Noch vor knapp einer Woche herrschte bei Thomas Tuchel große Erleichterung. Schließlich erweiterte die Verpflichtung von Eric Dier den Handlungsspielraum in der dünn besetzten Defensive des FC Bayern.
„Dadurch kriegen wir in erster Linie Leon Goretzka frei für das Mittelfeld“, sagte Tuchel. „Er muss dann hoffentlich nicht mehr von linker Acht auf rechter Innenverteidiger wechseln, was er immer sehr, sehr gut gemacht hat.“ Tuchels Hoffnungen könnten zunächst jedoch ein frommer Wunsch bleiben.
Denn zwischenzeitlich waren im Trainingslager der Bayern im portugiesischen Faro vor dem Abflug am Donnerstag neue Sorgen aufgetreten. Die Personalnot in der Abwehr blieb damit vorerst ein Thema.
Dier reist aus Trainingslager ab
Zumal Winterneuzugang Eric Dier am Dienstag aus Portugal schon wieder abgereist war. Allerdings aus positivem Anlass: Der 30-Jährige wird zum ersten Mal Vater.
„Das ist ein sehr guter Grund, um abzureisen, aber sportlich und für ihn persönlich ist es natürlich doof“, befand Tuchel. „Er hatte drei gute Trainingseinheiten mit uns und hätte natürlich jede Trainingseinheit jetzt auch aufgesaugt, um schnell anzukommen. Wir hoffen, dass wir vielleicht sogar am Freitag mit beiden Verteidigern in die Vorbereitung für Bremen gehen.“
Dennoch erschwert sein Fehlen die Integration in sein neues Team und das Einstudieren der Abläufe. Zumal Dier zuletzt bei Tottenham Hotspur kaum gespielt hat, sich mitunter sogar nur auf der Tribüne wiederfand.
„Ich setze immer viel daran, dass ich fit bin, das habe ich auch in den letzten Monaten gemacht und ich fühle mich gut“, hatte Dier bei seiner Vorstellung in München am vergangenen Wochenende bekräftigt.
Immerhin: Gegen Werder am Sonntag dürfte dann auch Matthijs de Ligt mit von der Partie sein, wie Tuchel am Mittwoch bestätigte. „Wir hatten Glück im Unglück, die Bilder sind gut. Er kann heute Lauftraining machen, wollte sogar schon wieder anfangen, aber wir müssen ein bisschen vorsichtig sein. Das ist schmerzabhängig, keine Langzeitverletzung. Wir hoffen, dass er am Freitag zurück ins Training kann und dann auch spielen kann am Sonntag.“
De Ligt: Pause erneut wegen Knieverletzung
Der Niederländer hatte sich im Trainingslager eine Kapselverletzung im linken Knie zugezogen und deswegen eine Trainingspause einlegen müssen – wieder einmal.
Erst im November fehlte de Ligt wochenlang wegen eines Innenbandanrisses im Knie. Insgesamt kommt der Defensivstar in dieser Saison nicht wirklich in Tritt, in der Bundesliga stand er bei neun Einsätzen nur zweimal über 90 Minuten auf dem Platz.
Transfergerüchte sorgten in dieser Woche für zusätzliche Unruhe um seine Person. Laut Sky soll de Ligts früherer Ajax-Trainer Erik ten Hag den Verteidiger im Sommer zu Manchester United holen wollen. De Ligt, der 2022 für satte 67 Millionen Euro von Juventus kam, soll demnach unzufrieden sein, dass er hinter Sommerneuzugang Min-jae Kim und Dayot Upamecano im Normalfall nur noch Innenverteidiger Nummer drei ist.
Auch Upamecano angeschlagen
Apropos Upamecano. Der Franzose musste am Dienstag ebenfalls eine Trainingspause einlegen. Der 25-Jährige soll aber nur leicht angeschlagen sein, konnte tags darauf bereits wieder mittrainieren.
So oder so bleiben für Tuchel vor dem Rückrundenstart gegen Bremen noch einige Fragezeichen im Personalpuzzle. Definitiv nicht zur Verfügung steht Kim, der mit Südkorea aktuell beim Asien-Cup weilt. Als einzig gelernter Innenverteidiger blieb im Trainingslager zuletzt nur noch der erst 16-jährige Ljubo Puljic übrig. Der Kroate verfügt bislang jedoch über die Erfahrung von lediglich acht Einsätzen für die U19 und vier Spielen für die U17 der Bayern.
Die Gerüchteküche brodelt daher weiterhin. Italienische Medien berichteten nun von einem angeblichen Interesse der Bayern an Alessandro Buongiorno. Der 24 Jahre alte Innenverteidiger steht aktuell beim FC Turin unter Vertrag und soll auch vom AC Mailand heiß umworben sein.
Neue Sorgen bei Mazraoui – Hängepartie um Mukiele
Nicht nur das Abwehrzentrum bleibt Baustelle. Auch rechts in der Viererkette ist die Situation weiterhin angespannt. Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui stand zuletzt verletzungsbedingt ohnehin nicht zur Verfügung, reiste aber trotz seines noch nicht vollständig auskurierten Muskelbündelrisses mit Marokko zum Afrika-Cup. Zwar berichtete sein Coach Walid Regragui zuletzt von Fortschritten – sagte aber auch: „Er wurde ein bisschen krank.“
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Bayern-Trainer Tuchel hatte schon vor Mazraouis Abreise Bedenken geäußert. „Es ist eine paradoxe Situation. Er ist ein verletzter Spieler, wir bezahlen ihn, und während er im Aufbautraining ist, wird er angefordert“, sagte Tuchel, der sich in Absprache mit den Ärzten gewünscht hätte, dass Mazraoui erst später zum Turnier an die Elfenbeinküste gereist wäre.
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Abhilfe sollte eigentlich der Ex-Leipziger Nordi Mukiele schaffen, doch der angepeilte Transfer entwickelt sich mehr und mehr zur Hängepartie.
Eine Einigung zwischen Paris Saint-Germain und den Bayern über ein Leihgeschäft steht laut Sky weiterhin aus. Mukiele wäre aufgrund seiner Flexibilität eine gute zusätzliche Option, schließlich kann der 26-Jährige sowohl als Rechtsverteidiger als auch in der Innenverteidigung agieren.
Damit wäre dann auch Aushilfsverteidiger Goretzka endgültig von jeglichen Abwehraufgaben befreit sein.