Adeyemi machte den Robben! Rechts antäuschen, dann nach links in die Mitte ziehen uns den Ball ins lange Eck schlenzen. Diese Bewegung wurde einst zu Arjen Robbens Markenzeichen.

Eine mustergültige Kopie des Robben-Tricks gelang Karim Adeyemi bei seinem Führungstor für den BVB gegen Union Berlin (2:0). Von der Unterkante der Latte sprang der Ball ins Netz – Traumtor.

„Im Training wird das trainiert und im Spiel wird dann hoffentlich getroffen und das ist mir gelungen“, freute sich der Torschütze nach dem Spiel. Dass Adeyemi überhaupt erst in diese Position gekommen war, ermöglichte ein Taktik-Kniff von Trainer Edin Terzic.

BVB-Trainer Terzic stellt um – Adeyemi trifft

Der 22-Jährige stand erstmals – über zwei Monate nach seinem Syndesmosebandanriss – wieder in der BVB-Startelf. Der Vertreter von Donyell Malen, der mit einer Geldsperre fehlte, hatte zu Beginn einen schweren Stand.

Adeyemi agierte glücklos und unsicher. Erst spielte er einen aussichtsreichen Konter nicht sauber aus (24. Spielminute), dann führten unkonzentrierte Ballverluste zu gefährlichen Kontern für Union (24., 30.). Es schien so, als würde Adeyemi an seine bisherigen Saisonleistungen in der Bundesliga anknüpfen (13 Einsätze, eine Vorlage, kein Tor).

„Es war nicht perfekt von meiner Seite. Ich hätte mehr Chancen kreieren und öfter ins Eins gegen Eins gehen können. Das ist mir erst so ab 30 Minuten gelungen“, analysierte der Offensivspieler.

Und damit hatte er recht. Denn nach etwa einer halben Stunde stellte Terzic um: Adeyemi und der blass gebliebene Jadon Sancho wechselten die Seiten. An Adeyemis Spielweise änderte das einiges: Mit seinem starken linken Fuß versuchte er jetzt nicht mehr nur mit Flanken seine Mitspieler zu bedienen, sondern selbst den Abschluss zu suchen.

Und wie erfolgreich das sein kann, wurde keine zehn Minuten später offensichtlich: Mit seinem ersten Vorstoß über die rechte Seite brachte er den BVB sehenswert in Führung (41. Spielminute).

„Das Tor zeigt sein Talent. […] Das hat er richtig toll gemacht“, lobte Terzic und weiter: „Das war jetzt sein erstes Bundesliga-Tor in dieser Saison für ihn. Das ist schwer vorstellbar, wenn man seine Qualitäten und sein Potenzial kennt.“

Adeyemi macht den Robben – ein Modell für die Zukunft?

Ob Adeyemi in Zukunft wieder in genau diese Situationen kommt, hängt stark davon ab, auf welcher Seite er zum Einsatz kommt.

Seit der Rückrunde der vergangenen Saison – mit Ausnahme des Spiels im November gegen den VfB Stuttgart – spielte der 22-Jährige für den BVB auf der linken Seite. Anders als zu Beginn seiner Dortmund-Zeit, als er immer über rechts stürmte. Jetzt also wieder alles auf Anfang? „Wir wünschen, dass wir das als Kickstart benutzen und er jetzt noch häufiger in solche Szenen kommt“, meinte Terzic.

Ein Kickstart, den der BVB dringend benötigt, denn auch gegen Union Berlin zeigten sich die altbekannten Probleme der Dortmunder deutlich.

Terzic wird sich auf jeden Fall Gedanken machen, ob der Taktik-Kniff nicht auch ein Modell für die Zukunft ist. Denn die Umstellung sorgte dafür, dass der BVB und allen voran der zuletzt viel kritisierte Trainer etwas durchatmen können – dank eines Adeyemi in Robben-Manier.

Manfred "Manni" Sedlbauer, Jahrgang 1994, geboren und aufgewachsen in Dachau bei München. Während seines Sportökonomie-Studiums schrieb er für die Regionalzeitung des Münchner Merkur. Nach diversen...