Zu Beginn seiner Trainerkarriere feierte Thorsten Fink einen Erfolg nach dem anderen. Mit der zweiten Mannschaft von Salzburg ging es in die 2. österreichische Liga, mit dem FC Ingolstadt stieg er in die deutsche 2. Liga auf.
Beim FC Basel holte Thorsten Fink 2010 das Schweizer Double, 2011 wiederholte er den Meisterschaftserfolg dort. Beim Hamburger SV 2013 nach zwei Jahren entlassen, rückte das Ausland in den Fokus des Champions-League-Siegers von 2001. Über Nikosia, Austria Wien, Grasshoppers Zürich ging es für Fink 2019 nach Japan zu Vissel Kobe, wo er mit Spielern wie Andrés Iniesta, Lukas Podolski und David Villa Pokal- und Supercupsieger wurde.
Im SPORT1-Podcast „Leadertalk“ hat Fink nun Autor und Business-Coach Mounir Zitouni erzählt, welche Rolle Taucherbrillen in Japan beim Feiern haben, was es braucht, um mit Superstars umzugehen und wieso er heute nicht mehr mitten in der Saison den Verein wechseln würde.
Ein Jahr war Thorsten Fink in Japan. Eine Zeit, die ihn vor allem wegen der Zusammenarbeit mit Top-Stars wie Iniesta prägte. „Die Kunst ist es, als Trainer irgendwohin zukommen und alle mitzunehmen. Das People-Management ist für mich das Wichtigste, um erfolgreich zu sein“, sagt Fink.
„Es geht immer darum, Menschen zu inspirieren, das geht nur, indem ich etwas vorlebe. Spieler wie Iniesta, Podolski, Villa oder Vermaelen, die kommen nach Japan und sagen, ich will Titel gewinnen.“
Fink: Toptrainer braucht Führungsqualität
Für den Ex-Spieler vom FC Bayern ist klar: „Top-Stars legen mehr Wert auf die menschliche Komponente, auf den Charakter, aber wenn du inhaltlich nicht überzeugst, dann hast du auch ein Problem.“ Fink weiter: „Das Wichtigste ist, wie führe ich eine Mannschaft, sonst wäre ja jeder Videoanalyst ein Top-Trainer. Es geht um Führungsqualitäten.“
Das Resultat war, dass Spieler wie Iniesta ein extrem gutes Verhältnis zu Fink aufbauten. „Wenn Iniesta am Ende kommt und sagt, „Trainer, Sie haben mir sehr viel mitgegeben“, dann ist das sehr schön. Es geht dann nicht ums Taktische, sondern ums Leben“, bilanziert Fink.
Den Pokalerfolg genoss er, doch das mit dem Feiern war gewöhnungsbedürftig: „Wir hatten nach dem Pokalerfolg viel Spaß. Die Stimmung war gut, aber feiern kann man besser. Sie hatten ein schönes Ritual gehabt. Alle waren in einem Zelt und alle haben sich wasserfeste Sachen angezogen, eine Taucherbrille aufgesetzt und dann haben sie mit Bierflaschen rumgespritzt. Das war das Ritual der Japaner nach diesem Sieg. Es ging eine Stunde und dann war das vorbei. Ich wollte noch feiern gehen, aber ich habe nichts mehr gefunden, wo man dann noch hingehen konnte.“
„Ich habe aus den Dingen gelernt“
Beim FC Basel ließ sich Fink etwas ganz Besonderes vor dem Double-Erfolg einfallen. Er schrieb seinen Spielern einen Brief, wie er ausführlich erklärt. „Ich habe mal gelesen, dass José Mourinho einen Brief geschrieben hat und habe mir gedacht, das ist eine super Idee, das mache ich auch mal. Persönlich einen Brief zu geben kann motivierend sein.“ Der Erfolg gab ihm recht.
Beim HSV wurde ihm zur Last gelegt, dass er 2013 nach einer deftigen 2:6-Schlappe gegen Dortmund am Tag danach zu seiner Familie nach München flog. Fink dazu heute: „Ich habe aus den Dingen gelernt. Tritt so ein Fall nochmal auf würde ich das so nicht mehr machen. Dann würde ich mir ein Fahrrad nehmen und mitfahren. Und wenn eine Krisensitzung herrscht, dann würde ich auch nicht zu meiner Familie fliegen, die in dem Moment in München war, sondern in Hamburg bleiben.“
Mounir Zitouni (50) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Auftreten, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.