Von Reinhard Franke
München – Dietmar Beiersdorfer sorgte gleich für klare Verhältnisse.
Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt als Vorstandsvorsitzender beim Hamburger SV setzte der 50-Jährige den früheren Sportdirektor Oliver Kreuzer vor die Tür.
Nachfolger soll nach SPORT1-Informationen Ex-Profi Peter Knäbel werden (News).
Aber das war nicht die einzige Baustelle, die Beisrdorfer in seinen ersten Wochen als HSV-Boss zu bearbeiten hatte. (SHOP: Jetzt Bundesliga-Fanartikel kaufen)
Er soll dem in den letzten Jahren taumelnden Dino der Liga auf lange Sicht wieder auf die Beine bringen.
Da kam es gerade recht, dass Investor Klaus-Michael Kühne seine Schatulle öffnete und dem Verein finanziell unter die Arme griff. Rund 26 Millionen Euro haben die Hamburger in neue Spieler investiert.
Vor dem Saisonstart beim 1. FC Köln (Sa., ab 15 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER) spricht Beiersdorfer im SPORT1-Interview über den HSV, Kapitän Rafael van der Vaart und die Neuzugänge.
SPORT1: Herr Beiersdorfer, wie waren Ihre ersten Wochen beim HSV?
Dietmar Beiersdorfer: Sehr intensiv. Und ich gehe davon aus, dass es auch so bleiben wird. Wir haben in einigen Bereichen die Tuchfühlung zur Konkurrenz verloren. Jetzt müssen wir Stück für Stück aufholen, uns stabilisieren und wieder auf Kurs kommen. Wir wollen Entscheidungen treffen, die nachvollziehbar sind. Im ersten Schritt geht es auch darum, dass wir unseren Anhängern wieder Freude bereiten, etwas anbieten, mit dem sie sich identifizieren können.
SPORT1: Inwiefern glauben Sie, dass der Verein gut gerüstet in die neue Saison geht?
Beiersdorfer: Ich war nie ein Freund von Ankündigungen und Versprechungen. Wir müssen alle erst ein Gefühl dafür bekommen, wie unser Leistungsvermögen ist und wie gut wir gerüstet sind. Wir haben eine sehr lange Vorbereitungsphase hinter uns, aber ganz bestimmt sind wir noch nicht bei 100 Prozent. Daher hielte ich es auch nicht für richtig, zum jetzigen Zeitpunkt ein Ergebnisziel in Form eines bestimmten Tabellenplatzes auszurufen.
SPORT1: Rafael van der Vaart ist wieder Kapitän und plötzlich auch wieder Hoffnungsträger. Wie sehen Sie seine neue Rolle?
Beiersdorfer: Rafael ist nach wie vor ein herausragender Spieler. Das wird sich so schnell auch nicht ändern. Wir hatten kürzlich ein längeres Gespräch. Rafael hat eine turbulente Zeit hinter sich, das weiß jeder. Ich habe das Gefühl, dass er jetzt wieder richtig Feuer gefangen hat. Während der Vorbereitungszeit hat er nicht eine Trainingseinheit verpasst. Es ist aber auch unsere Aufgabe, ihn in einer Form zu unterstützen, so dass er sein Leistungspotential voll ausschöpfen kann.
SPORT1: Sehen Sie es bei van der Vaart auch als Neustart mit einem gewissen Risiko, weil ihn viele als Gesicht der letztjährigen Krise sehen?
Beiersdorfer: Nein. Im Winter war er noch einer der Top-Scorer der Liga, lag vor Spielern wie Robben oder Ribery, war der ‘beste van der Vaart aller Zeiten’ – und sechs Monate später dann das Gesicht der Krise? Das mache ich nicht mit, das ist zu kurz gesprungen.
SPORT1: Beschreiben Sie mal Ihre Zusammenarbeit mit Investor Klaus-Michael Kühne nach der Ausgliederung.
Beiersdorfer: Wir stehen ja in keinem Arbeitsverhältnis miteinander. Daher kann ich die Frage so nicht beantworten. Herr Kühne ist einer der größten Gönner des Vereins. Natürlich tausche ich mich regelmäßig mit ihm zu verschiedenen Themen aus. Wir haben uns persönlich getroffen, telefonieren aber auch miteinander. Ich finde es wichtig, dass auch für ihn immer nachvollziehbar bleibt, wie wir sein Investment einsetzen und damit umgehen.
SPORT1: Was erwarten Sie sich von den Neuzugängen Behrami, Müller und Ostrzolek?
Beiersdorfer: Ich möchte nicht groß eine öffentliche Erwartungshaltung formulieren. Alle Genannten können unserer Einschätzung nach dazu beitragen, unseren Kader zu verbessern und stabiler zu machen. Jeder kann auf seine Art Dinge einbringen, die uns einen kleinen Schritt nach vorn bringen. Erfahrung, Aggressivität, Geschwindigkeit – um einige Punkte zu nennen.
SPORT1: Am ersten Spieltag geht es gleich zu Aufsteiger 1. FC Köln, der voller Euphorie startet. Wie sehen Sie diese Aufgabe zum Auftakt?
Beiersdorfer: Wir setzen uns Etappenziele. Wir wollten im Pokal in Cottbus weiterkommen und möchten bis zur ersten Länderspielpause einen guten Start in die Liga hinlegen. Ich bin sehr gespannt auf die Spiele in Köln und dann zu Hause gegen Paderborn. Leichte Spiele wird es für uns nicht geben. Die gibt es ohnehin nicht mehr in der Bundesliga.