Die kriselnde Sbornaja ist nach der verpatzten WM-Generalprobe ab sofort Chefsache.
„Ich muss leider zugeben, dass unsere Mannschaft zuletzt keine guten Ergebnisse erzielt hat. Aber wir erwarten ganz einfach, dass das Team mit Würde spielt, modernen und interessanten Fußball zeigt und bis zum Ende kämpft“, sagte Staatspräsidenten Wladimir Putin im chinesischen Staatsfernsehen klar und deutlich.
Damit setzte er nach dem enttäuschenden 1:1 von WM-Gastgeber Russland gegen WM-Zuschauer Türkei seinen Trainer Stanislaw Tschertschessow und dessen Spieler eine Woche vor dem Turnierstart enorm unter Druck (DATENCENTER: Die Kader der Gruppe A).
Kreml-Chef Putin beunruhigt
Vor dem Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien am kommenden Donnerstag im Luschniki-Stadion schrillen aber nicht nur beim Kreml-Chef, der seine Mannschaft „möglichst lange im Wettbewerb“ sehen will, die Alarmglocken (Spielplan der WM).
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„Das hat keinen Spaß gemacht. Unsere Mannschaft muss sich bis zum Auftaktspiel gewaltig steigern“, schrieb die Moskauer Zeitung Sowetski Sport. Der ebenfalls in der Hauptstadt ansässige Sport Express titelte nach der blutleeren Vorstellung gegen die Türken sogar „Alles ist schlecht“ und bewertete das Match als “Katastrophe, die in einem Albtraum enden könnte“.
Die WM in Russland wird in zwölf Stadien ausgetragen. Im Luschniki-Stadion in Moskau steigen drei hochkarätige Partien – und der deutsche Auftakt. Die Arenen der WM
Das Team von Tschertschessow wartet im Jahr 2018 immer noch auf seinen ersten Sieg, hat von seinen letzten sieben Spielen keines gewonnen. Den letzten Erfolg gab es im Oktober vergangenen Jahres gegen Südkorea (4:2).
Längst geht in Russland die Angst um, dass das eigene Team bereits in der Vorrunde scheitert, was bei den Gegnern Saudi-Arabien, Ägypten und Uruguay eigentlich unmöglich schien. Doch nun zittern die Russen plötzlich sogar vor den Saudis, dem ersten Prüfstein bei der WM im eigenen Land.
Tschertschessow beruhigt das Volk
„Von der Qualität her war es ein Schritt nach vorne im Vergleich mit dem Österreich-Spiel. Wir müssen noch an Nuancen arbeiten“, sagte Tschertschessow nach dem Remis gegen die Türkei und fügte optimistisch hinzu: „Wir werden gegen Saudi-Arabien eine andere Mannschaft erleben.“
Ob sein Team aber die großen Erwartungen der Fans und von Putin erfüllen kann, muss nach den vergangenen Spielen aber bezweifelt werden. Nach der knappen 0:1-Niederlage gegen Vizeweltmeister Argentinien im vergangenen Herbst unterlagen die Russen in diesem Jahr gegen Brasilien (0:3) und gegen Frankreich (1:3) recht deutlich. Auch beim 0:1 gegen Österreich im Rahmen ihres Trainingslagers im Stubaital offenbarte der WM-Gastgeber viele Schwächen. (Die Teams der Gruppe A im Porträt)
Samedow: „Keiner muss sich Sorgen machen“
„Wir werden jetzt nach der anstrengenden Vorbereitung ein paar Tage Kraft tanken und sind dann für das Turnier bereit. Es muss sich keiner Sorgen machen“, beruhigte Torschütze Alexander Samedow trotz allem seine Landsleute: „Unsere Trainer hat uns gut vorbereitet.“
Tschertschessow, ehemaliger Torwart von Dynamo Dresden, ist seit knapp zwei Jahren Chefcoach der Nationalmannschaft und weiß um die Schwere der Aufgabe: „Erstes Ziel ist es, die Gruppenphase erfolgreich zu beenden. Keine Mannschaft ist erfolgreich, wenn ihr nicht der erste Schritt gelingt.“ Das ist Russland allerdings seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 nur bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz gelungen, als erst im Halbfinale Endstation war.