Persönliche Gespräche mit Sebastian Rode – egal, ob sie nun am Trainingsplatz, in der Mixed Zone oder auch bei Pressekonferenzen stattfinden – sind stets erfrischend.
Eine Profi-Karriere, die als 19-Jähriger im Jahr 2010 mit dem Abgang vom damaligen Drittligisten Kickers Offenbach zu Eintracht Frankfurt rasant Fahrt aufgenommen hat, endet im Sommer 2024.
„Momentan habe ich gemischte Gefühle. Einerseits ist da ein bisschen Wehmut. Andererseits habe ich den Ehrgeiz und Elan, eine geile Saison mit der Mannschaft zu spielen“, sagt Rode bei einer kleinen Presserunde in seinem letzten Sommer-Trainingslager in Windischgarsten gewohnt offen. Ob es richtig ist, diese Entscheidung schon so früh zu kommunizieren? „Es ist mein Naturell, das zu sagen, was mir in den Kopf kommt.“
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Und genau deshalb kommt auch in mir, einem ständigen Begleiter des Vereins, zwölf Monate vor diesem Zeitpunkt bereits eine Portion Wehmut auf. Rode hat trotz einer Verletzungsliste, die auf dem Onlineportal transfermarkt.de vier Seiten lang ist und unter anderem Knorpelschäden und Kreuzbandrisse beinhaltet, bislang 341 Pflichtspiele für die Hessen, den FC Bayern München und Borussia Dortmund absolviert. Es werden noch einige in Liga, Conference League und Pokal hinzukommen.
Sebastian Rode: Immer wieder heroisch
Häufiger stelle ich mir die Frage, wie viele Länderspiele ein fitter Sebastian Rode wohl absolviert hätte.
Der Eintracht-Kapitän hat vor allem in den ganz wichtigen Partien, heroische Leistungen abgeliefert: Im Camp Nou gegen den FC Barcelona. Im Europa-League-Finale mit Turban gegen die Glasgow Rangers hat er die Eintracht zum großen Europa-League-Triumph geführt. Oder im letzten Champions-League-Gruppenspiel in Lissabon, als seine Einwechslung das Spiel komplett kippen ließ. Die UEFA kürte ihn gar zum „Man of the Match“ – und das nach nur 45 gespielten Minuten.
Rode gehört wohl zu den ganz wenigen Spielern, dem weder die Fans aus Offenbach noch aus Frankfurt krumm nehmen, dass er für den jeweils anderen Klub aufgelaufen ist. Er darf sich nach der Karriere sowohl am Bieberer Berg als auch im Deutsche Bank Park blicken lassen. Auch das spricht für den Charakter eines Mannes, dem es kommunikativ stets gelingt, die richtige Mischung aus Kritik, Lob und Selbstkritik zu finden.
Rode auf bestem Weg zur Eintracht-Legende
Floskeln? Belanglose Hülsen? Das hat der zweimalige Deutsche Meister und DFB-Pokal-Sieger Rode nicht gebraucht.
Welchen Wert er für die Eintracht sportlich und menschlich hat? Das ist möglicherweise noch nicht jedem klar geworden. Manch ein Anhänger oder Beobachter wird die Bedeutung von Rode für den Klub möglicherweise erst dann verstehen, wenn er nicht mehr da ist.
Der Unkaputtbare, der schon so oft wieder aufgestanden ist, befindet sich auf dem Weg zu einer Eintracht-Legende.
Nach seinem Karriereende plant er eine einjährige Auszeit. Vielleicht zieht es ihn noch einmal in die Kreisliga oder in die Traditionsmannschaft der Hessen.
In Frankfurt gibt es die U-Bahnstation „Willy-Brandt-Platz“. Dort sind mit Eintracht-Legenden wie Alexander Schur, Oka Nikolov oder Anthony Yeboah bemalte Säulen zu sehen. Ein Platz für Sebastian Rode – er ist sicher noch frei.