Mario Basler steht für eine klare Meinung. Und er überrascht immer wieder.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass der SPORT1-Experte ab sofort neuer Cheftrainer von Türkgücü Osnabrück in der Kreisliga wird. Basler wäre nicht Basler, wenn er das nicht mit vollem Elan angehen würde.

Im SPORT1-Interview spricht der 53-Jährige über die neue Aufgabe, Türkgücü München, die Krise bei seinem früheren Klub Hertha BSC – und den Aufschwung bei seinem Herzensverein 1. FC Kaiserslautern.

SPORT1: Herr Basler, Sie sind neuer Trainer von Türkgücü Osnabrück. Wie kam es denn dazu?

Mario Basler: Das ist aus einem Spaß heraus entstanden. Ein Bekannter von mir ist im Verein tätig und mit ihm habe ich das eine oder andere Mal Squash gespielt. Und zuletzt sagte er zu mir: „Du, wir müssen um irgendetwas spielen.“ Ich war sofort dabei. Er sagte: „Ich habe da eine prima Idee, diese hat mit unserem Verein Türkgücü Osnabrück zu tun.“ Ich war natürlich gespannt. Er meinte dann zu mir: „Wir können doch darum spielen, dass du bei uns Trainer machst, wenn du verlieren solltest.“ Das konnte ich mir nicht vorstellen, denn ich bin immer davon überzeugt, dass ich gewinne.

SPORT1: Und dann?

Basler: Er hat auch nicht so die sportliche Figur, von daher bin ich fest davon ausgegangen, dass ich gewinnen werde und diese Wette nicht einlösen muss. Ich habe also eingeschlagen und dann kam es, wie es nicht kommen sollte. Ich habe leider verloren und so bin ich nun Trainer von einem Kreisligisten. Denn ich stehe zu meinem Wort und breche dieses nicht. Jetzt helfe ich den Jungs, so oft es geht. Ich habe viele Termine, aber wenn es geht, werde ich da auf dem Trainingsplatz und auch bei den Spielen am Rand stehen.

Basler: „Ich bekomme auch kein Geld“

SPORT1: Gibt es einen richtigen Vertrag?

Basler: Nein. Das ist zweitletzte Klasse. Da braucht man keinen Vertrag. Ich bekomme auch kein Geld dafür. Ich habe auch viele Fernsehauftritte bei SPORT1 und deshalb ist geklärt, dass ich das dann mache, wenn ich in Osnabrück bin. Ich habe eine Wette verloren und mache das jetzt. Ich freue mich drauf. Ich mache das nicht für mich, sondern nur für den Verein. Man will da etwas für die Integration machen – da sind nicht nur türkische, sondern auch deutsche Spieler dabei. Das wird bestimmt Spaß machen.

SPORT1: Jetzt kommen die Kritiker wieder auf den Plan und sagen: „Für den Basler reicht es doch eh nur noch in der Kreisliga.“ Was entgegnen Sie denen?

Basler: Mich interessieren die Kritiker nicht. Es ist mir völlig egal, was diese Leute denken oder sagen. Das war immer schon so. Ich werde nicht Nationaltrainer, sondern ich helfe einem kleinen Klub, der in Osnabrück etwas erreichen will. Ob ich ein guter oder schlechter Trainer bin, kann keiner da draußen beurteilen.

SPORT1: Was hätten Sie gemacht, wenn Türkgücü München angefragt hätte?

Basler: Ich hätte es mir angehört. Türkgücü München bräuchte nur einen klaren Plan zu haben, dann würde ich darüber nachdenken. Ein vernünftiges Konzept und erreichbare Ziele würden mich schon interessieren. Aber ich sitze nicht in jedem Stadion und schicke sofort eine Bewerbung los, wenn irgendwo ein Trainer entlassen wird. Das habe ich nie gemacht. Zudem ist mein Trainerschein Ende Dezember 2019 abgelaufen. Ich konnte aufgrund von Corona auch nicht verlängern.

Kein Trainerjob mehr für Basler und Effenberg

SPORT1: Werden Sie ihn verlängern?

Basler: Weiß ich nicht. Das ist auch nicht mein Ziel. Stefan (Effenberg, d. Red.) und ich wissen, dass wir keinen deutschen Verein mehr übernehmen werden. Denn wir sind nicht gefragt. Aber das ist auch gar nicht schlimm. Ich will nicht ins Ausland gehen, bin sehr heimatverbunden und mir gefällt mein aktuelles Leben. Deshalb habe ich auch nicht mehr über einen professionellen Trainerjob nachgedacht.

SPORT1: Zeigt das Beispiel Türkgücü München wieder, wie gefährlich eine Abhängigkeit von einem Investor ist?

