An Tagen wie diesen denkt Axel Bellinghausen gerne zurück und ist voller Vorfreude. Wenn vor dem Heimspiel von Fortuna Düsseldorf gegen den 1. FC Kaiserslautern (ab 19.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) in der Düsseldorfer Arena die „Toten Hosen“ erklingen, wird sein Puls steigen und er singt auf der Tribüne „An Tagen wie diesen“.

Für den früheren Profi hat das Spiel eine besondere Bedeutung. Schließlich spielte Bellinghausen für beide Klubs. Von 1998 bis 2005 und von 2012 bis 2017 trug er das Trikot der Fortuna, 2002 fiel der Startschuss für die Profikarriere. Von 2005 bis 2009 stand er beim FCK unter Vertrag.

Der Tabellensechste empfängt am Samstag den Dritten. „Es gibt einfach nur diese Vorfreude. Beide Klubs haben sich sportlich weiterentwickelt. Die jeweiligen Kader sind richtig gut“, sagt Bellinghausen im Gespräch mit SPORT1: „Die Trainer sind top und beide Teams können sicher lange oben mitspielen.“

Freier Eintritt bei Fortuna vs. FCK

Die Partie verdient aber auch aus einem anderen Grund das Prädikat „außergewöhnlich“. Es ist das erste ‚Fortuna für alle‘-Spiel. „Jeder wird am Samstag quasi umsonst ins Stadion kommen“, sagt Bellinghausen.

Egal ob Mitglieder, Dauerkarteninhaber, organisierter Support oder einfach nur Fortuna-verrückte Fans – alle bekommen am Samstagabend freien Eintritt. Bei einzelnen Heimspielen bereits in einer Pilotphase in dieser Saison und mit dem klaren Ziel, bei allen Liga-Heimspielen freien Eintritt zu ermöglichen.

„Ein absolutes Novum, etwas nie Dagewesenes. Wir sind überzeugt, dass es für uns der richtige Weg ist. Und jetzt geht‘s für uns los“, meint Bellinghausen.

Diese Spieler stehen im Fokus

Drei Spieler stehen besonders im Fokus. „Christos Tzolis ist ein Spieler, der uns allen viel Freude macht. Nicht nur aufgrund seiner Tore, er kreiert viele gute Szenen“, betont Bellinghausen.

Zu Düsseldorfs Abwehrspieler Ao Tanaka meint der Ex-Profi: „Fußball-Deutschland kennt ihn ganz gut, hat er doch mit der japanischen Nationalmannschaft gegen die DFB-Elf getroffen. Er hat leider im Moment keine einfache Phase bei uns, seine fußballerischen Qualitäten sind allerdings unbestritten.“

Beim FCK ist bisher Ragnar Ache mit sechs Toren der Spieler der Saison. „Er ist ein vielseitiger Stürmer, den man über das ganze Spiel hellwach verteidigen muss. Er weiß, wo das Tor steht, ist aber auch in der Lage seine Mitspieler einzusetzen“, lobt Bellinghausen.

Vom Co-Trainer zum Sales Manager

Und er blickt gerne zurück auf seine ganz persönliche Geschichte mit der Fortuna und dem FCK. „Mein Herzensverein ist der Klub, bei dem ich groß geworden bin, das ist die Fortuna. Der FCK ist mein Herzensklub 1a. In Kaiserslautern waren es vier wunderschöne Jahre, sportlich war es leider sehr intensiv“, erzählt Bellinghausen. „Gleich im ersten Jahr in die 2. Liga abzusteigen, war sehr bitter. Dennoch war es eine prägende Zeit.“

Die Fortuna habe ihm alles ermöglicht, „auch später nochmal zurückzukehren und dort Co-Trainer zu sein, war großartig“. 2017 beendete Bellinghausen seine Karriere. Inzwischen arbeitet der 40-Jährige als Sales Manager in der Vermarktung bei der Fortuna.

Der Kontakt zum Betzenberg ist bis heute nicht abgerissen. „Beim FCK habe ich noch viele Freunde wie Florian Dick (aktueller Teammanager beim FCK, d. Red.) oder Andi Klauß (aktueller FCK-Torwarttrainer, d. Red.) Mit Jean Zimmer (der aktuelle FCK-Kapitän, d. Red.) habe ich auch noch guten Kontakt.“

All die Jahre haben sich bei Bellinghausen immer wieder die Wege zwischen dem FCK und der Fortuna gekreuzt. „Meine ganze Karriere war dadurch geprägt, Ex-Düsseldorfer in Kaiserslautern zu sehen oder Ex-Lauterer in Düsseldorf“, erzählt er und muss lachen.

