Erst Ljubomir Vranjes, jetzt Dagur Sigurdsson: Bei der Suche nach einem neuen Handball-Bundestrainer gibt es offenbar eine Wende.

Nach einem Bericht von „Spiegel Online“ soll der Isländer Sigurdsson die Nachfolge des erfolgslosen Martin Heuberger antreten. Der Deutsche Handballbund (DHB) sei sich mit dem 41 Jahre alten Trainer der Füchse Berlin bereits einig.

Der für die Neubesetzung zuständige DHB-Vizepräsident Bob Hanning – pikanter Weise zugleich Manager der Füchse – will davon auf SPORT1-Nachfrage aber nichts wissen: „Und wie viele sollen noch durchs Dorf getrieben werden?“, ärgert er sich.

Entscheidung spätestens im September

Tatsächlich sei die Entscheidung noch nicht gefallen. „Wir sind in der Endphase“, sagt Hanning, der zur Zeit bei der U-19-EM in Österreich weilt.

Der Neue werde auf jeden Fall bei den Länderspielen gegen die Schweiz am 20. und 21. September an der Seitenlinie stehen. „Wir haben aber die Hoffnung, dass wir schon bis zum Supercup Vollzug melden können“, hält Hanning am Zeitplan fest.

Der Supercup steigt am 19. August in Stuttgart zwischen Pokalsieger Füchse Berlin und Meister THW Kiel.

Sigurdsson: „Alles noch Spekulation“

Auch von Sigurdsson war am Freitag nicht mehr zu erfahren: „Davon weiß ich nichts. Ich werde das auch nicht kommentieren. Jeder weiß, das ist kein Geheimnis, dass ich 2010 schon mal einer der Kandidaten war. Jetzt ist alles noch Spekulation. Ich bin mit meiner Mannschaft voll in der Saisonvorbereitung und darauf konzentriere ich mich“, sagte Sigurdsson der „B.Z“.

Wolfgang Gütschow, Manager von Sigurdsson, teilte lediglich mit: „Wir berichten etwas, wenn es etwas zu berichten gibt.“

Füchse-Macher Hanning wollte eine eventuelle Doppelbelastung Sigurdssons bei SPORT1 nicht kommentieren und sagte lediglich: „Wenn der DHB auf die Füchse zukommt, werden wir uns damit beschäftigen.“

Schwenker gegen längere Doppellösung

Zuletzt galt der Schwede Vranjes von Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt als Favorit für den vakanten Posten.

„Es ist wahr, dass es Gespräche mit mir und dem DHB gegeben hat. Ich bin anscheinend einer der drei noch übrigen Kandidaten“, sagte Vranjes, der aber gleichzeitig betonte, seinen bis 2017 laufenden Vertrag in Flensburg definitiv zu erfüllen.

Eine derart langfristige Doppelfunktion findet bei der Handball-Bundesliga aber keine Zustimmung. „Eine gewisse Übergangsfrist wird man in Kauf nehmen müssen. Langfristig aber ist eine Doppelfunktion keine Lösung. Für eine Doppelfunktion über zwei oder drei Jahre wird es keinen Konsens geben“, sagte DKB-HBL-Präsident Uwe Schwenker.

Auch Serdarusic im Gespräch

Sigurdssons Vertrag bei den Füchsen wurde im Sommer 2012 ebenfalls bis 2017 verlängert. Interessant dabei ist natürlich die Doppelfunktion von Hanning.

Er versicherte zuletzt, dass es „keine Übergangslösung“ geben werde. Der neue starke Mann solle das Team nicht nur zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Katar, sondern auch zur Heim-WM 2019 und zu den Olympischen Spielen 2020 führen.

Der dritte Kandidat soll laut Spiegel Online der ehemalige Kieler Meistermacher Noka Serdarusic gewesen sein. „Es wird jemand sein, der schon bewiesen hat, dass er erfolgreich arbeiten kann“, sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer zuletzt.

Sigurdsson hat Doppeljob-Erfahrung

Das trifft auf Sigurdsson zu. Er hat zudem in Berlin auch immer wieder junge Spieler an das Bundesligateam herangeführt und weiterentwickelt.

Seit 2009 ist der 215-malige Nationalspieler in der Hauptstadt tätig, dabei übte er anfangs auch eine Doppelfunktion aus. Von 2008 bis 2010 arbeitete er als österreichischer Nationaltrainer.