Dieses Mal soll es dann endlich klappen. In den vergangenen beiden Spielzeiten scheiterte 1860 München als Vierter nur knapp am Aufstieg in die 2. Liga. Es wurden viele Tränen der Enttäuschung vergossen. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei.
Auf dem Fan-Fest vor dieser Saison versprach 1860-Trainer Michael Köllner vollmundig den Aufstieg. „Wir werden nächstes Jahr im Mai wieder hier stehen und etwas ganz Großes feiern“, sagte der 52-Jährige.
An dieser Aussage wird er sich messen lassen müssen, doch bisher geben sich seine Spieler keine Blöße. Die ersten fünf Spiele wurden allesamt souverän gewonnen. Die Löwen stehen vor dem Auswärtsspiel am Samstag bei Viktoria Köln (3. Liga: Viktoria Köln – 1860 München ab 14 Uhr Uhr im LIVETICKER) auf Platz 1. (DATEN: Die Tabelle der 3.Liga)
Winkler: „Eine super Leistung“
“So ein Start gibt allen eine breite Brust für die nächsten Spiele. Eine super Leistung, trotz wichtiger Ausfälle, das zeigt die Breite des Kaders. Klar ist aber auch, dass man ab sofort der Gejagte ist, bin gespannt, wie alle damit umgehen“, sagt Bernhard Winkler zu SPORT1.
Der 56-Jährige ist ein Löwen-Idol, spielte von 1993 bis 2002 für die Blauen und steht mit 64 Toren in der Bundesliga in der vereinsinternen Statistik auf Platz 2 hinter dem 2003 verstorbenen Rudi Brunnenmeier, der 66 Tore in 119 Spielen erzielte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 3. Liga)
Auch der frühere 1860-Profi Thomas Riedl gibt sich im Gespräch mit SPORT1 zufrieden. „Die Löwen haben ihre Hausaufgaben gemacht und die Mannschaft an den richtigen Stellen mit Spielern verstärkt, die Hunger auf Erfolg haben. Zusammen mit dem Stammkader scheint das sofort super zu funktionieren.“
Einer der Neuzugänge ist Martin Kobylanski. Der 28-Jährige kam ablösefrei von Eintracht Braunschweig. Winkler ist überzeugt vom neuen Angreifer der Löwen. „Kobylanski kann ein Unterschiedsspieler für 1860 in der 3. Liga werden, sofern er fit bleibt“, glaubt der frühere Stürmer.
Der 46-Jährige spielte nur von 1999 bis 2001 bei den Münchnern, doch er machte sich bei den Löwen-Fans mit nur einem Tor unsterblich. Am 27. November 1999 im Derby gegen den FC Bayern erzielte Riedl durch einen Weitschuss in der 85. Spielminute den 1:0-Siegtreffer. Damals schafften die Sechziger den ersten Derbysieg seit 22 Jahren.
Startrekord geknackt
Die Spieler wirken nicht gehemmt durch die Ansage von Köllner. Im Gegenteil. Am vergangenen Spieltag wurde mit dem fünften Sieg in Folge der Drittliga-Startrekord von Kickers Offenbach aus der Saison 2010/2011 geknackt.
„Das zeugt von Selbstbewusstsein und nachdem der Aufstieg zweimal knapp verpasst wurde, möchte man natürlich keinen Schritt rückwärts gehen. Und ich glaube, aus der 3. Liga möchte jeder gerne raus“, erzählt Riedl. „Ich habe immer darauf hingewiesen, die eigenen Ziele offen zu formulieren. 1860 München kann nicht den Anspruch haben, nur oben mitzuspielen, der Verein muss aufsteigen“, meint Winkler. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 3. Liga)
Und er sagt auch, warum. „Die Qualität in der Breite hat sich erheblich verbessert, was äußerst wichtig war für diese Saison, denn für große Ziele brauchst du nicht nur die ersten 11, es muss auf vielen Schultern verteilt sein.“
Winkler schiebt hinterher: „Schön zu sehen ist auch, dass die Neuzugänge schon eingeschlagen haben.“
Guter Mix im Kader
Der Kader sei „eine gute Mischung aus Erfahrung und jungen Wilden“, betont Riedl. Gerade mit Verlaat (Jesper, d. Red.) habe man sich einen Defensiv-Allrounder geholt und eine Lösung auf dieser Position gefunden, „die in der vergangenen Saison nicht gut besetzt war“.
Ist der Aufstieg für die Sechziger in dieser Saison nun Pflicht? „Doch, ich glaube, 1860 muss aufsteigen“, sagt Winkler. Jedes weitere Jahr in der 3. Liga bringe einen finanziellen Drahtseilakt mit sich.
Riedl pflichtet seinem früheren Teamkollegen da bei: „Aus dieser Liga muss ein Verein wie 1860 einfach raus.“
Köllner ist vom Aufstieg offenbar überzeugt. Der Oberpfälzer, der in der Saison 2020/21 zum Trainer des Jahres in der dritten Liga gewählt wurde, folgte im November 2019 auf Klub-Ikone Daniel Bierofka, der damals zurückgetreten ist.
Irre Szenen in München Giesing. Der Fanmarsch im Vorfeld des DFB-Pokal-Spiels zwischen TSV 1860 München und Borussia Dortmund hatte es in sich.
Lob für Köllner
Winkler spricht positiv über Köllner und die Planungen bei den Münchnern. „Er hat immer wieder junge Spieler entwickelt und integriert, die dann zu Stammkräften wurden. Die besten Beispiele: Torwart Marco Hiller, Leandro Morgalla oder Dennis Dressel (jetzt Hansa Rostock). Die Mannschaft war ein paar Mal nah dran am Relegationsplatz zur 2. Liga. Dieses Jahr wurden einige gestandene Spieler verpflichtet, was zeigt, dass der Verein es dieses Jahr wissen will.“
Auch von Riedl gibt es nur Lob für den Trainer. „Er macht seine Arbeit sehr unaufgeregt und es ist gut, dass er auch Zeit bekommt, seine Vorstellungen umzusetzen. Das war ja in den Jahren davor nicht immer so und damit machen die Löwen im Moment alles richtig.“
Die Sechziger als unumstrittenen Aufstiegsfavoriten zu erklären, da ist Winkler vorsichtig.“1860 hatte einen überragenden Start, leider sind erst fünf Spiele absolviert, mir wären 35 lieber“, sagt er und muss lachen. „Der Favoritenkreis ist sicher nicht zu unterschätzen, denn Ingolstadt, Saarbrücken, Duisburg, aber auch Dresden muss man auf dem Zettel haben.“ Es gebe auch noch „Überraschungsteams, die eventuell erst in der Rückrunde ins Rollen kommen. Das ist ja das Interessante am Fußball, dass nichts voraussehbar ist, außer in der Bundesliga“.
Riedl meint abschließend: „Die Löwen haben eine super Fan-Base, das kann gerade in den Heimspielen spielentscheidend sein. Ich wünsche es auf jedem Fall jedem Löwen Fan, dass sie im Sommer den Aufstieg feiern können.“