Für seine Verhältnisse reagierte er fast schon emotional. „Es fühlte sich gut an“, gab Daniel Svensson nach dem Achtelfinal-Einzug bei der Klub-WM einen Einblick in sein Gefühlsleben. Mit geballter Faust bejubelte er sein insgesamt zweites Tor für den BVB. „Fußball kann sehr emotional sein. Ich würde aber nicht sagen, dass ich der emotionalste Typ bin“, erklärte er.
Der Youngster schoss den BVB mit seinem Treffer zum Sieg (1:0) und wurde im Anschluss von der FIFA als ‚Man of the Match‘ ausgezeichnet. Große Jubelposen wird es bei Svensson aber wohl nie geben. „Ruhig. Ich bin ein demütiger Typ, der hart arbeitet“, beschrieb sich der Schwede bereits vor dem Spiel selbst. Mit dieser Einschätzung trifft er ins Schwarze.
Fest steht: Bei seiner Verpflichtung lagen die BVB-Bosse goldrichtig. Der 23-Jährige schlug bei Borussia Dortmund voll ein. Dass er so eine wichtige Rolle einnehmen könnte, hätten ihm bei seinem Wechsel wohl nur wenige zugetraut.
„Natürlich konnte man das nicht vorhersehen oder erwarten. Eine meiner Stärken ist aber, dass ich mich sehr gut anpassen kann“, so Svensson.
Im Februar kam der Schwede vom dänischen Klub FC Nordsjaelland ins Ruhrgebiet – zunächst auf Leih-Basis, dann für, verhältnismäßig schlappe, sechseinhalb Millionen Euro fix.
„Ich habe so etwas noch nicht erlebt“
Nach leichten Anlaufschwierigkeiten, zurückgeworfen durch einen Innenbandanriss im Knie, zählte Svensson spätestens ab April zum Stammpersonal unter Nico Kovac. Dieser hatte im Februar den BVB übernommen.
„Daniel ist ein Laufwunder. Ich habe so etwas in der Form noch nicht erlebt, wie viel er läuft“, lobte Kovac – übrigens nicht zum ersten Mal. Der 53-Jährige ist vor allem auch von dem Verhalten seines Schützlings außerhalb des Platzes angetan – ein Vollprofi durch und durch. Auch deshalb zählt er zu Kovacs Lieblingen.
Für den Skandinavier sind die Wetterbedingungen, die in den USA vorherrschen, gewöhnungsbedürftig. „Es ist anders, es ist hart. Aber das geht dem ganzen Team so. Und die Bedingungen haben ja auch die anderen Mannschaften“, so Svensson und fügte hinzu: „Ich brauche eine Menge Sonnencreme.“
Trotzdem: Anmerken lässt er sich davon, anders als die meisten seiner Teamkollegen, allerdings nichts. „Ich weiß nicht, ob Laufwunder der richtige Begriff ist. Aber ich kann schon viele Meter machen. Hier ist es natürlich deutlich anstrengender. Aber das ist einfach Teil meines Spiels“, meinte der Linksverteidiger.
BVB-Glücksgriff sieht Luft nach oben
Egal ob neuer Klub, neue Spielphilosophie, deutlich höheres Tempo und Qualität oder ungewohnte Bedingungen – Svenssons größte Stärke ist wohl seine schnelle Anpassungsfähigkeit. Luft nach oben sieht er dennoch – in vielen Bereichen.
„Man kann sich immer verbessern. Ich kann in den Eins-gegen-Eins-Situationen noch besser werden, in der Vorwärtsbewegung. Aber ich bin ja auch noch jung und lernwillig“, so Svensson auf SPORT1-Nachfrage. Insbesondere diese Eigenschaften beeindruckt die BVB-Bosse.
Doch auch abseits des Fußballplatzes sieht er Optimierungsbedarf. Als er in der Mixed Zone nach dem Spiel darauf angesprochen wurde, ob er lieber auf Englisch oder Deutsch sprechen würde, entgegnete er: „Englisch. Hoffentlich bald auf Deutsch, aber aktuell lieber Englisch.“
Und dann gibt es ja auch noch eine andere Sportart, die es ihm angetan hat: Golf. Manchmal spielt er sogar mit seinem „norwegischen Freund“ Julian Ryerson, mit dem er die skandinavische Wing-Back-Achse des BVB bildet.
Angesprochen auf seine Handicap-Zahl entgegnete er: „Darüber spreche ich nicht.“ Sekunden später murmelte er dann doch vor sich hin: „15“. Ein absolut vorzeigbarer Wert! Aber genau das ist es, was ihn so auszeichnet: demütig sein und tiefstapeln.