Erst lag der 1. FC Kaiserslautern am Boden, dann lagen sich die Fans in den Armen, manch einer weinte sogar.
Kein Aufstieg, kein Meistertitel wurde gefeiert, aber doch ein kleines Wunder vom Betzenberg. Denn genau so mutete der 3:2-Sieg über 1860 Münchnen (Bericht) zum Zweitliga-Auftakt an.
Und Tobias Sippel hätte am liebsten jeden der 41.092 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion umarmt und gedrückt.
Der FCK-Keeper sah in der 20. Minute für ein Handspiel außerhalb des Strafraums Rot, was zumindest umstritten war. Ob Sippel den Ball nur mit der Brust oder auch mit der Hand erwischte, konnten selbst die Fernsehbilder nicht einwandfrei klären.
Der folgende Elfmeter und ein weiteres Tor für die „Löwen“ brachten den 0:2-Pausenstand, ehe die Pfälzer in Unterzahl furios das Spiel drehten.
Sippel sauer auf Referee
Sippels Ärger war trotz des Sieges und der Tabellenführung auch nach Abpfiff nicht verraucht. „Heute war es ein super Spiel für die Fans. Schade, dass wir keinen guten Schiri hatten. Das war das einzige Problem“, raunzte der Torwart in das SPORT1-Mikrofon.
„Ich muss aber sagen, dass ich super stolz auf das Team, aber auch auf das Publikum bin. Zu der Szene braucht man nicht viel sagen. Jeder im Stadion hat es gesehen.“
Sippel mäkelte, Schiedsrichter Bastian Dankert habe „eine klare Sicht gehabt, sagt dann aber in der Halbzeit zu mir, dass es klar Hand war. Er hat es trotzdem nicht gesehen. Er soll dazu stehen und es zugeben.“
Runjaic zeigt Mitgefühl
FCK-Trainer Kosta Runjaic reagierte etwas moderater: „Wir machen Fehler, die Schiedsrichter machen Fehler.“
Runjaic freute sich lieber über den ersten Dreier der Saison.
„Heute haben wir überzeugend die Tore erzielt. Ich habe in der Halbzeit gar nicht so viel gesagt, weil ich gemerkt habe, dass die Jungs alles versuchen werden, das Spiel irgendwie für uns positiv zu gestalten.“
Im Gespräch mit SPORT1 betonte er zudem die Leidenschaft seiner Truppe: „Wir haben 90 Minuten gebrannt – und sind nicht verbrannt, sondern als Sieger vom Platz gegangen.“
Hofmann feiert super Einstand
Verantwortlich dafür war Philipp Hofmann, der im Sommer erst von Schalke in die Pfalz gewechselt war. Nach dem Doppelschlag von Srdjan Lakic entschied er das Match.
Der 21-Jährige stand nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung auf dem Platz, köpfte mit seiner ersten Aktion das goldene Tor und wurde so zum gefeierten Held.
„Auf jeden Fall kein schlechter Tag“ sei es gewesen, meinte Hofmann breit grinsend, „das war ein super Einstand beim FCK.“
Der 1,95 Meter große Sturmtank ergänzte: „Ich denke, es war in der zweiten Halbzeit allgemein eine super Leistung von uns. Man hat gesehen, welchen Zusammenhalt wir haben.“
Erster Tiefschlag für 1860
Die Gäste standen dagegen trotz des Doppelpacks von Okotie am Ende mit leeren Händen da und es setzte für die runderneuerte Truppe den ersten Tiefschlag.
„Ein Spiel wie heute vergisst man sein ganzes Leben nicht mehr“, sagte 1860-Coach Ricardo Moniz zu SPORT1: „Wenn man mit einem Mann mehr spielt, muss man Druck aufbauen. In so einem Spiel musst du versuchen, das 3:0 zu machen.“
„Respekt ist die Basis“
Der Niederländer, der im Juni erst nach München kam und zuletzt für seine etwas mutige Ankündigung, mit dem Verein Zweitliga-Meister werden zu wollen, belächelt wurde, wollte nicht groß rumjammern.
Bewusst schickte er daher seine Spieler nach Apfiff zu den Fans in die Kurve. „Wir spielen für die Fans. Respekt ist die Basis“, erklärte Moniz. „Die Fans müssen nächste Woche zurückkommen, denn wir stehen wieder auf.“
Nach so einem Spiel bedarf es für die „Löwen“ dazu wohl eines Kraftaktes, zumal es nun zu Hause gegen RB Leipzig geht.