Am Samstagabend kommt es im Topspiel der 2. Liga zu einem gefühlten Bundesliga-Duell: Der Hamburger SV empfängt den Karlsruher SC – LIVE auf SPORT1 im Free-TV und im Stream.

Thorsten Fink spielte von 1994 bis 1997 für den KSC, in seiner Trainerkarriere war er von 2011 bis 2013 Chefcoach des HSV. Seit Mai 2022 ist er Trainer in der UAE Pro League beim Al-Nasr Sports Club aus Dubai.

Im SPORT1-Interview spricht der 54-Jährige über das Duell seiner Ex-Klubs, seinen neuen Job und die Weltmeisterschaft im Winter in Katar.

SPORT1: Herr Fink, Sie arbeiten jetzt in Dubai. Warum sind Sie dorthin gewechselt?

Thorsten Fink: Jedenfalls nicht wegen des finanziellen Anreizes. Bei Dubai wird immer gleich dieses Thema als Grund angeführt, aber das ist Blödsinn. Ich verdiene nicht mehr als in der Bundesliga. Natürlich verdiene ich gutes Geld, das ist ja nicht das Thema, aber ich bin Trainer und mache den Job aus Leidenschaft. Ich denke nicht nur ans Geld, brauche aber schon auch einen guten Verdienst für meine Familie. Doch das wäre in jedem anderen Land auch so. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

SPORT1: Aber Dubai ist bekannt für seinen Luxus.

Fink: Das stimmt. Dubai ist eine schöne Stadt und da lässt es sich gut leben, aber nochmal: Ich bin bestimmt nicht nur wegen des Geldes dorthin gegangen. Der Klub interessiert mich total, die Gespräche waren sehr gut und so, dass ich ein gutes Gefühl hatte. Das sagt man zwar immer bei einem neuen Engagement, aber ich weiß schon, wie das Geschäft läuft. Vielleicht bin ich da ein kleiner Romantiker. Ich glaube immer noch an das, was ich umsetzen und im Leben erreichen will und nicht an das, was ich nicht geschafft habe. Ich schaue immer nach vorne, freue mich auf die nächsten Jahre.

SPORT1: Also ist es ein langfristiges Engagement?

Fink: Ja. Wir haben einen langfristigen Plan für drei Jahre. Ich will etwas in den Verein hineinbringen, was nicht endlich ist. Mir war in meinen Klubs immer eine Philosophie wichtig.

SPORT1: Am Samstag spielen Ihre ehemaligen Vereine im Topspiel der 2. Bundesliga gegeneinander. Der Karlsruher SC empfängt den Hamburger SV. Schauen Sie da besonders gerne hin? (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Fink: Schon. Ich habe beim KSC gespielt, beim HSV war ich Trainer. Ich hatte tolle Jahre in Karlsruhe, der Klub hat mir vieles ermöglicht, auch, dass ich von dort zum FC Bayern wechseln konnte. Ich habe mich beim KSC immer sehr wohl gefühlt, es war ein tolles Umfeld. Winnie Schäfer war damals mein Trainer, er war menschlich und als Fußballlehrer top. Sportlich war das für mich ganz hervorragend.

Thorsten Fink trainiert aktuell in Dubai
Thorsten Fink trainiert aktuell in DubaiThorsten Fink trainiert aktuell in Dubai

SPORT1: Haben diese beiden Klubs einen besonderen Platz in Ihrem Fußballer-Herzen?

Fink: Natürlich. Ich empfinde immer etwas für den Klub, bei dem ich erfolgreich war. Das war beim KSC absolut der Fall. Auch die Zeit beim HSV war in meinen Augen erfolgreich. Das Duell am Samstag ist für mich weiter gefühlt Bundesliga. Beide haben in der Vergangenheit sicher etwas an internationaler Reputation verloren. Doch der HSV ist immer noch ein Magnet, was die Strahlkraft angeht. Der KSC dagegen ist der etwas kleinere, kuscheligere Verein, es gibt dort nicht diese Medien-Wucht wie in Hamburg. Aber dort wächst wieder etwas zusammen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

SPORT1: Ist sogar der Aufstieg drin?

Fink: Vielleicht nicht in dieser Saison. Aber in der näheren Zukunft wird man mit dem KSC wieder rechnen können. Es sind wirklich zwei hervorragende Vereine mit vielen tollen Menschen dort. Ich habe mich in beiden Städten und in den Klubs sehr wohl gefühlt. Beide Städte haben irgendwie eine Kultur, die einen fesselt. Die Badener wissen genauso wie die Hamburger gut zu leben, vor allem was das Essen und den Wein angeht. (lacht) Und die Fans sind auf beiden Seiten sowieso fußballverrückt.

SPORT1: Die Enttäuschung war groß, als Sie damals beim HSV gehen mussten. Man hatte das Gefühl, dass Sie dieses Aus besonders getroffen hat.

Fink: Schon. Ich wäre gerne länger beim HSV geblieben, aber zwei Jahre waren eigentlich auch schon lang. Es war relativ früh in meiner Karriere. Jetzt hätte ich noch mehr Erfahrung, um in kritischen Situationen damit besser umgehen zu können. Ich bin viel gelassener geworden. Ich habe beim HSV gute Arbeit abgeliefert. Als ich damals während der Saison kam, sind wir nicht abgestiegen. Ich bin gekommen, da war man 18. und im zweiten Jahr wurden wir Siebter in der Bundesliga. Mehr ging zu dem damaligen Zeitpunkt nicht. Ich habe auch den HSV sehr in mein Herz geschlossen, es ist eine fantastische Stadt. Aber meine Stadt ist und bleibt München, ich kann mich mit der bayerischen Kultur sehr gut identifizieren.

