Für den 1. FC Kaiserslautern war der Start in die neue Drittliga-Saison mit einem Punkt aus zwei Spielen durchwachsen. Doch am heutigen Montag ist ein Festtag für die Roten Teufel. Denn da kommt Borussia Mönchengladbach zum Erstrundenspiel in Pokal auf den Betzenberg (DFB-Pokal: 1. FC Kaiserslautern – Borussia Mönchengladbach, ab 20.45 Uhr im LIVETICKER).
Vor dem Flutlicht-Kracher sprechen FCK-Trainer Marco Antwerpen und sein sportlicher Geschäftsführer Thomas Hengen bei SPORT1 über das traditionsreiche Duell und den Glauben an eine Überraschung. (NEWS: Alle aktuellen Infos zum DFB-Pokal)
SPORT1: Herr Hengen, wegen der aktuellen Corona-Zahlen dürfen am Montag nun doch nur 5000 statt der ursprünglichen 20.000 Zuschauer dabei sein. Wie sehr trübt das die Stimmung bei Ihnen und beim Team?
Thomas Hengen: Das ist natürlich ärgerlich. Wir hätten gerne vor 15.000 oder 20.000 Fans gespielt. Aber wir müssen die Situation annehmen. Auch 5000 können Stimmung machen.
SPORT1: Am 2. Spieltag hieß der Gegner in der 3. Liga Meppen, jetzt kommt Borussia Mönchengladbach im Pokal-Topspiel auf den Betzenberg. Wie groß ist die Vorfreude?
Marco Antwerpen: Es wird bei jedem von uns kribbeln, wir sehen das aber nicht als Bonusspiel. Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Uns ist durchaus bewusst, dass vor allem am Anfang einer Saison einiges möglich ist.
Hengen: Das ist das Salz in der Suppe und dafür arbeitet man in diesem Fußballgeschäft. Und es ist für jeden unserer Spieler ein Traum, sich mit den besten Spielern der Bundesliga messen zu können.
SPORT1: Gegen Meppen zeigte die Truppe eine schwache zweite Halbzeit.
Antwerpen: Wir hätten in Meppen anders auftreten müssen. Wir hatten einige gute Ansätze und haben schon im ersten Spiel gegen Braunschweig einige klare Torchancen liegen gelassen. Vielleicht hat uns Meppen gut getan, weil wir gesehen haben, dass wir mehr investieren müssen. Und damit können wir gegen Gladbach gleich anfangen, wo die Favoritenrolle klar verteilt ist.
SPORT1: Kommt Ihnen Gladbach jetzt gerade recht?
Antwerpen: Das Spiel am Montag kommt genau zur richtigen Zeit, es ist kein Ligaspiel, sondern ein Pokal-Duell gegen einen Bundesligisten. Ich will die Euphorie vor so einem Spiel gar nicht bremsen. Wir sind durchaus euphorisch in die Saison gestartet und das wollen wir ungeachtet des Dämpfers gegen Meppen gegen Gladbach auch auf dem Platz zeigen. Das ist zwar eine Phrase, aber im Pokal ist eben alles möglich. Es ist ein Hop-oder-Top-Spiel.
Hengen: “Den Titel Pokalsieger nimmt mir keiner”
SPORT1: Herr Hengen, Se haben den Pokal 1996 den Pokal mit dem FCK gewonnen, eine Woche nach dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga. Wie denken Sie zurück?
Hengen: Es wurde in der Vergangenheit immer schwieriger, überhaupt ins Finale zu kommen. Und den Titel Pokalsieger nimmt mir keiner mehr. Wir haben nach dem bitteren Abstieg eine Woche später Charakter gezeigt und den KSC geschlagen. Das war trotz der Umstände ein unbeschreibliches Gefühl.
SPORT1: Beim FCK kommt schnell Euphorie auf. Schadet das nicht?
Antwerpen: Das kommt auf den Moment an. Vor einer neuen Saison ist das schon verständlich, weil man das als Neustart ansieht. Aber wir müssen uns wieder mehr erden, demütig bleiben, gerade nach der vergangenen Saison.
SPORT1: Gibt es etwas, was Ihnen vor dem Spiel Mut macht?
Antwerpen: Bei den Gladbachern kommen die EM-Spieler erst jetzt wieder zurück. Der neue Trainer konnte noch nicht so oft mit der kompletten Mannschaft trainieren. Gladbach wird eventuell noch nicht ganz so eingespielt sein. Das könnte unser Vorteil sein. Aber da ist schon ein großer Respekt da, denn da kommt schon Qualität auf uns zu. Aber irgendwann muss man in so einem Spiel auf dem Platz den Respekt ablegen, und das wollen wir mit dem Anpfiff tun.
