Endlich Urlaub. Das haben sich die meisten Profis in diesen Tagen sicherlich gedacht, insbesondere die französischen Nationalspieler.
Mit mickrigen zwei Punkten aus vier Spielen in der Nations League ist der Titelverteidiger Frankreich im Rennen um das Final Four in einem Jahr bereits ausgeschieden. Nur fünf Monate vor der noch wichtigeren Titelverteidigung bei der Weltmeisterschaft in Katar steckt die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps in der Krise. (DATEN: Tabellen der Nations League)
Auch die beim FC Bayern unter Vertrag stehenden Franzosen Benjamin Pavard, Lucas Hernández und Kingsley Coman haben alles andere als überzeugt. Nachdem sie lange Zeit als unangefochtene Stammspieler galten, wackeln sie nun mächtig.
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Wie schon in dieser Saison 2021/22 wirkte Pavard immer wieder verkrampft und behäbig. Er wurde zwar als Innenverteidiger nominiert, aber nur als Rechtsverteidiger aufgestellt. Bei der Heimneiderlage gegen Kroatien (0:1) wurde Pavard zur zweiten Halbzeit eingewechselt und hinterließ dabei erneut keinen guten Eindruck. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Nations League)
FC Bayern: Kritik an Pavard und Hernández
Er kam zu spät in den Zweikämpfen und wirkte meist lustlos auf dieser Position. Nach vorne brachte er nur eine vernünftige Flanke. Dass Deschamps immer noch bei der Entscheidung zwischen Dreier- und Viererkette zögert, macht Pavards Lage nicht einfacher.
„Benjamin ist ein zuverlässiger Spieler, der immer alles gibt, aber ihm fehlt die Konstanz“, urteilt der Ex-Münchner Jean-Pierre Papin bei SPORT1. „Er macht auch noch zu viele Stellungsfehler.“ (BERICHT: Vom Briefträger zum Fußball-Star)
Unter Julian Nagelsmann soll Pavard nach der Verpflichtung von Noussair Mazraoui in der neuen Spielzeit dauerhaft in der Mitte eingesetzt werden. Das Gleiche wünscht er sich nun in der Équipe Tricolore.
Nach einer starken Saison mit Leipzig entwickelt sich Christopher Nkunku auch bei Frankreich immer mehr zum Leistungsträger. Vor dem Duell mit Kroatien erklärt Didier Deschamps, was ihn auszeichnet.
Bei Hernández ist die Lage relativ ähnlich. Die Frische fehlt ihm eindeutig. Mit langen Bällen in seinem Rücken wie gegen Dänemark (1:2) kam er nie zurecht, und er zeigte sich zu ungestüm in seinen Zweikämpfen.
Coman größte Enttäuschung
Durch PSG-Verteidiger Presnel Kimpembe sowie Newcomer und Ex-Leipziger Ibrahima Konaté ist die Konkurrenz in der Innenverteidigung deutlich größer geworden. Wenn er sich im Herbst nicht steigert, wird er in Doha die meiste Zeit nur von der Bank die Geschehnisse verfolgen müssen.
„Bei ihm mache ich mir weniger Sorgen“, so Papin weiter. Er fügt hinzu: „Die Saison war extrem lang, er war jetzt richtig müde und die Sommerpause wird dazu führen, dass er ab August wieder voll angreifen wird. Auf ihn wird weiterhin Verlass sein.“
Die größte Enttäuschung besteht wohl bei Coman. Sogar gegen seinen Vereinskollegen Josip Stanisic wusste der Flügelspieler sich nicht durchzusetzen.
Papin: „Kampf wird brutal“
Durch die steile Entwicklung von Leipzigs Christopher Nkunku und die enorme Konkurrenz in der Offensive durch Karim Benzema, Kylian Mbappé, Antoine Griezmann, Moussa Diaby, Ousmane Dembélé und Wissam Ben Yedder muss Coman um seinen Stammplatz bei der WM fürchten.
Für ihn wäre der Rückschlag umso größer, nachdem er bei der WM 2018 in Russland verletzungsbedingt passen musste. Auch er muss eine bis zwei Schippen im Spätsommer zulegen, um in Doha wieder in Deschamps‘ Startelf zu erscheinen.
„King konnte in diesen vier Juni-Spielen nicht auf sich aufmerksam machen“, erklärt Papin. „Da hätte ich mir von ihm mehr erwartet. Aber rein vom Potenzial her und auch wenn der Kampf brutal wird, sollte er bei der WM eigentlich zum Stammpersonal gehören.“