Julian Nagelsmann sieht sich als Teamplayer. „Ich bin nicht der Patriarch, der vorne steht und alles alleine entscheidet“, sagte der Bundestrainer im „Spielmacher“-Podcast von 360Media mit Sebastian Hellmann und ergänzte: „Ich habe ein ganz wichtiges Credo: dass jeder in meinem Staff eine gewisse Verantwortung hat.“
Durch das übertragene Vertrauen sieht Nagelsmann eine größere emotionale Bindung. „Wenn du in deinem Verantwortungsbereich Dinge entscheidest, dann lebt das Ganze auch viel mehr, weil du dich mehr ärgerst, wenn es nicht funktioniert, weil du dich mehr freust, wenn es funktioniert“, sagte der 36-Jährige.
Beide Emotionen, die negativen wie die positiven, würden mehr auslösen, „als wenn du neutral mit schwimmst“.
Von der deutschen Nationalmannschaft erwartet Nagelsmann bei der am 14. Juni mit dem Spiel gegen Schottland beginnenden Heim-EM „Mut und eine gewisse Risikobereitschaft“.
„Möchte, dass meine Mannschaft mich unterhält“
Dabei soll sein Team auch attraktiven Fußball zeigen: „Es kostet extrem viel Geld, ein Spiel anzuschauen. Die Menschen wollen unterhalten werden. Ich im Übrigen auch. Wenn ich das Spiel von außen anschaue, möchte ich auch, dass meine Mannschaft mich unterhält und es nicht sterbenslangweilig ist.“
Nagelsmann hatte im vergangenen September Hansi Flick als Bundestrainer abgelöst. Bis jetzt sei es „eine coole Reise“ gewesen, meinte er. „Ich finde, dass wir beides erlebt haben: sehr große Tristesse nach dem Österreich-Spiel und sehr viel Vorfreude gerade nach dem Frankreich-Spiel. Von dem her gab es schon dieses Tal, das wir durchschritten haben, und auch den hohen Berg, den wir hochgegangen sind.“
Für die EM hofft Nagelsmann, „dass wir oben am Berg bleiben“.
Als Vaterfigur betrachtet Julian Nagelsmann derweil Rudi Völler. „Rudi ist wie eine Papa-Figur, auch für mich als jungen Trainer, der mir die nötige Ruhe gibt“, sagte der Bundestrainer über den DFB-Sportdirektor im „Spielmacher“-Podcast von 360Media mit Sebastian Hellmann.
Nagelsmann schwärmt von Völler
Besonders bei der anstehenden Heim-EM erhofft sich Nagelsmann vom Weltmeister von 1990 wertvolle Tipps. „Ich verstehe mich gerade auf menschlicher Basis extrem gut mit ihm, er ist ein Ruhepol mit viel Turniererfahrung“, sagte Nagelsmann.
Auch für die Mannschaft sei Völler ein wertvoller Ansprechpartner. „Jeder Spieler“, betonte Nagelsmann, „kann mit ihm reden und hat immer ein gutes Gefühl, wenn er auf Rudi Völler zugeht.“ Völler habe „immer eine gute Anekdote, einen lockeren Spruch“, das sei „sehr, sehr angenehm“.
Völler zeichne sich durch seine Bodenständigkeit aus. „Er ist sehr nahbar, ist ein ganz normaler Typ. Deshalb liebt ihn jeder“, sagte Nagelsmann und plauderte Interna aus seiner Familie aus: „Selbst meine Schwester hat als Kind gesagt, dass sie eine Heißluftballon-Fahrt mit Rudi Völler machen wolle. Ich habe Rudi schon gesagt, es kann sein, dass ich ihr das schenken muss, wo ich jetzt einen persönlichen Draht zu ihm habe. Er hat gesagt, kein Problem, macht er dann. Das würde er wahrscheinlich auch mit jedem anderen machen. So ist er halt.“