, ob sein Cockpit in Gefahr sei.

Weder er noch sein schwedischer Teamkollege Marcus Ericsson waren in dieser Saison in der Lage, in die Punkte zu fahren (DATENCENTER: WM-Stand Teams).

Zusammen mit Sauber liegt die Truppe aus Leafield am Ende der Konstrukteurs-Wertung. Zumindest der vorletzte Platz soll es am Ende der Saison für Caterham schon sein. Im Vergleich zum letzten Platz würden damit aus dem Vermarktungstopf der Formel 1 etwa 20 Millionen Euro mehr in die Kassen fließen.

Andre Lotterer könnte nun mithelfen, dieses Ziel zu erreichen – und sich damit seinen Kindheitstraum zu erfüllen.

Tobias Wiltschek, Jahrgang 1975, ist geboren und aufgewachsen in Halle/S. Schon während seines Studiums an der Universität Augsburg sammelte er journalistische Erfahrungen in Zeitungs- und Radioredaktionen....