Von Raphael Weber

München – Bob Hanning kann die Verpflichtung offiziell verkünden.

„Sehr froh“ zeigt er sich, dass sich der Wunschkandidat in seinem Sinne entschieden habe. Der spricht gar von einer „Lebensaufgabe“, die er mit seinem neuen Team vor sich hat.

Drago Vukovic wird also ab 2015 für die Füchse Berlin spielen, für die Hanning als Geschäftsführer aktiv ist.

In seiner anderen Funktion als DHB-Vizepräsident kann oder will Hanning auf SPORT1-Nachfrage nichts verkünden.

Auch wenn sich die Suche nach einem neuen Bundestrainer immer stärker auf einen Namen zuspitzt: Ljubomir Vranjes.

Hanning hält sich bedeckt

Die „Wetzlarer Neue Zeitung“ ist am Dienstag vorgeprescht: Der Trainer der SG Flensburg-Handewitt wird Nachfolger von Martin Heuberger, verkündet das Blatt.

Der Deutsche Handballbund habe sich für den Erfolgscoach entschieden. Andere Kandidaten – unter ihnen der frühere Wetzlar-Trainer Velimir Petkovic – seien aus dem Rennen.

Hanning will dies weder bestätigen noch dementieren: „Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab. Wenn es etwas zu berichten gibt, werden wir das tun“, sagt er zu SPORT1.

Hanning bekräftigt erneut, dass der DHB bis September einen neuen Bundestrainer präsentieren wird, möglicherweise sogar schon Ende August: „Dazu stehe ich, auch dazu, dass wir mit drei Kandidaten in Gesprächen sind. Wir werden auf jeden Fall eine gute Lösung finden.“

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Vranjes bestätigt Gespräche

Vranjes, der Flensburg gegen Kiel sensationell zum Gewinn der Champions League geführt hatte, hatte zuvor Besprechungen mit dem DHB bestätigt.

„Es hat Gespräche gegeben, aber es muss auch einfach vieles passen“, sagte der 40-jährige Schwede der dänisch-deutschen Tageszeitung „Flensborg Avis“.

Allerdings ist er offenbar nur in Doppelfunktion bereit, den Bundestrainerjob zu übernehmen: „Bei der SG mache ich auf jeden Fall weiter.“

Der Vertrag des Schweden war 2012 bis 2017 verlängert worden. Seit 2010 ist Vranjes in Flensburg.

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Bundestrainer in Doppelfunktion?

Zumindest beim DHB sieht man darin wohl kein Problem.

Es werde keine Übergangslösung geben, teilte Hanning dem „SID“ mit. Ob als Folge daraus eine Doppelfunktion des neuen Mannes in Verein und Nationalmannschaft ausgeschlossen sei, wollte der DHB-Vizepräsident auf SPORT1-Nachfrage nicht kommentieren.

In jedem Fall soll der neue Mann Deutschland nicht nur bei Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Katar trainieren, sondern das DHB-Team auch zur Heim-WM 2019 und den Olympischen Spielen 2020 führen.

Suche kurz vor Abschluss

Die Suche steht kurz vor dem Abschluss, wie DHB-Präsident Bernhard Bauer bekräftigt. Sechs Wochen nach der Trennung von Heuberger sei man in „letzten Gesprächen“ mit einem potenziellen Nachfolger: „Wir sind schon ein ganzes Stück weiter“

Auch seine Beschreibung des neuen Bundestrainers würde auf Vranjes passen: „Es wird jemand sein, der schon bewiesen hat, dass er erfolgreich arbeiten kann.“

Neben dem Champions-League-Sieg führte Vranjes Flensburg von 2011 bis 2014 viermal nacheinander das Finale des DHB-Pokals und gewann 2012 den Europapokal der Pokalsieger.

Auch international hat er sich schon bewiesen: Serbiens Nationalmannschaft betreute Vranjes letztes Jahr in zwei entscheidenden Qualifikations-Spielen und führte sie zur EM nach Dänemark.

Flensburg dementiert Komplett-Abgang

Entsprechend vehement dementierte Flensburg einen möglichen Komplettabgang des Erfolgstrainers, der nach dem Champions-League-Sieg sogar ein Angebot des französischen Top-Klubs Paris St. Germain vorliegen hatte.

„Wir haben immer gesagt, dass wir in Notsituationen helfen würden. Aber die Meldung ist falsch. Ljubomir Vranjes bleibt mindestens bis 2017 Trainer der SG“, stellte Geschäftsführer Dierk Schmäschke klar.

Per Pressemitteilung fügte er später hinzu: „Wir haben einen der besten Trainer der Welt und freuen uns grundsätzlich über die Anfrage des DHB – aber wilde Spekulationen lassen wir nicht zu.“

Allerdings sagte Schmäschke auch: „Grundsätzlich sind alle Vereine der Bundesliga bereit, den DHB und die Nationalmannschaft nicht nur in schwierigen Zeiten zu unterstützen – gerade im Hinblick auf die WM bereits im Januar in Katar.“

Die Doppelfunktion – ein Problem

Die Spekulation über eine Doppelfunktion Vranjes‘ fing Schmäschke mit seinen Statements allerdings nicht ein.

Die könnte in jedem Fall Probleme aufwerfen, gerade über den längeren Zeitraum, von dem die Rede ist: Interessenskonflikte zum einen, aber auch die schiere Belastung.

Man erinnere sich: Vor wenigen Wochen erst war im Gespräch, dass Alfred Gislason, Meistertrainer von THW Kiel, in Doppelfunktion als DHB-Coach arbeiten könnte.

Die Kieler schoben direkt einen Riegel vor. Gislason arbeite bereits „am Anschlag“.

Keine schnelle Einigung

Eine noch schnellere Einigung wird es laut Hanning aber ohnehin nicht geben.

„In den nächsten Wochen wird nichts passieren, weil ich in Linz bei der Jugend-Europameisterschaft bin“, sagte der DHB-Vize SPORT1. Diese dauern noch bis zum 3. August.

Der Termin für das Debüt des neuen Bundestrainers steht indes schon:

Das DHB-Team wird WM-Saison 2014/15 am 20. und 21. September mit zwei Partien in Göppingen und Ulm eröffnen.

In beiden Partien ist die Schweiz der Gegner.