Von Reinhard Franke

München – Der Blick auf die Tabelle ist für Martin Bader momentan kein besonderer Hochgenuss. Im Gegenteil.

Der 46 Jahre alte Sportvorstand des 1. FC Nürnberg sieht beunruhigende Zahlen: Platz 13 nach drei Spieltagen mit nur drei Punkten auf der Habenseite. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)

Alarmstufe Rot! Dabei sollte nach dem Abstieg der Franken alles besser werden.

Mit dem neuen Trainer Valerien Ismael und einem Team, das nach einem großen Umbruch im Sommer ein komplett neues Gesicht bekam.

Leider nur auf dem Papier, denn auf dem Platz sehen die Fans bisher den Club des Vorjahres: Traurig, unsicher und frustriert. Der FCN steckt vor dem Spiel bei Union Berlin am Freitag (ab 18.15 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER) in der Krise. Mal wieder.

„Nach drei Niederlagen in Folge ist es vollkommen klar, dass da keine Zufriedenheit herrscht“, sagt Bader dann auch im Gespräch mit SPORT1: „Dass die Mannschaft will, zeigen statistische Werte. Wir müssen die Situation aber nicht schön reden, haben uns den Start ganz anders vorgestellt.“

Ein Problem beim FCN in den ersten Spielen ist die angespannte Verletzten-Lage. Gegen den FSV Frankfurt (0:1) fehlten fünf Stammspieler.

„Wir sind mit einem Umbruch in die Saison gegangen und wussten, dass es seine Zeit braucht, bis 15 Neuzugänge integriert sind. Wenn ein Fixpunkt wie Jan Polak am 1. Spieltag ausfällt, dann ist das für den Trainer schwierig“, betont Bader, der alles versucht hat, um eine neue wettbewerbsfähige Mannschaft aufzustellen.

Zu beneiden ist er nicht.

„Wir sind seit Jahren ein Verein, der in der sportlichen Verantwortlichkeit gefestigt ist, haben mit Wolfgang Wolf jetzt noch einen Fachmann dazu geholt, haben alle Transfers bis zum Schluss gut durchdacht und mussten im Sommer vieles neu aufstellen“, erklärt Bader.

Kurios: Ismael ist in anderthalb Jahren der vierte Trainer am Valznerweiher.

Sportlich liegt der Verein momentan am Boden, nun traten am Montag auch noch zwei Mitglieder des allem Anschein nach zerstrittenen Aufsichtsrates zurück. Auslöser dürfte unter anderem die Personalpolitik sein. Ein deutlicher Angriff auf Bader und den Leiter der Fußballabteilung, Wolfgang Wolf.

Bader ist kein Träumer und weiß: „Es ist klar, dass sich die Kritik bei ausbleibenden Ergebnissen auf eine Person konzentriert, und das bin ich.“

Hinter den Fassaden dürfe man Entscheidungen „nicht nur von Ergebnissen abhängig machen. Natürlich schmerzen Ergebnisse, aber ich darf mich davon nicht leiten lassen“, so Bader.

Jeder Transfer werde jetzt „negativ beleuchtet. Aber wir haben uns viele Gedanken gemacht. Ich stelle mich der Kritik – jeden Tag.“

Das gilt auch für Ismael. Als Profi hat der 38-Jährige in 120 Bundesligaspielen (für Werder Bremen, Bayern München und Hannover 96) alles erlebt, doch für ihn ist die aktuelle Situation neu, denn der Club ist seine erste Profistation als Trainer.

Die Kritiker scharren schon mit den Hufen, doch im Verein zweifelt keiner an Ismael. Fragen zum Coach bügelt Bader mit „das Gerede interessiert mich nicht“ ab und betont, dass gewisse Mechanismen in Nürnberg einfach nicht gelten.

„Bei uns ist der Trainer nicht das schwächste Glied in der Kette. Ismael kommt aus dem Fußball, hat in seiner Karriere auf höchstem Niveau sehr viel erlebt, ist eine Persönlichkeit, hat einen Plan und weiß, wie er die Spieler trainieren lässt.“

Bader weiter: „Wir müssen Ismael nicht jeden Tag das Händchen halten, um zu sehen, dass er ein guter Trainer ist. Wir haben mit ihm so eine Situation durchgespielt. Das ist auch eine große Herausforderung für den ‚Valle‘.“

Die Verantwortlichen, so Bader, sind bemüht das „in dieser Konstellation so hinzubekommen, dass Zuversicht und Vertrauen zurückkommt. Wir haben genug Hoffnung. Ich muss keinen Trainer stärken, der ohnehin stark ist.“

Auch Wolf stützt Ismael bei SPORT1: „Ich habe keine Zweifel an Valerien, er ist ein junger Trainer, der an dieser Situation wachsen muss“, sagt der 56-Jährige:

„Wir müssen da jetzt gemeinsam durch. Dass wir Probleme kriegen könnten, habe ich gewusst. Gegen den FSV sind uns fünf Stammspieler weggebrochen. Außerdem steckt uns offenbar noch das 1:5 vom Derby gegen Fürth in den Knochen.“

Besserung soll schnell her. Zuletzt wurden zu den 15 Neuen mit Offensivmann Daniel Candeias (Benfica Lissabon/Leihe), Defensivspezialist Ondrej Celustka (Trabzonspor) und Torwart Samuel Radlinger (Hannover 96/Leihe) drei weitere Spieler unter Vertrag genommen.

Damit der Blick auf die Tabelle schon bald nicht mehr so weh tut.