Deutschland oder England – diese Frage stellt sich am Dienstagabend. Für Jamal Musiala stellte sie sich allerdings schon vor Monaten (EM 2021, Achtelfinale: England – Deutschland am Dienstag ab 18 Uhr im LIVETICKER).
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„Ich habe ein Herz für Deutschland und ein Herz für England. Beide Herzen werden weiter schlagen“, sagte der Shootingstar des FC Bayern Anfang des Jahres bei The Athletic. Da hatte er sich gerade für die deutsche und gegen die englische Nationalmannschaft entschieden. „Am Ende habe ich einfach auf das Gefühl gehört, das mir über einen langen Zeitraum immer wieder sagte, dass es die richtige Entscheidung ist, für Deutschland zu spielen, das Land, in dem ich geboren wurde“, erklärte der damals 17-Jährige.
Seit Ende Februar ist der Sohn eines nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter nun volljährig und bereits ein EM-Spieler – außerdem ist er ein frischgebackener Rekordhalter: Seit seinem Einsatz gegen die Ungarn (2:2) im letzten Gruppenspiel ist der Mittelfeldspieler mit 18 Jahren und 117 Tagen nun der jüngste Spieler, der bei einem großen Turnier (WM oder EM) für das DFB-Team zum Einsatz gekommen ist.
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Musiala der beste X-Faktor, den Löw je hatte
In den zwölf Minuten, in denen ihn Löw auf den Rasen der Allianz Arena geworfen hatte, überzeugte Musiala voll und ganz. Er war mit der auffälligste DFB-Akteur. Daher ist auch ein Einsatz im Achtelfinale gegen England denkbar. Es wäre ein ganz besonderes Spiel für den jungen Mann, der vor über zehn Jahren nach England ging – als seine Mutter zum Studium nach Southampton zog – und vor rund zwei Jahren zurückkehrte.
„Musiala als junger Spieler hatte ein paar gute Aktionen. Da sieht man, was für eine Klasse er bekommen wird in den nächsten Jahren“, lobte Bundestrainer Joachim Löw das Nachwuchstalent, das er überraschend eingewechselt hatte. Doch der Kurzeinsatz des Juwels zeigte, dass es auch jetzt schon helfen kann. Quasi als X-Faktor für Löw.
Bei praktisch jedem Turnier hatte der Bundestrainer einen solchen Spieler mit dabei. Beim Sommermärchen 2006 und der anschließenden EM 2008 war es beispielsweise Flügelflitzer David Odonkor. Später auch mal ein Marko Marin, 2014 ein André Schürrle. Musiala ist sicherlich der talentierteste aller X-Faktoren, die Löw je zur Verfügung standen. Schon mit 18 Jahren ist er womöglich auch der beste dieser Löw’schen Kategorie.
Musiala Löws größter Erfolg der letzten Jahre?
Es ist vielleicht Löws größter Erfolg der letzten Jahre als Bundestrainer, dass er Musiala vom DFB-Team überzeugen konnte. Der gebürtige Stuttgarter durchlief einige U-Nationalmannschaften von England, die Three Lions hatten sich große Hoffnungen gemacht. Doch Löw gewann den Jungstar in mehreren Gesprächen für Deutschland. „Er freut sich, er hat hier schon noch einige Freunde“, sagte Löw am Montag in England auf SPORT1-Nachfrage. „Jamal weiß, dass seine Entscheidung damals weittragend war, aber er hat es von Herzen gemacht.“
Die beiden jungen Supertalente Jamal Musiala und Jude Bellingham haben vor kurzem noch zusammen für England gespielt. Jetzt werden die Freunde zu Gegnern bei der Euro 2020.
Nun ist es auch Musiala, auf dem die Hoffnungen des 61-Jährigen ruhen, einen erfolgreichen Abschied als Bundestrainer zu feiern. Dazu gehört ein Sieg im Wembley Stadium gegen England – wer weiß, was danach alles möglich wäre.
In den ersten beiden Partien hatte Löw seinen jüngsten Akteur noch auf der Tribüne schmoren lassen. Wird der Bundestrainer Musiala morgen von Beginn an einsetzen? “Jamal hat zwei, drei Wochen gebraucht“, meint Löw. “Bei den letzten Trainingseinheiten hat er sein Potenzial mehr gezeigt. Wenn er kommt, macht er ganz unberechenbare Dinge. Das ist schon eine Möglichkeit.“
Gnabry schwärmt von „Bambi“
Von den DFB-Teamkollegen wird Musiala „Bambi“ genannt – genau wie beim FC Bayern. Das hat auch damit zu tun, dass Musiala ein „lieber, süßer Kerl“ ist, wie es Bayern-Star Serge Gnabry über seinen Teamkollegen ausdrückte.
Der Spitzname hat aber noch einen anderen Grund: Wenn Musiala zu seinen unwiderstehlichen Dribblings ansetzt, dann scheint er tatsächlich an einen schnellen jungen Reh oder auch eine wendige Gazelle zu erinnern. „Man kann da einen Zusammenhang mit seinen Bewegungen erkennen, die ja sehr flüssig sind“, sagt Gnabry jüngst: „Er kommt immer an seinen Gegenspielern vorbei.“
Gnabry hat keinen Zweifel, dass Musiala eine große Karriere bevorsteht: “Seine Qualitäten sind echt außergewöhnlich. Ich bin komplett überzeugt von ihm. Seine Zeit wird kommen, egal wann. Er kann einer Mannschaft extrem weiterhelfen: mit seinen Dribblings, mit seiner Motivation, immer anzugreifen, das Eins-zu-eins zu suchen.“
Der 18-Jährige Jamal Musiala wird im DFB-Team "Bambi" gerufen. Weshalb das so ist, erklärt Teamkollege Serge Gnabry.
„Kein Spiel, wie jedes andere“
„Egal wann“ könnte allerdings schon am Dienstag sein. Ein Einsatz in der Startelf ist zwar unwahrscheinlich, wäre aber auch keine Sensation. Dazu sind seine Qualitäten als Joker und X-Faktor einfach zu groß. Von der Bank kommend kann Musiala ein ganzes Spiel durcheinanderwirbeln. Das hat er gegen Ungarn gezeigt.
Steht Musiala im Wembley Stadium tatsächlich auf dem Rasen, wäre das der wohl größte Einsatz in seiner noch so jungen Karriere.
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„Ich habe da einige Jahre gelebt und mich wohlgefühlt, kenne viele Menschen, habe viel gelernt. All das möchte ich nicht missen. Das streift man nicht einfach so ab. Dieses Spiel ist etwas Großes für mich“, sagte Musiala vor dem Klassiker in London im Interview mit DFB-aktuell. Es werde „kein Spiel, wie jedes andere“.
Der Jungstar hat in jungem Alter bereits große Träume. „Ein Finale in Wembley zu spielen, wäre eine sehr große Ehre. Ich will nach Dienstag noch einmal auf die Insel zurückkehren“, sagte er. Das würde bedeuten, dass er mit dem DFB-Team zumindest das EM-Halbfinale erreichen würde.
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