Hengen: Wir könnten mit einem Sieg vieles wieder gut machen. Dafür müssen wir aber weit über unsere Grenzen gehen. Es wäre schön, wenn wir das Spiel lange offen halten würden. Mit unseren Fans im Rücken ist am Betze einiges möglich. Es wird ein spannender Ausflug aus dem Alltag. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan des DFB-Pokals)
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SPORT1: 1998 war der FCK noch auf gleicher Höhe mit der Borussia. Danach ging die Schere immer weiter auseinander. Die Gladbacher haben einiges richtig gemacht, oder?
Hengen: Ich schaue nicht zurück, sondern nach vorne. Natürlich muss man den Hut ziehen, was Max Eberl mit seinem Team da in den vergangenen Jahren aufgezogen hat. Tolle Infrastruktur und wie die Mannschaft trotz prominenter Abgänge weiterentwickelt wurde, das verdient Respekt. Man hat damals die richtigen Schlüsse gezogen, hat ein tolles Stadion gebaut mit einem Vereinsgelände, das seinesgleichen sucht. Es ist wirklich beeindruckend, was da entstanden ist.
Antwerpen: “Wir brauchen Ruhe und Zeit”
SPORT1: Was würden Sie lieber nehmen: den Pokalsieg oder den Aufstieg?
Antwerpen: Vom Aufstieg zu sprechen gehört sich nicht, wie wollen im Pokal erstmal weiterkommen. Wir wollen Spiele gewinnen, brauchen Ruhe und Zeit, um den neuen FCK zu entwickeln. Wir müssen damit aufhören, nach einer Niederlage davon zu reden, dass alles wieder zerstört ist. Wir werden uns in die Saison reinkämpfen – genauso wie gegen Gladbach.
Hengen: Heute haben wir nichts zu verlieren. Dennoch können wir nicht so einfach den Schalter umlegen, wenn wir vor zwei Monaten schon mit einem Bein in der 4. Liga waren und für manche Experten plötzlich Aufstiegskandidat sind. Es ist ein Prozess und wir müssen Geduld haben.
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Borussia Mönchengladbach droht der Verlust von zwei absoluten Leistungsträgern. Die Verträge der Stars enden im nächsten Sommer.
SPORT1: Welche Erinnerungen haben Sie an die Spiele gegen Borussia, Herr Hengen?
Hengen: Gegen Gladbach haben wir eigentlich immer gern und gut gespielt. Der alte Bökelberg war mit den steilen Tribünen ähnlich speziell wie der Betzenberg. Es waren immer heiße Duelle.
SPORT1: Viele träumen in Kaiserslautern immer noch von der großen Vergangenheit. Nervt das?
Antwerpen: Die große Vergangenheit ist Teil dieses Vereins. Das Gerede davon ist nicht lästig, wir müssen aber im Jetzt leben und da wollen wir den FCK wieder auf erfolgreiche Füße stellen. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Und die Bäume wachsen auch in Kaiserslautern nicht in den Himmel.
“Sieg gegen Gladbach kann ein Brustlöser sein”
SPORT1: Nach dem Klassenerhalt gab es viel Lob für Sie. “Endlich der richtige Trainer beim FCK”, war der Tenor. Was macht das mit Ihnen?
Antwerpen: Es ist immer schön, wenn du als Trainer gelobt wirst. Es ist aber auch wichtig, das Lob richtig einzuordnen. Die Rückrunde ist abgehakt, wir haben neue Ziele vor der Brust. Ein Sieg gegen Gladbach kann ein Brustlöser sein. Wir glauben an unsere Chance.
SPORT1: Tobias Sippel ist ein Betze-Bub, wurde von Gerry Ehrmann groß gemacht und steht am Abend im Gladbacher Tor. Ehrmann ist auch im Stadion. Zeigt das die Besonderheit dieses Pokal-Duells?
Hengen: Gerry ist nach wie vor mit dem FCK verbunden und ist immer ein gern gesehen Gast. Natürlich hat er eine besondere Beziehung zu Tobi Sippel, hat ihn viele Jahre begleitet und geformt. Und auch Tobi hat eine enge Verbindung zum Verein. Schön, dass er wieder mal in seinem alten Wohnzimmer ist.