SPORT1: Dürfen der KSC und der HSV wieder von der Bundesliga-Rückkehr träumen?

Fink: Ich glaube sogar, dass beide Klubs in absehbarer Zeit wieder in der Bundesliga vertreten sein werden. Bei den Karlsruhern wurde in den vergangenen Jahren ruhig und kontinuierlich gearbeitet. Bei den Hamburgern gab es immer wieder Rückschritte. Anspruch und Wirklichkeit klaffen immer noch etwas auseinander, aber in dieser Saison packt der HSV den Aufstieg. Der Trainer (Tim Walter, d. Red.) ist jetzt schon das zweite Jahr dort, das war die Jahre zuvor nicht der Fall. Auch dort ist also mehr Kontinuität reingekommen.

SPORT1: Präsentiert sich der HSV bisher souveräner?

Fink: Momentan sind die Hamburger Dritter, so ganz souverän ist das noch nicht, was die Rothosen da zeigen. Es scheint aber wieder einen positiven Trend zu geben. Ich wüsche dem HSV den Aufstieg. Der KSC hat große Chancen, 2023 aufzusteigen, wenn dort so ruhig weitergearbeitet wird. Doch die Karlsruher können in dieser Spielzeit ein Überraschungs-Aufsteiger werden.

SPORT1: Sie waren vor Dubai nur fünf Monate in Riga. Warum hat das nicht geklappt?

Fink: Riga war eine Geschichte, die ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Ich konnte meine Ideen nicht so umsetzen, wie ich es vor hatte. Der Besitzer des Klubs hat mehrere Vereine und wollte noch Standard Lüttich und Saint-Étienne kaufen, das hat aber nicht geklappt. Er ist Russe und wirklich ein netter Mensch, aber ich konnte gewisse Dinge eben dort nicht umsetzen. Riga ist sicher ein schöner Verein für Lettland, aber ich hatte mir in der lettischen Liga etwas anderes vorgestellt. Ich wollte mehr entwickeln und das ging dort nicht. Deshalb bin ich dann auch weggegangen.

SPORT1: Lag es am Investor?

Fink: Nicht speziell. Bevor ich da hingegangen bin, gab es auch Gerüchte um ein unmoralisches Gehalt. Aber auch dort wird man nicht zugeschmissen mit Geld. Meine Motivation als Trainer war und ist immer, junge Spieler weiterzubringen. In China oder Saudi-Arabien verdient man viel mehr. Das Leben in Dubai ist internationaler als in Riga.

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nCAPTION: Karlsruher SC – Hansa Rostock (2:0): Tore und Highlights | 2. Bundesliga
nDESCRIPTION: Der Karlsruher SC bleibt mit einem Heimsieg gegen Rostock oben dran. Linksverteidiger Heise bringt den KSC mit einem Distanz-Hammer auf die Siegerstraße.

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SPORT1: Im Winter findet die Weltmeisterschaft in Katar statt. Können Sie ein bisschen die Verhältnisse und Rahmenbedingungen in Dubai beschreiben?

Fink: Dubai boomt natürlich durch die Weltmeisterschaft. Hotels und die Wohnungen werden teurer. Viele Leute werden hierhin kommen, während der WM hier auch leben und zu den Spielen nach Katar rüber fliegen. In Dubai lässt es sich normal leben, es herrschen internationale Verhältnisse. Ich werde die deutsche Nationalmannschaft dann auch besuchen, weil sie in der Nähe von mir untergebracht sind.

SPORT1: Ist es da nicht zu heiß, um Fußball zu spielen?

Fink: Es ist heiß in Dubai, aber es ist auszuhalten. Wir trainieren abends und es macht großen Spaß, weil die Bedingungen richtig gut sind. Die Infrastruktur ist auch top. Wir haben zudem ein super Stadion und alles ist sehr modern. Die Trainingsmöglichkeiten sind auf einem hohen, modernen Standard. Zu den Spielen kommen jetzt nicht 20.000 oder 30.000 Fans, wenn es gut läuft, wird unser Stadion bei einem Derby auch ausverkauft sein. Das Stadion fasst rund 13.000 Zuschauer. Es ist eine kleine, schnuckelige Arena. Mir gefällt es sehr.

SPORT1: Sie entfernen sich immer mehr von der Bundesliga. Wollen Sie nicht mal wieder dorthin zurück?

Fink: Ich entferne mich nicht immer mehr von der Bundesliga, ich bin schon lange weg. Ich hatte auch die Chance auf eine Rückkehr in die Bundesliga, es gab Anfragen, es hat nur dann doch nicht geklappt. Die Bundesliga bleibt für mich immer ein heißes Thema. Das ist gar keine Frage. Vielleicht klappt es nochmal. Ich renne dieser Liga nicht mehr hinterher. Ich habe in Dubai ein schönes Leben, arbeite mit einer tollen Mannschaft zusammen und bin happy.

SPORT1: Wäre es für Sie ein Wunsch Trainer beim KSC oder nochmal beim HSV zu werden?

Fink: Ich habe nicht den Wunsch dort Trainer zu werden. Ich nehme es außerdem so, wie es kommt. Ich habe jetzt in Dubai angefangen und möchte demnächst nicht schon wieder irgendwohin wechseln. Ich bin voll hier mit meinem Geist und meinem Herz. Ich habe richtig Spaß. Aber klar ist, dass der KSC und der HSV zwei richtig gute Klubs sind, die ich gerne wieder in der Bundesliga sehen würde.

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Reinhard Franke, Jahrgang 1972, gelernter Verlags- und Musikkaufmann. Nach acht Jahren als Musikredakteur beim Axel Springer Verlag in München anschließend von 2008 bis 2014 Freier Mitarbeiter in der...