Von Carsten Arndt

Budapest/München – Es war wohl das Überholmanöver der Saison.

Kurz vor dem Ende des Grand Prix von Ungarn lag Daniel Ricciardo noch auf Rang drei, vor ihm fuhren mit Fernando Alonso und Lewis Hamilton zwei ehemalige Weltmeister.

Doch der junge Australier ließ sich davon nicht beeindrucken. Drei Runden vor Schluss setzte er in Kurve zwei zum Überholen an.

Mit qualmenden Reifen

Zunächst schien sein Versuch zu scheitern – die Reifen blockierten – doch irgendwie gelange es ihm seinen Boliden auf Kurs zu halten und so zog er mit qualmenden Reifen an Hamilton vorbei (Bericht).

Wenig später schnappte er sich dann auch noch Alonso und sicherte sich den zweiten Sieg seiner Karriere.

„Es musste getan werden“, antwortete er, angesprochen auf sein sensationelles Manöver, anschließend knapp.

Lauda schwärmt

Deutlich euphorischer fiel da schon die Reaktion seines Teamchefs aus. „Mann, kann der Junge überholen“, jubelte Christian Horner. „Wie er das gemacht hat, war einfach unglaublich!“

Auch Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda gratulierte dem Red Bull-Piloten und geriet ins Schwärmen.

„Das war absolut das Beste! Ich möchte unserem australischen Freund bei Red Bull herzlich gratulieren. Die Perfektion und Brutalität, mit der er dieses Rennen gewonnen hat, sind außerordentlich. Das war eine unglaubliche Leistung in einem sehr spannenden Rennen. Besser kann man es nicht machen“, sagte der Österreicher.

Karriere auf der Kippe

Dabei wäre seine Karriere auf der Rennstrecke beinahe am Veto seiner Eltern gescheitert.

„Um ehrlich zu sein: Wir haben versucht, ihn davon abzuhalten“, gab sein Vater, Joe Ricciardo, einmal zu. „Ich wusste, wie das ist und dass es ein hartes Geschäft ist, aber es macht süchtig.“

Bereits 2009 und 2010 absolvierte er Testfahrten für Red Bull, bevor er 2011 das HRT-Cockpit von Narain Karthikeyan übernahm und in der Formel 1 debütierte. ()

2012 folgte der Wechsel zum Red-Bull-Schwesterteam Toro Rosso, wo er gleich im ersten Rennen als Neunter die ersten WM-Punkte seiner Karriere holte. (DATENCENTER: Das Renn-Ergebnis).

Räikkönen ausgestochen

Als dann zum Ende der vergangenen Saison klar war, dass das Cockpit an der Seite von Weltmeister Vettel frei werden würde, rückte Ricciardo wenig überraschend in den Kreis der Kandidaten.

Neben dem Australier galt aber auch Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen, der im Lotus eine ganz starke Saison gezeigt hatte und sich auch abseits der Strecke gut mit Vettel versteht, als möglicher Anwärter auf die Nachfolge von Mark Webber.

Doch am Ende setzte sich der damalige Nobody gegen die namhaftere Konkurrenz durch – auch, weil man befürchtete, dass Räikkönen Vettels Nummer-1-Status in Frage stellen könnte.

Mercedes gratuliert Ricciardo zum Sieg

Vettel macht Fehler

Zudem war auch in Ungarn wieder spürbar, dass Vettel unter großem Druck steht, und daher Fehler macht, die er in den vergangenen Jahren wohl nicht gemacht hätte.

Die wachsende Kritik nagt an ihm, der erfolgsverwöhnte Heppenheimer hat noch keinen Weg gefunden, mit der Situation umzugehen und wirkt verkrampft. (SHOP: Jetzt Motorsport-Artikel kaufen).

Ricciardo: „Ich bin dankbar“

Ricciardo dagegen ist immer gut gelaunt, genießt jede Minute in der Königsklasse: „Ich finde, man muss dankbar sein und alles in einem größeren Kontext betrachten. Ich fahre für eines der besten Formel-1-Teams der Welt und viele Leute würden für meinen Job töten.“

Sollte er weiterhin in dieser Art und Weise überzeugen muss er sich um seinen Arbeitsplatz in nächster Zeit keine Sorgen machen.