Es war einmal ein Fußball-Klub aus dem Ruhrgebiet, der zur grauen Maus verkommen war, ja kurzzeitig sogar um seine Existenz fürchten musste.
Doch dann kam Jürgen Klopp als Trainer – und es ging stetig bergauf: zwei Meisterschaften, ein DFB-Pokal-Sieg und ein Champions-League-Finale inklusive. In der Vorsaison dagegen rettete sich Borussia Dortmund im letzten Moment in die UEFA Europa League - und Klopp verließ den Verein.
„Wir haben über sieben Jahre ein modernes Fußball-Märchen geschrieben“, sagt Sportdirektor Michael Zorc rückblickend im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1.
Neuer Glanz unter Tuchel
Das aber soll noch längst nicht beendet sein. Vielmehr startet der BVB aktuell ein neues Kapitel, mit einem neuen Helden – um in der Märchensprache zu bleiben.
Denn Thomas Tuchel hat es in Windeseile geschafft, den Schwarz-Gelben wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Den Verein zurück in die Erfolgsspur zu führen, nachdem der Ruhrpott-Klub die vergangene Hinrunde noch als Vorletzter abgeschlossen hatte.
Basis unter Klopp gelegt
Das will Zorc aber nicht ausschließlich auf den neuen Coach zurückführen. „Wir hatten vorher schon eine sehr gute Basis“, sagt der 53-Jährige: „Viele Tore, die wir in den ersten Wochen erzielt haben, resultieren auch aus dem Gegenpressing, das wir über Jahre sehr gut beherrscht haben.“ Und das Klopp entwickelt hat.
Daher seien es eher kleine Dinge, die die Borussia zurück an die Bundesliga-Spitze geführt haben. Kleine, aber entscheidende Dinge.
„Thomas Tuchel hat eine Ansprache an die Spieler, die sie motiviert, wieder an ihre Leistungsgrenze ranzukommen“, meint SPORT1-Experte Thomas Berthold, „es ist der richtige Weg, effizienter zu spielen. Du kannst nicht 34 Spieltage nur Pressing spielen.“
Spieler blühen auf
Von diesen „neuen Impulsen“, wie Zorc sie nennt, profitiert nun offenbar jeder im BVB-Dress.
Etwa Henrikh Mkhitaryan, der im Vorjahr glücklos agierte und offenbar sogar kurz mit einem Vereinswechsel liebäugelte. Jetzt dagegen hat er schon neun Pflichtspiel-Tore auf seinem Konto.
Oder Matthias Ginter, der als Weltmeister nahezu untergegangen war, jetzt aber plötzlich auf der rechten Seite aufblüht.
Doch auch Tuchel selbst überrascht einige Beobachter und Kritiker. Der Ex-Mainzer galt als verschlossen und unkommunikativ.
Vorurteile widerlegt
„Thomas ist sehr offen. Es gab ja einige Vorurteile. Aber schon bei unseren ersten Gesprächen konnten wir davon nichts feststellen“, entgegnet Zorc.
Neue Impulse. Neue Ansprachen. „Das alles“, so der Ex-Profi, „führt dazu, dass wir jetzt richtig guten Fußball spielen.“
Guten und erfolgreichen. Nach vier Spieltagen grüßen die Dortmunder von der Tabellenspitze. „Daraus brauchen wir aber keine weiteren Ableitungen machen, weil Bayern München nach wie vor der absolute Top-Favorit in der Liga ist“, beteuert Zorc: „Wir sehen uns weiter als Herausforderer.“
Ziele Berlin und Basel
Ähnlich zurückhaltend äußert sich Dortmunds Sportdirektor auch zum Thema UEFA Europa League, wo es für den BVB zum Start am Donnerstag gegen FK Krasnodar geht (ab 18.30 Uhr im LIVETICKER, Highlights ab 23 Uhr im TV auf SPORT1).
Vielmehr weist er auf die hohen Reisestrapazen hin. Aber: „Natürlich wollen wir die Gruppe gewinnen, dann hängt allerdings auch viel von der Auslosung ab.“
Darüber hinaus gibt es ja auch noch den DFB-Pokal, dessen Finale in Berlin sich der BVB erneut auf die Fahnen geschrieben hat. „Das ist unsere Zielsetzung, und die finde ich schon sehr ambitioniert.“
Und das Endspiel in der UEFA Europa League in Basel? Klar, auch dahin soll es im Idealfall gehen. „Es ist der einzige Titel, der Borussia Dortmund noch fehlt“, sagt Zorc.
Zorc sieht BVB auf richtigem Weg
Ob Tuchel die Trophäen-Sammlung entsprechend erweitern kann? „Wer Thomas kennt, der weiß, dass er maximal ambitioniert ist“, erklärt der BVB-Sportchef. „Wir wollen den eingeschlagenen Weg weitergehen.“
Um das nächste Kapitel im schwarz-gelben Märchen erfolgreich zu Ende zu bringen.