Der 1. FC Köln feiert als Meister die Rückkehr in die Bundesliga. Daran hatte auch Friedhelm Funkel seinen Anteil. Der 71-Jährige war zwei Spieltage vor Saisonende für den entlassenen Gerhard Struber als Trainer am Geißbockheim eingesprungen.
Eigentlich hätte Funkel sich eine Zukunft bei seinem Herzensverein vorstellen können, wie er im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 bekräftigte: „Ich war wirklich bereit, weiterzumachen, weil ich den 1. FC Köln das dritte Mal trainiert habe und der 1. FC Köln ein besonderer Verein ist.“
„Ich habe sehr, sehr schnell eine gute Beziehung zur Mannschaft gefunden. Das war sehr wichtig, um in nur 12, 13 Tagen etwas bewegen zu können. Dann wollte ich in der Tat weitermachen“, sagte er.
„Eine gewisse Unsicherheit war da“
Jedoch habe Funkel „gespürt, am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, dass – und das ist auch völlig in Ordnung – so mancher andere Vorstellungen hatte und in dem Gremium, die das letztendlich entscheiden.“ Er habe eine gewisse Unsicherheit gespürt, „mit mir weiterzumachen“.
„Und wenn du als Trainer nicht die hundertprozentige Rückendeckung am ersten Tag deiner Tätigkeit hast, wann willst du sie dann bekommen? Deswegen habe ich mich dann entscheiden, es war ein schwerer Schritt, dem 1. FC Köln abzusagen, aber ich glaube, es war ein vernünftiger Schritt. Wenn das Vertrauen nicht vom ersten Tag an da ist, dann hat es keinen Zweck“, erklärte Funkel.
Der Trainer-Routinier beschrieb, wie die Woche ablief: „Ich stand mit Thomas Kessler am Montagabend in Kontakt, und er hat mir dann versichert, dass er im Laufe der Woche mit mir sprechen wird, weil er auch in der Luft hing. Er wusste auch nicht, wie es mit ihm weitergeht. Erst Donnerstagmorgen ist er zum Sportdirektor ernannt worden, und er ist dann mit der Aufgabe betraut worden, einen Trainer zu suchen. Ich glaube, dass Thomas mit mir weitermachen wollte.“
Neben Gerhard Struber musste zuvor auch Sportgeschäftsführer Christian Keller gehen.
Funkel: „Wollte mich nicht hinhalten lassen“
„Wir haben sehr, sehr gut miteinander gearbeitet in den 14 Tagen, aber er ist eben erst ein oder zwei Tage im Amt gewesen und hatte noch nicht die Befugnis, allein über den Trainer zu entscheiden. Ich glaube, dann wäre ich Trainer geworden“, erzählte Funkel: „Es ist ein siebenköpfiges Gremium, das über die Trainersituation entscheidet, und da habe ich das Gefühl gehabt, nicht die Mehrheit des Vertrauens zu haben. Ich wollte mich dann nicht hinhalten lassen, aber ich wünsche dem 1. FC Köln alles, alles Gute.“
Für Funkel hätte sein Alter keine Rolle gespielt. „Ich hätte es mir zugetraut. Wir haben ein sehr großes Trainerteam, das sind alles Fachleute, die sind alle sehr, sehr gut. Ich musste sie nicht erst jetzt in den 14 Tagen kennenlernen, die waren auch schon 2021 acht oder zehn Wochen lang mit mir zusammen. Das erleichtert einem Trainer ungemein die Arbeit“, sagte er.
„Es macht mir aber wahnsinnig Spaß. Ich bin gesund, das ist ein großes Glück, das ich genieße. Ich möchte einfach noch weiterarbeiten, weil ich mich dazu imstande fühle, deswegen will ich noch nicht aufhören.“
„Menschlichkeit verloren gegangen“
Dennoch gab es etwas, dass Funkel störte: „Was mir in den letzten Jahren immer wieder aufgefallen ist, dass viel an Menschlichkeit verloren gegangen ist, auch im Fußball.“
Schließlich philosophierte Funkel noch über den perfekten Köln-Coach: „Die Mannschaft braucht einen Trainer, der ihr vertraut, der mit den Spielern gut umgehen kann, der eine gewisse Empathie ausstrahlt und vor allen Dingen, und das ist ganz wichtig in Köln, der sich mit dem Umfeld in Köln identifiziert, der sich auch mal in der Stadt sehen lässt, der mit den Fans auch mal ein Bier trinkt.“
Das höre sich banal an, aber „das ist ganz, ganz wichtig, gerade an dem Standort Köln. Man muss sich öffnen als Trainer, man darf nicht zu verschlossen sein und zu zurückhaltend, sondern man muss offen an die Aufgabe rangehen.“
Ob Funkel nochmals auf die Trainerbank zurückkehren wird, ist offen. „Ich habe das in den letzten Jahren ein paar Mal gemacht, in Köln, Kaiserslautern und jetzt wieder Köln. Zwischenzeitlich kann ich dann immer auch – und das ist das Positive an diesen zeitlich limitierten Jobs, die ich habe – das Leben genießen, viel Urlaub machen. Das ist ja auch nicht das Schlechteste“, schloss er.