„Wir müssen ruhig bleiben“, sagte Alfred Schreuder nach der 0:3-Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach wohl mehr zu sich selbst als zu den anwesenden Reportern.

Der neue Trainer der TSG Hoffenheim hat einen krachenden Fehlstart hingelegt. Magere fünf Punkte hat der Niederländer mit seiner Mannschaft in den ersten sechs Saisonspielen der Bundesliga geholt.

Für die TSG ist es die zwölfte Saison im deutschen Oberhaus. Nur einmal ist der Klub schlechter gestartet: 2015/16 holten die Kraichgauer unter Markus Gisdol nur zwei Zähler. Da wird es Schreuder nicht passen, dass Hoffenheim am Samstag ausgerechnet zum FC Bayern München muss. (Bundesliga: FC Bayern – TSG Hoffenheim am Sa. ab 15.30 Uhr im LIVETICKER)

Schreuder übt offen Kritik

Schon seit Wochen läuft die ausgiebige Fehleranalyse, die bislang aber keine nennenswerten Veränderungen herbeiführte. Schreuder fielen auch nach der Niederlage gegen Gladbach viele Fehler auf, die er der Presse offenbarte.

„Wir müssen offener im Aufbau sein“, oder: „Wir müssen die Dinge schneller erkennen“, meinte der 46-Jährige und machte auch nicht davor Halt, einzelne Spieler zu kritisieren. „Benni muss viel mehr die Bälle fordern und andribbeln“, sagte er beispielsweise mit Blick auf Benjamin Hübner.

Die größte Baustelle ist die Offensive

Hoffenheim offenbarte beim Saisonstart viele Baustellen, doch eine sticht aus dem Gesamtbild heraus: Die Offensive. Schreuder selbst beschrieb sie zuletzt als „träge“ und „langsam“.

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In vier der sechs Bundesligaspiele blieb die TSG ohne Torerfolg. Eine erschreckende Statistik. Unter Schreuder-Vorgänger Julian Nagelsmann waren die Kraichgauer in allen drei Spielzeiten nie öfter als dreimal ohne eigenes Tor geblieben.

Dennoch mahnt Alexander Rosen zur Ruhe: „Wir hatten, bei allem Erfolg in den vergangenen Jahren, diese Phasen immer wieder und vielleicht häufiger als manch einer sich heute noch erinnern mag. Und da waren die Besonderheiten nicht so gravierend wie zu Beginn dieser Spielzeit“, erklärte der TSG-Sportchef dem kicker.

Hoffenheim hat Qualität verloren

Die Wahrheit ist, dass die TSG im Sommer neben Nagelsmann auch zahlreiche Stützen des Teams verloren hat.

Mittelstürmer Joelinton wechselte für eine Ablösesumme von 44 Millionen Euro zu Newcastle United, Nico Schulz zu Borussia Dortmund (25,5 Millionen), Kerem Demirbay (32 Millionen Euro) und Nadiem Amiri (neun Millionen Euro) zu Leverkusen. Zudem fehlt aktuell Leistungsträger Andrej Kramaric wegen Knieproblemen.

„Das muss man erstmal auffangen“, sagte Niko Kovac bei der Pressekonferenz am Donnerstag im Hinblick auf das anstehende Duell. Schreuder hat wahrlich keine leichte Aufgabe. Zumal die Neuzugänge bislang nicht liefern.

Stürmer Ihlas Bebou erzielte bislang nur ein Bundesliga-Tor, obwohl er alle sechs Spiele über die volle Distanz absolvierte. Der vielversprechende Offensivspieler Robert Skov traf noch nicht, er bekam bislang kaum Bälle und hing daher regelmäßig in der Luft.

Schreuder: „Die Mannschaft braucht Zeit“

„Die Mannschaft steht meines Erachtens zu Unrecht so weit unten“, beschreibt Kovac den Saisonstart der Hoffenheimer und bereitet sein Team nach der Gala-Vorstellung bei Tottenham Hotspur (7:2) auf ein schweres Spiel vor. „Es hat ihnen oft das Quäntchen Glück gefehlt. Die Qualität spiegelt nicht den Tabellenplatz wider.“

Auch Schreuder ist von dem Potenzial seines Teams überzeugt. „Die Mannschaft braucht Zeit“, meinte er zuletzt und verwies auf den Umbruch. Er wird bei den Kraichgauern noch Zeit bekommen. Allerdings ist unklar, wieviel.

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Rosen hatte zuletzt zwar betont, dass der Trainer nicht zu Debatte stehe, dies allerdings wenig überzeugend vermittelt.

Wenn die Mannschaft nicht bald des Offensiv-Problem lösen kann und Ergebnisse liefert, dann ist es bei der TSG Hoffenheim schon sehr bald vorbei mit der Ruhe. Das gilt auch für Schreuder und sein Amt als Coach.