Er kam einst als heißgehandeltes Innenverteidiger-Juwel zum FC Bayern, um anschließend nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Gerade einmal 983 Spielminuten in 28 Pflichtspieleinsätzen konnte Tanguy Nianzou in seinen zwei Jahren beim Rekordmeister sammeln. Die starke Konkurrenz und immer wieder auftretende Verletzungen bremsten den Franzosen immer wieder aus.

Im Sommer zog es den 20-Jährigen schließlich für eine fixe Ablösesumme von 16 Millionen Euro zum FC Sevilla, wo er sich deutlich mehr Spielzeit versprach – und sie auch bekommt. In der laufenden Saison konnte Nianzou bislang sechs Einsätze für den LaLiga-Klub sammeln, weshalb er auch für die Länderspiele der französischen U21 nominiert wurde.

„Es ist eine Belohnung für die Anstrengungen, die ich im Klub mache. Jetzt spiele ich etwas mehr. Ich habe die Möglichkeit, weiter voranzukommen. Es ist immer etwas Besonderes, für dein eigenes Land zu spielen“, erklärte Nianzou in der französischen Zeitung L‘Équipe.

Bayern hat Nianzou „wachsen lassen“

Der FC Bayern, der sich für den Franzosen eine Rückkaufoption – offenbar in Höhe von 50 Millionen Euro – sicherte, setzte im Gegensatz zum FC Sevilla etwas weniger auf die Fähigkeiten des Innenverteidigers.

„Ich bereue nichts, nein“, sagte der U21-Nationalspieler, der im Sommer 2020 ablösefrei von Paris Saint-Germain nach München gewechselt war, dennoch: „Wie jeder Fußballer war ich enttäuscht, weil wir alles spielen wollen. Bayern hat mich wachsen lassen. Mental half es mir, mir selbst zu sagen: ‚OK, nichts wird als selbstverständlich angesehen‘.“

Seine geringe Spielzeit führt Nianzou auf zwei Faktoren zurück: „Das hängt mit der starken Konkurrenz durch die Nationalspieler zusammen. Es war toll, mit ihnen Fortschritte zu machen. Ich hatte auch zwei schwere Verletzungen.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Im November 2020 prophezeite Ralf Rangnick im CHECK24 Doppelpass dem Innenverteidiger Tanguy Nianzou eine große Zukunft. Jetzt steht der Youngster kurz vor einem Wechsel zum FC Sevilla.

Im November 2020 prophezeite Ralf Rangnick im CHECK24 Doppelpass dem Innenverteidiger Tanguy Nianzou eine große Zukunft. Jetzt steht der Youngster kurz vor einem Wechsel zum FC Sevilla.

Nianzou: „Schauen Sie sich Müller an“

Wie Nianzou erklärt, habe auch seine Entwicklung in Deutschland große Fortschritte genommen. Die Zeit in München habe ihn geprägt, er habe nun etwas von der deutschen Mentalität, bis zum Ende immer alles zu geben, mitgenommen: „Sie ist dort anders. Sie sind rigoroser, bis zur 95. Minute, sie gehen da rein. Das Pressing, schauen Sie sich Thomas Müller zum Beispiel an, der gibt nie auf! Das ist Deutschland. Jeden Tag trainierst du mit Champions.“

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Auch Julian Nagelsmann spielte in seiner Zeit beim Serienmeister eine wichtige Rolle: „Er hat mir beigebracht, so wenig Fehler wie möglich zu machen und konzentriert zu bleiben. Ich habe viele Risiken genommen, er hat mir beigebracht, wann das Risiko einzugehen ist und wann nicht.“ Besonders eine Idee des 35-Jährigen beeindruckt Nianzou bis heute: „Dieses ständige Pressing, das beeindruckt mich. Er wollte diese Bayern-Dampfwalze einsetzen.“

Wechsel war „die richtige Entscheidung“

Trotz all der positiven Erfahrungen sei ein Wechsel zu einem Verein, bei dem er mehr Spielzeit erhalten würde, der richtige Schritt gewesen:

„Die Entscheidung für Sevilla war die richtige. Ich habe einen anderen Fußball gefunden. Mit viel Spiel am Boden, Pässen und Bewegungen. Sevilla hat eine Geschichte in der spanischen Liga, in der Europa League, auch mit französischen Spielern (Jules Koundé, Wissam Ben Yedder, Kevin Gameiro etc., Anm. d. Red.). Das ist der beste Schritt, um Fortschritte zu machen.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zu La Liga)

In Zukunft sei auch eine Rückkehr zu seinem Heimatverein Paris Saint-Germain eine Option. „Für ein Pariser Kind ist dies immer ein Ziel. Es liegt an mir, Fortschritte zu machen, eines Tages das Niveau von Paris zu erreichen“, erklärt der dort geborene und aufgewachsene Verteidiger. (DATEN: Die Tabelle von La Liga)

Nianzou: Tuchel-Telefonat hat mich berührt

Für seinen damaligen Wechsel zum FC Bayern hatte er auch Kritik einstecken müssen – unter anderen von Ex-PSG-Coach Thomas Tuchel.

„Ich verstehe die Leute, die mich kritisieren, aber sie hatten nicht die Gespräche, die ich mit dem FC Bayern geführt habe“, meinte Nianzou: „Am Ende hatte ich ein Telefonat mit dem Trainer Tuchel. Das hat mich wirklich berührt. Er hat mich gebeten, zu bleiben. Aber die Wahl war bereits getroffen.“ Zudem habe er nicht gewusst, ob Tuchel Trainer bleiben werde: „Wir alle hörten, dass er auf dem Prüfstand stand.“

Nianzou verließ PSG im Sommer 2020, Tuchel musste in Paris an Heiligabend gehen.

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Im Jahr 2000 in Heidelberg geboren, hat Maximilian Huber Sportjournalismus und Sportmanagement in Karlsruhe studiert. Als großer Fußball- und Basketballfan ist er nun als Freelancer in der SPORT1-Redaktion...