Vor zehn Tagen musste der ganze Frust raus bei Sebastian Rode.

Eintracht Frankfurt tat sich bei Greuther Fürth äußerst schwer, biss sich die Zähne an der gegnerischen Abwehrreihe und der eigenen Abschlussschwäche aus. Aber dann kam der eingewechselte Kapitän an den Ball und zirkelte den Ball aus 15 Metern mit der Innenseite wohlüberlegt ins lange Eck. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Der Jubel war groß, der Ballast fiel der gesamten Mannschaft von den Schultern. Am Ende gewannen die Hessen mit 2:1 und Rode hatte seinen wichtigen Teil dazu beigetragen.

Schon die Vorbereitung beginnt mit einer Rode-Verletzung

Doch wie lange kann der 31-Jährige trotz bis 2024 laufenden Vertrags noch mitwirken? Bild bringt erstmals ein mögliches Karriereende im kommenden Sommer ins Spiel. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Nach SPORT1-Informationen bereitet der Gesundheitszustand von Rode intern durchaus Anlass zu Sorge. Die Knie des gebürtigen Hessen sind schwer beschädigt: Kreuzbandrisse, Knorpelschäden, Operationen. Alleine seit seiner Rückkehr im Januar 2019 stand er den Frankfurtern insgesamt in 24 Partien nicht zur Verfügung.

Bereits der Start in die Vorbereitung lief schleppend. Rode sagte am Rande der zweiten Übungseinheit: „Ich habe mich bei einem Zusammenprall am Knie verletzt. Es ist nicht dramatisch, aber nervig. Typisch ich halt, dass ich gleich beim ersten Training etwas abbekomme.“ Trainer Oliver Glasner bestimmte ihn dennoch zum Kapitän, unterstrich damit dessen Wertigkeit.

Kapitänsfrage rückt erneut in den Blickpunkt

Ob diese Entscheidung zielführend war? Rode musste kurz danach unters Messer, er stand in allen Wettbewerben erst rund 130 Minuten auf dem Platz. In der Länderspielpause trainierte er erneut nur individuell auf der Geschäftsstelle, auch beim Duell in Freiburg droht erneut ein Ausfall.

Während die Nationalspieler peu à peu zurückkehren, kann er nicht mitwirken. So wichtig Rode als Leader, Vorbild und Sprachrohr auf und neben dem Feld für das Team auch ist, so wenig kann er derzeit zur dringend benötigten Stabilität und Achsenbildung beitragen.

Glasner wird die Frage nach einem Spielführer möglicherweise schon zeitnah neu beantworten müssen. Dabei fehlt es der Eintracht an eben diesen Führungsfiguren. Makoto Hasebes Karriere neigt sich dem Ende zu, Martin Hinteregger hatte zuletzt viel mit sich selbst zu kämpfen und einen Torhüter Kevin Trapp als Kapitän präferiert der Trainer nicht.

Die Hoffnungen lagen daher auf Rode, der Qualität in allen Bereichen mitbringt. Aber mit Blick auf die Verletzungshistorie wäre die Aufnahme in den Zirkel als zweiter oder dritter Mann wohl die bessere Wahl gewesen.

Kommt im Winter ein neuer Mann?

Auf dem Transfermarkt hat Sportvorstand Markus Krösche bereits im August mit Kristijan Jakic reagiert. Der Kroate hat der Eintracht auf Anhieb geholfen. Er kehrte nun euphorisiert vom Nationalteam mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar zurück. Glasner wird ihn im Zusammenspiel mit Djibril Sow brauchen.

Die Suche nach einem defensiven Mittelfeldspieler im Winter wird dennoch Fahrt aufnehmen, weil es an hochwertigen Alternativen fehlt. Die sichere Qualifikation für die nächste Europa-League-Runde hilft dabei.

Ob ein Profi der Gehaltsklasse Marc Roca, der beim FC Bayern München 2,5 Millionen Euro verdient, damit zu stemmen wäre? Die Eintracht wird trotz zusätzlicher Mittel genauestens abwägen müssen, die Coronalage erschwert weiterhin die wirtschaftlichen Bedingungen.

Glasner musste Rode zuletzt schon schonen

Das Risiko, ohne neuen defensiven oder zentralen Mittelfeldspieler in die zweite Jahreshälfte zu gehen, wäre allerdings zu groß. Mit Rode kann Glasner nicht mehr seriös eine ganze Halbserie planen, auf die wenigen Einsätze folgten stets Pausen. Der Österreicher erklärte zuletzt vor dem Spiel gegen Leipzig: „Sebastian Rode werden wir nach einem Kurz- und einem etwas längeren Einsatz aus Gründen der Belastungssteuerung wieder eine Pause geben.“

Die Situation ist für alle Beteiligten schwierig. Rode wird so schnell nicht aufgeben, seine Mentalität und Willenskraft lassen das nicht zu. Doch irgendwann zahlt der Körper seinen Tribut. Für die Eintracht freilich wäre dies ein bitterer Nackenschlag, die Folgen auf menschlicher, sportlicher und finanzieller Ebene schwerwiegend.

Krösche hofft noch auf Rode

Krösche sagte zwar zu Bild: „Seppl ist ein extrem wichtiger Spieler für uns. Er hat enorme Qualität und vor allem viel Ruhe am Ball. Wir hoffen, dass er nach und nach die Belastung steigern kann, um uns weiterzuhelfen.“

Doch die Wahrscheinlichkeit wird mit jedem weiteren Rückschlag geringer. Es wäre ein trauriges Ende einer Identifikationsfigur des Klubs.

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