Basler: Ja. Aber da muss man auch den KFC Uerdingen nennen, die von einem gewissen Herrn Ponomarev abhängig waren. Das sind zwei absolute Negativ-Beispiele. Irgendwann hat ein Investor keine Lust mehr auf sein Spielzeug und dann geht ein Verein daran kaputt. Diese Fehler darf man nicht machen. Es bedarf eines langfristigen Konzeptes, im Einklang zwischen Investor und Verein.

Die Runde vom STAHLWERK Doppelpass diskutiert über die fehlenden Typen innerhalb der Bundesliga. Daraufhin kündigt Stefan Effenberg sein Comeback mit Mario Basler und Co. an.

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„Der FCK kam mit einem blauen Auge davon“

SPORT1: Den 1. FC Kaiserslautern hätte es eigentlich auch erwischt. Doch in der harten Corona-Phase stellten die Pfälzer einen Antrag auf Plan-Insolvenz.

Basler: Da kann man manchen Fan verstehen, der das nicht versteht und sich darüber aufregt. Türkgücü muss ins Gras beißen, der FCK kam nochmal mit einem blauen Auge davon. Ich bin froh, dass die Lauterer damals die Insolvenz umgehen konnten. Und jetzt läuft es ja wieder erfolgreich am Betzenberg.

SPORT1: Der FCK ist plötzlich heißer Aufstiegskandidat. Was sagen Sie als Pfälzer dazu?

Basler: Ich freue mich sehr darüber. Nur die Magdeburger sind für mich schon aufgestiegen, dahinter gibt es einige Klubs, die es schaffen können, auch den FCK. Sie spielen eine gute Runde und ich drücke feste die Daumen, dass die Jungs aufsteigen. Vor einem Jahr waren sie unterirdisch schlecht und jetzt machen sie es viel besser. Trainer Antwerpen habe ich damals angezählt, da habe ich mich getäuscht. Seit einigen Monaten macht er sehr viel richtig. Die Truppe funktioniert.

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nCAPTION: Steffen Baumgart, Mario Basler, Klaus Schlappner: Hut-Momente der Bundesliga
nDESCRIPTION: Manuel Neuer staubte die Kult-Mütze von Köln-Coach Baumgart ab. Nicht das erste Mützen-Scharmützel der Bundesliga. Einmal wollte Mario Basler sogar eine Ecke mit Hut schießen.

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Basler: „Man hat viel versprochen und wenig gehalten“

SPORT1: Ihr anderer Ex-Verein Hertha BSC wollte in dieser Saison mit Fredi Bobic (am Sonntag zu Gast im CHECK24 Doppelpass) hoch hinaus, doch nun steht man im Tabellenkeller.

Basler: Ich lasse Fredi mal außen vor, er ist ein Freund von mir. Er hat bei Eintracht Frankfurt bewiesen, was er leisten kann, wenn man ihn lässt. Ich glaube, dass viele Dinge in Berlin nicht gut gelaufen sind. Man hat viel versprochen und wenig gehalten. Für mich als ehemaliger Hertha-Spieler ist das schlimm mitanzusehen, was da passiert. Das Ende ist noch nicht in Sicht. Jetzt geht‘s nach Freiburg und da wird man auch nicht so leicht gewinnen. Es wird in den nächsten Wochen ein harter Abstiegskampf für die Hertha. Auch für Fredi. (Bundesliga: SC Freiburg – Hertha BSC, Sa., 15.30 Uhr im LIVETICKER)

Die Krise bei der Hertha wird immer größer. Nach der Kritik von Investor Windhorst verschlimmert sich zusätzlich die sportliche Krise. Fredi Bobic hält dennoch weiter an Trainer Tayfun Korkut fest.

Die Krise bei der Hertha wird immer größer. Nach der Kritik von Investor Windhorst verschlimmert sich zusätzlich die sportliche Krise. Fredi Bobic hält dennoch weiter an Trainer Tayfun Korkut fest.

SPORT1: Auch in Berlin hat man einem Investor vertraut, doch Lars Windhorst hat seinen Einstieg inzwischen schon bereut.

Basler: Aber es gibt ja Gründe, warum Windhorst mit 375 Millionen Euro eingestiegen ist. Er wird das schon so gemacht haben, dass für ihn da auch etwas rausspringt, was sich reinvestiert. Oder er hat das gedacht. Er ist aber schon mit einigen Firmen in die Insolvenz gerutscht. Alles sehr undurchsichtig, was sich da abspielt. Ich hoffe, dass die Hertha mit einem blauen Auge davonkommt.

Reinhard Franke, Jahrgang 1972, gelernter Verlags- und Musikkaufmann. Nach acht Jahren als Musikredakteur beim Axel Springer Verlag in München anschließend von 2008 bis 2014 Freier Mitarbeiter in der...