Ulm – Nach 10,05 ist 9,99 das nächste große Ziel – sollte man eigentlich meinen und ist es wohl.
Zum Thema aber macht Julian Reus, der neue schnellste Deutsche der Geschichte das nicht.
„Unter 10 Sekunden? Das lässt mich kalt. Dabei gibt es so viele Dinge, die man nicht planen kann. Und deshalb macht es auch keinen Sinn, sich darüber einen Kopf zu machen“, sagt er.
Taten, keine Worte, das ist in dem Fall Reus‘ Devise. Er hat seine Taten zuvor ja für sich sprechen lassen.
Spielverderber Rückenwind
Bei der DM in Ulm ist Reus zum deutschen Rekord über 100 m gesprintet war, unterbot im Halbfinale in 10,05 Sekunden die 29 Jahre alte Bestmarke des Magdeburgers Frank Emmelmann um eine Hundertstel.
Im Finale stürmte er in 10,01 Sekunden sogar vor dem zeitgleichen Lucas Jacubczyk zum Titel – nur der um eine Kleinigkeit zu starke Rückenwind verhinderte den nächsten großen Wurf.
„Ich bin richtig baff gewesen“
„Dabei war der Rekord vor dem Zwischenlauf gar nicht präsent für mich. Ich bin richtig baff gewesen“, sagte Reus, der sich in den vergangenen drei Jahren konsequent zu einem europäischen Spitzensprinter entwickelt hat.
Am Sonntag verzichtete der Blondschopf auf die 200 m, um für die EM Kräfte zu sparen.
Hary glaubt an Reus und Co.
Der Wettkampf mit Aubameyang scheiterte letztlich am Veto von Borussia Dortmund, das sportlich wichtigere Ereignis haben Reus und seine Kollegen nun aber unmittelbar vor sich.
Vor dem Saisonhöhepunkt im Stadion Letzigrund (12. bis 17. August) liegen Reus und der Berliner Jacubczyk auf Platz fünf und sechs der europäischen Bestenliste, der Endlauf ist in Zürich absolut drin.
Und die Staffel, welche die in Ulm dritt- und viertplatzierten Aleixo-Platini Menga (10,20) und Sven Knipphals (10,21) komplettieren könnten, ist gar ein heißer Medaillen-Anwärter. „In Zürich ist einiges machbar“, sagte Sprintlegende Armin Hary, in Ulm Augenzeuge der Show seines Nachfolgers Reus.
Der wiederum wehrte jede Frage nach einer Medaillenprognose für die EM mit erhobenen Händen ab: „Da zählt meine Zeit von Ulm rein gar nichts mehr, das ist ein völlig neuer Wettkampf.“
Abheben wird Reus trotz des Höhenflugs im Donaustadion sicher nicht.