Von Emmerling bis Funkel

Sein erster Profitrainer in Düsseldorf war 2002 in der Regionalliga Nord dann mit Stefan Emmerling einer, der von 1987 bis 1989 beim FCK Profi war.

Markus Anfang, heute Cheftrainer von Drittligist Dynamo Dresden und der frühere Torwart Georg Koch (aktuell Scout und Übergangstrainer im Nachwuchsleistungszentrum des Drittligisten Viktoria Köln) spielten früher am Betzenberg, in den 1980er-Jahren Thomas Allofs, heute Geschäftsführer einer Spielerberatungsagentur. „Sie habe ich bei der Fortuna noch spielen sehen, als ich Jugendspieler war“, erinnert sich Bellinghausen.

Auch Trainerlegende Friedhelm Funkel, der eine Lautrer Vergangenheit hat, war bei der Fortuna Bellinghausens Trainer, später war der Ex-Profi selbst wiederum Funkels Assistent. „Und ich war auch mal Co-Trainer von Uwe Rösler bei Fortuna, der früher FCK-Spieler war (1998/1989, d. Red.)“, sagt Bellinghausen, der von Januar 2020 bis Mai 2021 Röslers Assistent war. Wieder war sie da, die FCK/Fortuna-Verbindung.

Für ihn sei es „immer spannend“ gewesen zu beobachten, „wie viele Jungs für beide Klubs gespielt haben. Zu meiner Lautrer Zeit habe ich mich damit befasst.“

Wenig erfolgreiche Zeit beim FCK

Die Zeit in Kaiserslautern war für Bellinghausen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. 2006 stiegen die Roten Teufel in die Zweite Liga ab, 2008 wäre es fast noch schlimmer gekommen, da konnte der Absturz in die 3. Liga am letzten Spieltag gerade noch verhindert werden – durch ein 3:0 zuhause gegen den 1. FC Köln. „Mein emotionalstes Spiel. Das werde ich nie vergessen“, erinnert sich Bellinghausen.

„Unser Aufstieg mit der Fortuna von der Oberliga in die Regionalliga Nord 2003/2004 wird mir auch immer im Gedächtnis bleiben. Das war der wichtigste Aufstieg in der Vereinsgeschichte.“

Und weiter: „Das Aufstiegsspiel 2017 mit Fortuna in Dresden war auch historisch für mich. Das durfte ich als Co-Trainer miterleben. Das mit dem FCK und der Fortuna waren Momente wie Blitze.“

Bellinghausen: „Stand nie für herausragende Technik“

Bellinghausen war auch deshalb so beliebt, weil er immer geradeaus war. Und er konnte sich gut einschätzen: „Ich stand nie für herausragende Technik, aber ich habe immer alles für die Truppe gegeben.“ Deshalb wurde er bei Fortuna und beim FCK gleichermaßen geliebt und wurde in beiden Vereinen zum Publikumsliebling.

„Ich bin schon stolz, dass ich in beiden Klubs Publikumsliebling war. Das nimmst du dir ja nicht vor, wenn du bei einem Klub anfängst“, meint Bellinghausen. „Meine Art zu spielen, kam an. Ich habe nicht die Sterne vom Himmel gespielt, aber die Leute konnten sich mit meiner Spielweise identifizieren.“

Der gebürtige Siegburger hatte damals als Profi lange darauf warten müssen, bis es zum Duell Fortuna gegen Lautern kam: „Als ich von Düsseldorf zum FCK wechselte, waren es jahrelang komplett unterschiedliche Ligen. Da gab es leider kein Duell gegeneinander.“

Doppeltes Kribbeln

Jetzt steht er zwar bei der Fortuna in Lohn und Brot, doch gegen die Pfälzer kribbelt es bei Bellinghausen doppelt.

Wie geht es am Samstag aus? „Wir werden die Nase vorn haben und 2:1 gewinnen“, glaubt Bellinghausen. „Es wird ein heißes Spiel.“ An Tagen wie diesen glüht sein Fußballerherz eben noch etwas mehr als sonst.

Reinhard Franke, Jahrgang 1972, gelernter Verlags- und Musikkaufmann. Nach acht Jahren als Musikredakteur beim Axel Springer Verlag in München anschließend von 2008 bis 2014 Freier Mitarbeiter in der...