Ein Telefonat mit Oka Nikolov macht immer großen Spaß. Der 48 Jahre alte Odenwälder arbeitet seit 2016 durchgängig in der MLS, aktuell als Torwarttrainer in Los Angeles.

Die Vereinslegende von Eintracht Frankfurt, für die er in knapp 20 Jahren 415 Pflichtspiele absolvierte, hat dennoch weiterhin genauestens im Blick, was in seiner Heimat passiert.

Nikolovs Lachen ist ansteckend, es bereitet ihm stets große Freude, über seinen früheren Klub zu sprechen.

Trapp kann gegen Freiburg Eintracht-Rekordtorhüter werden

Und dabei natürlich auch über seinen Nachfolger Kevin Trapp. Der gebürtige Saarländer kam im Sommer 2012 vom Absteiger 1. FC Kaiserslautern zum damals frischgebackenen Aufsteiger Frankfurt – und kann elf Jahre später Bundesliga-Rekordtorhüter des Vereins werden.

Sollte er gegen Freiburg auflaufen, würde er seinen 235. Einsatz bestreiten und den 82 Jahre alten „fliegenden Zahnarzt“ Dr. Peter Kunter ablösen.

Da Trapps Vertrag in Frankfurt noch bis 2026 läuft, ist das Erreichen dieser Bestmarke nur eine Frage der Zeit und noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Nikolov überrascht diese positive Entwicklung von Trapp nicht. Er blickte bei SPORT1 auf die Anfänge zurück: „Kevin Trapp ist ein besonderer Mensch und ein sehr guter Torhüter. Ich habe damals schnell gesehen, dass er einfach besser war als ich. Ich hatte erstmals in all den Jahren das Gefühl, dass dieser Torhüter ein anderes Level hat. Kevin schwebte in einer anderen Dimension.“

Vereinslegende schwärmt: „Trapp war anders, einfach besser“

Viele Schlussmänner hatten in den Jahren zuvor versucht, Nikolov dauerhaft abzulösen. Doch an ihm bissen sich Markus Pröll, Ralf Fährmann oder Thomas Kessler die Zähne aus.

Der „ewige Oka“ setzte sich final stets durch und stand zwischen den Pfosten. Bei Trapp habe er schon nach zwei bis drei Wochen in der Vorbereitung erkannt, „dass ich keine Chance habe, an ihm vorbeizukommen“.

Es habe zwar immer weh getan, auf der Bank zu sitzen. „Aber ich habe schnell erkannt, was für ein toller Mensch Kevin ist und welches Talent in ihm schlummert“, gab Nikolov zu.

Trapp sei in allen Bereichen auf einem anderen Level unterwegs gewesen: „Kevin war anders, einfach besser als der Rest. Deshalb war mir relativ schnell klar, dass er eine große Karriere vor sich hat.“

„Vielleicht ist Trapp sogar der beste Torhüter, der je im Eintracht-Tor gestanden hat“

Nikolov hatte diese Ahnung schon nach wenigen Monaten. Daran änderte auch der denkbar unglückliche Start von Trapp mit einer Roten Karten in der ersten Pokalrunde in Aue nichts. „Kevin war mental stark und in jungen Jahren schon sehr reif“, erklärte Nikolov.

Er habe gewusst, was er könne, sei dabei selbstbewusst, aber nicht überheblich aufgetreten. Dies stellte Trapp eine Woche später bei seinem Ligadebüt für die Hessen gegen Bayer Leverkusen (2:1) unter Beweis. Es war der Auftakt, der mit der Qualifikation für die Europa League endete.

Es ist diese Power, die ihn seinen glorreichen Weg gehen ließ. Zu Paris Saint-Germain, zum Europa-League-Helden der Eintracht, zum Nationaltorhüter. „Kevin Trapp war besser als ich, vielleicht ist er sogar der beste Torhüter, der je im Eintracht-Tor gestanden hat. Es gibt nicht viele Torhüter, die ihm das Wasser reichen können“, adelte Nikolov.

Nikolov und Trapp stehen bis heute in Kontakt

Der frühere Frankfurter Keeper schwärmte weiter: „Seine Ausstrahlung, seine Qualität im Tor – schon in seinen jungen Jahren war zu sehen, dass er ein Führungsspieler werden kann. Kevin hat sich Jahr für Jahr weiterentwickelt. Er gehört zur Weltspitze der Torhüter.“

Bis heute stehen die beiden früheren Kollegen im Kontakt: „Wir hatten und haben ein super Verhältnis. Wir telefonieren ab und zu und texten uns.“ Auch für das Pokal-Finale gegen Leipzig drückt er ihm – stets gut gelaunt und ohne jeglichen Groll – die Daumen.