Von Tobias Wiltschek
München – Acht Jahre ist es jetzt her, dass ein deutscher Pilot auf dem Hockenheimring triumphieren konnte.
2006 gelang dieses Kunststück Michael Schumacher in seinem letzten Jahr bei Ferrari.
Seitdem ruhten die Hoffnungen vor allem auf Sebastian Vettel, der die hohen Erwartungen aber noch nicht erfüllte.
In diesem Jahr haben sich die Vorzeichen geändert. Nicht Vettel, sondern Mercedes-Star Nico Rosberg ist nun der große Hoffnungsträger.
Neben den beiden gebürtigen Hessen reisen auch Nico Hülkenberg und Adrian Sutil als Lokalmatadoren zum Deutschland-Grand-Prix.
Die Ausgangssituationen der vier Piloten vor dem Rennen könnten unterschiedlicher kaum sein. SPORT1 gibt einen Überblick.
Mit der Vertragsverlängerung bei Mercedes endete für den 29-Jährigen die ereignisreichste Woche seines Lebens.
Freitag Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Vivian, Sonntag der Jubel über den WM-Triumph der deutschen Fußballer und am Mittwoch die Verlängerung seines Kontraktes „um mehrere Jahre“, wie es bei Mercedes heißt. Nach Medienberichten soll er 55 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren kassieren.
„Was für eine Woche“, twitterte Rosberg, nachdem er den neuen Vertrag unterzeichnet hatte. Und der nächste Höhepunkt steht schon am kommenden Wochenende an.
Mit einem Sieg in Hockenheim könnte er nicht nur für ein weiteres Highlight in diesem Monat sorgen, sondern auch den Ausfall vom vergangenen Grand Prix in Silverstone vergessen machen.
Die Getriebeprobleme, die Rosberg in England zur Aufgabe zwangen, sind laut Technikchef Paddy Lowe übrigens gelöst.
Einem Heimsieg sollte also nichts mehr im Wege stehen. Es wäre der ideale Ort und die ideale Zeit, die Attacken seines Teamkollegen Lewis Hamilton zu kontern und seinen Vorsprung in der WM-Wertung wieder auszubauen.
Die Gemütslage des zweiten deutschen Hoffnungsträgers ist weit weniger euphorisch. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde er seine Stimmungslage lediglich im Mittelfeld ansiedeln und mit einer 6 bewerten, sagte Vettel in der „Motorsport aktuell“.
In Sachen Power liege sein Red-Bull-Team vor dem Deutschland-GP schon zu weit hinter Mercedes zurück. „Ich denke, dass es schwierig wird, diese Lücke 2014 noch zu schließen“, sagte der viermalige Weltmeister.
Nach den Plätzen acht, drei und fünf bei seinen bisherigen drei Auftritten auf dem Hockenheimring wäre ein Sieg daher mehr als eine Überraschung.
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Neben dem anvisierten Podestplatz geht es für Vettel in Hoffenheim aber auch darum, den Abstand auf seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo nicht zu groß werden zu lassen. Wenn beide ins Ziel kamen, war der junge Australier stets besser platziert als der Deutsche.
Die Folge: Vettel hat als Sechster schon 28 Punkte Rückstand auf den drittplatzierten Ricciardo.
Im Gegensatz zu Vettel wäre für Hülkenberg ein Platz auf dem Podium eine Premiere.
Sollte er die ausgerechnet bei seinem Heimspiel feiern, wäre das für den Rheinländer die Krönung einer bislang sehr starken Saison.
In allen Rennen fuhr der Force-India-Pilot in die Punkteränge. Das gelang sonst nur Ferrari-Star Fernando Alonso.
„Es wird eine große Woche, und ich freue mich darauf“, sagte der derzeitige WM-Siebte, dem die Strecke durchaus liegen könnte.
„Hockenheim ist einer von den mittelschnellen Kursen, auf denen wir in diesem Jahr immer gut waren“, versprüht sein Teamchef Vijay Mallya großen Optimismus.
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Der Sauber-Pilot wagt von einer Podestplatzierung nicht einmal zu träumen.
Für ihn wäre es schon ein riesiger Erfolg, in die Punkteränge zu fahren. Bislang ist ihm das in acht Rennen nicht gelungen.
„Man kann nicht schneller fahren, als es das Auto hergibt. Und derzeit fährt es nicht so schnell“, bemängelte Sutil in der „Sport-Bild“.
In der schweizerischen Heimat seines Sauber-Rennstalls regt sich aber auch erste Kritik an den Piloten. Die dortigen Medien bringen bereits Ersatzfahrer Giedo van der Garde als möglichen Ersatz für Sutil oder dessen mexikanischen Teamkollegen Esteban Gutierrez ins Spiel.
Das Rennen auf dem Hockenheimring wäre für Sutil eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass sein Cockpit für van der Garde tabu ist.