Schon wieder hat ein Messfehler bei der Europameisterschaft in Zürich für Ärger im deutschen Team gesorgt.

Nach Hammerwerferin Betty Heidler am Morgen traf es diesmal die Weitspringerin Melanie Bauschke. Im ersten Versuch jubelte die 26-Jährige über die persönliche Bestleistung von 6,79 und blieb damit bis in die Schlussphase hinein Dritte.

Dann der Schock: Zwei Stunden später – und mitten in der Endphase des Wettkampfes – wurde ihr Sprung auf 6,55m korrigiert. Noch schlimmer war jedoch, dass ihr diese Entscheidung in der Konzentrationsphase auf ihren letzten Sprung mitgeteilt wurde.

„Ich habe das auch nicht verstanden. Auf einmal kommt der zu mir und zeigt mir das Bild. Wie kann es sein, dass die Kampfrichter mir das vor dem letzten Versuch sagen. Das kann nicht sein. Danach war alles gelaufen“, sagte die zu Recht entnervte Berlinerin im „ZDF“.

Schweden protestieren – Mihambo im Pech

Die Schweden hatten Protest eingelegt. Die Entscheidung war richtig, denn bei Bauschkes Sprung wurde statt den Fuß der Po gemessen, der bei 6,79 in der Grube aufgekommen. Dennoch sind diese Pannen und der Umgang damit peinlich für den Veranstalter und eine Farce.

Bei Zehnkämpfer Kai Kazmirek hatte es tags zuvor eine ähnliche Situation gegeben.

Noch schlimmer für das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) war jedoch, dass die junge Malaika Mihambo dadurch nicht Dritte wurde. Die 20-Jährige sprang mit 6,65 m genauso weit wie die drittplatzierte Russin Darja Klischina in ihrem letztem Versuch.

Klischina sicherte sich aber Bronze, da ihr zweitbester Sprung zwei Zentimeter weiter als der von Mihambo (6,53 zu 6,51) war.

Roleder schnappt sich Bronze

So blieb es neben Diskus-Dominator Robert Harting (Bericht) bei nur einer weiteren Medaille am zweiten Tag der Wettkämpfe.

Die Leipzigerin Cindy Roleder stürmte zu Bronze über 100 m Hürden. Die 24-Jährige sicherte sich im Finale mit 12,82 Sekunden den größten Erfolg ihrer Karriere. Gold holte die Britin Tiffany Porter (12,76) vor Cindy Billaud (12,79) aus Frankreich.

Nadine Hildebrand wurde Sechste. Für die bis dato letzte deutsche Medaille hatte Carolin Nytra 2010 mit Bronze in Barcelona gesorgt. Franziska Hofmann (13,14/Chemnitz) war im Halbfinale ausgeschieden.

Starker Auftritt von Jakubczyk

Sprinter Lucas Jakubczyk sorgte ebenfalls für ein Highlight. Er lief unter den Augen von Superstar Usain Bolt hauchdünn an einer EM-Medaille über 100 m vorbei. Der 29 Jahre alte

Berliner kam im Finale von Zürich beim Sieg des Briten James Dasaolu (10,06) in 10,25 Sekunden auf Platz fünf und hatte letztlich drei Hundertstel Rückstand auf den Bronzerang. „Ich gehe stolz und zufrieden nach Hause“, sagte Jakubczyk im ZDF.

Der deutsche Rekordhalter Julian Reus war nach einer enttäuschenden Vorstellung im Halbfinale gescheitert. Der 26-Jährige kam nicht über Platz vier und 10,35 Sekunden hinaus und war damit drei Zehntel langsamer als bei seiner nationalen Bestmarke (10,05), die er Ende Juli bei der DM in Ulm erzielt hatte.

„Das war ein schlechter Lauf. So schnell geht das im Sport, vor zwei Wochen war noch alles gut“, sagte Reus.

Großer Kampf vergeblich

Auch für Ex-Europameisterin Verena Sailer kam das Aus schon im 100-m-Halbfinale – in 11,24 Sekunden fehlten ihr als Fünfter ihres Laufs zwei Hunderstel zum Finale.

Die deutschen Zehnkämpfer blieben trotz eines großen Kampfes ebenfalls ohne Medaille. Arthur Abele sicherte sich als Bester des DLV-Trios mit persönlicher Bestleistung von 8477 Punkten Platz fünf und lag damit nur 21 Zähler hinter dem Russen Ilja Schkurenjow auf Rang drei.

Gold sicherte sich der Weißrusse Andrei Krauchanka (8616) vor dem Franzosen Kevin Mayer (8521).

Kazmirek scheitert am Wetter

U23-Europameister Kai Kazmirek musste sich am Ende mit 8458 Punkten und Platz sechs begnügen, nachdem er zwischenzeitlich sogar auf Gold-Kurs gelegen hatte.

Das Wetterchaos in Zürich, das für eine zweistündige Unterbrechung im Stabhochsprung und Verzögerungen im gesamten Programm gesorgt hatte, ließ diesen Traum aber platzen.

Der Olympiasechste Rico Freimuth wurde mit 8308 Punkten Siebter.

Farah schreibt Geschichte

Läuferstar Mo Farah aus Großbritannien schrieb unterdessen mit seinem Triumph über 10.000 m Geschichte.

Der 31 Jahre alte Doppel-Olympiasieger ist der erste männliche Leichtathlet mit fünf Einzelmedaillen bei Europameisterschaften. Dafür gab es auch noch eine Umarmung von Usain Bolt.