Günter Netzer ist eine Ikone von Borussia Mönchengladbach. Bei den Fohlen war der Welt- und Europameister einer der großen Widersacher des FC Bayern – und genau dieser wollte den heute 80-Jährigen in einem verrückten Transfer einst an sich binden.
Netzer selbst erzählte die erstaunliche Geschichte nun zum ersten Mal selbst. Der legendäre Spielmacher war einem Wechsel nach München deutlich näher als bisher bekannt.
„Als ich 1973 von Mönchengladbach zu Real Madrid gewechselt war, rief mich der damalige Bayern-Manager Robert Schwan an: Er sei in Madrid, ob wir uns treffen wollen“, enthüllte Netzer im Mitgliedermagazin „51″ des FC Bayern.
Netzer zu Bayern-Boss: „Seid ihr noch ganz dicht?“
„Ich fuhr ins Hotel Ritz, bis heute eines der besten Hotels in Madrid, es war Sommer, 40 Grad, ich trug saloppe Klamotten – da haben sie mich in der Lobby gleich wieder rausgeschmissen: Einlass nur mit Jackett, besser noch mit Krawatte“, führte Netzer aus.
Schwan habe ihm dann die entsprechende Kleidung organisiert, dann sei es im Gespräch schnell zur Sache gegangen. Der Bayern-Boss von einst sagte zu Netzer: „,Wir wollen dich verpflichten!‘ Ich kippte fast vom Stuhl: ‘Seid ihr noch ganz dicht? Ihr hattet zehn Jahre Zeit, mich aus Gladbach zu holen. Ich möchte dich erinnern: Ich bin jetzt seit vier Wochen bei Real – ich kann nicht gleich wieder abhauen.‚„
Der waghalsige Vorstoß der Bayern scheiterte am Ende auch am Machtwort des ehrwürdigen Patrons Santiago Bernabéu. Dieser meinte demnach: „,Eher sitzt der Netzer die drei Jahre seines Vertrags neben mir und schaut sich so unsere Spiele an.‘“
Er bedaure nichts, meinte Netzer. Aber: „Mal im Bayern-Trikot zu spielen, wäre natürlich ein Traum gewesen. In Gladbach hatte ich mein kleines Reich, ich war bestens aufgehoben, unser aller Bewunderung galt dennoch auch dem FC Bayern.“
Netzers tiefe Bewunderung für den FC Bayern
Ob das mit München funktioniert hätte, stehe auf einem anderen Blatt: „Ich habe mal gehört, der damalige Präsident Wilhelm Neudecker mochte meine langen Haare nicht. Auch in Gladbach haben sie ja oft gesagt, ich sei zu extrem – Gott sei Dank habe ich den Ball vernünftig getroffen, sonst hätten sie mich bei meinen Eskapaden zum Teufel gejagt.“
Bis heute bewundert Netzer den FCB, der in Kürze sein 125-jähriges Jubiläum feiert. Es handele sich zweifellos um einen der drei größten Klubs in der Fußballhistorie.
Netzer schwärmte: „Der Geist, der an der Säbener Straße herrscht, der diesen Verein groß werden ließ, ist bis heute zu spüren, und ich sehe nichts, was mich glauben macht, dass er sich verflüchtigt. Ich wünsche dem deutschen Fußball, dass er weiter auf sein Flaggschiff FC Bayern stolz sein kann. Dieser Verein ist ein Geschenk für die Bundesliga und für alle Fußballfans, Rivalität hin oder her.“