Für Sandro Wagner war seine ausgebliebene Nominierung für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland ein schwerer und unerwarteter Rückschlag. Das hat der 37-Jährige nun noch einmal betont und dabei auch über sein Verhältnis zum früheren Bundestrainer Joachim Löw gesprochen, das lange als zerrüttet galt.
„An solchen Entscheidungen ist immer ein ganzes Trainerteam beteiligt. Im Nachgang, von dem, was ich gehört habe, war nicht nur Jogi dabei, sondern auch Miro (Miroslav Klose; Anm. d. Red.) und Sorgo (Marcus Sorg) dabei. Das waren auch Entscheidungsträger. Nicht nur Jogi”, schilderte Wagner im Bild-Podcast Phrasenmäher.
Dennoch war Wagner, der zu dieser Zeit beim FC Bayern unter Vertrag stand, von der Entscheidung gegen ihn sehr enttäuscht. Er schilderte, dass er mit seiner Freundin und einem anderen Freund im Auto auf dem Rückweg aus Italien gewesen sei, da er dort einen Termin beim Notar hatte. Andere Spieler der Münchner hätten dem heutigen Coach des FC Augsburg bereits in freudiger Erwartung geschrieben, doch er wartete vergeblich auf eine Nominierung.
Wagner: „Das hat sehr wehgetan“
„Irgendwann gegen kurz vor 23 Uhr habe ich den Anruf von Jogi bekommen. Ich hatte mein Handy auf Lautsprecher gestellt, weil ich während der Fahrt nicht telefonieren wollte. Meine Freundin und ein Freund haben mitgehört. Ich kenne den genauen Wortlaut nicht mehr, aber ich weiß noch, dass ich im Hintergrund Weingläser gehört habe“, sagte Wagner, der dann erfahren habe, dass er nicht dabei sei.
Das sei “dann einfach so gewesen”, eine Trainerentscheidung, fügte er an. „Das hat wehgetan. Das hat sehr wehgetan. Aber so ist der Fußball. Damit muss man umgehen. Eine WM als Spieler mitzunehmen, wäre cool gewesen. Ich war im Flow, überzeugt, dass ich in dieser kurzen Phase der beste deutsche Stürmer war, und habe auch eine gute Energie in die Gruppe gebracht.“
„Das war einfach dumm“
Wagner kann die Entscheidung bis heute nicht nachvollziehen. „Selbst wenn ich nicht gespielt hätte, war ich super beliebt innerhalb der Mannschaft. Ich habe im Training gepusht, war ein geiler Einwechselspieler, was Power anging. Es gab keine wirklichen Gründe. Deswegen fand ich das komisch.“ Mittlerweile sieht der Ex-Profi die Situation jedoch anders, weil er nun auch die Sichtweise eines Trainers kennt.
Der Ex-Profi war damals nach dem WM-Aus aus dem DFB-Team zurückgetreten und hatte indirekt den Vorwurf erhoben, Löw akzeptiere nur Ja-Sager. Löw hatte das wiederum gekontert: „Ich empfinde es als Kritik gegenüber seinen Kollegen, die auch spielen. Er stellt manche dar, die bei uns schon ewig spielen, die zu den Führungsspielern gehören, als wären sie ausgemachte Vollidioten.“
Eine kleine Schlammschlacht, die Wagner mittlerweile bereut. „Im Nachgang hätte ich mich nicht so in den Mittelpunkt stellen sollen. Das war einfach dumm. Ich weiß gar nicht, weshalb ich das gemacht habe“, sagte er und versicherte, dass seine Beziehung zu Löw heute wieder intakt sei: „Jogi Löw ist eine Trainerlegende, er hat uns zum Weltmeister gemacht.“
Zur Beziehung zu seinen Ex-Trainern merkte er an: “Der Schlüssel bei jedem Trainer, bei dem ich funktioniert habe, war nur eine Kleinigkeit: Sie haben den Zugang zu mir als Mensch gefunden. Wenn du den Zugang zu mir als Mensch gefunden hast, hätte ich da draußen sportlich für dich getötet.“ Bei Löw hätte dies „eine Zeit lang“ funktioniert. „Irgendwann hat er den Schlüssel verloren.“