Von Christoph Lother

München – Mahir Saglik ist in diesem Sommer ein gefragter Mann.

Wo er auch hinkommt, wird der 31 Jahre alte Stürmer des SC Paderborn herzlich empfangen.

„Es herrscht wirklich diese so oft beschriebene Situation, in der du morgens beim Bäcker Glückwünsche und Schulterklopfer bekommst“, berichtet er im Gespräch mit SPORT1 und erklärt: „Die Menschen hier freuen sich mindestens genauso sehr auf die Bundesliga wie wir.“

 

Mit dem Heimspiel gegen Mainz 05 beginnt für den SC Paderborn am Sonntag (ab 15 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER) endlich das große Abenteuer.

Erstmals in ihrer mittlerweile 107-jährigen Vereinsgeschichte mischen die Ostwestfalen im deutschen Fußball-Oberhaus mit – und Saglik ist mittendrin.

 

„Es ist sensationell, was in dieser Stadt los ist“, sagt der Stürmer und fügt mit Blick auf den sensationellen Aufstieg des SCP vor gut drei Monaten hinzu: „Spätestens da sind die Mannschaft und die Menschen hier noch enger zusammengerückt.“

 

Gerade für ihn persönlich sei die momentane Situation „ganz besonders schön“, betont Saglik.

Zum einen sicherlich, weil er „in Paderborn geboren und aufgewachsen“ ist, wie der Sohn türkischer Einwanderer erzählt.

Zum anderen aber wohl auch, weil ihn viele nach seiner bisher doch recht wechselhaften und von mehr Tiefen als Höhen geprägten Profi-Karriere schon abgeschrieben hatten.

 

„Was andere Leute sagen, interessiert uns nicht“, sagt Saglik stellvertretend für die als krasser Außenseiter gehandelte Paderborner Mannschaft, spricht damit aber in erster Linie für sich selbst.

Für zehn verschiedene Klubs schnürte der Stürmer, der einst in der C-Jugend beim SCP angeheuert hatte, mittlerweile schon die Fußballschuhe. Länger als maximal drei Jahre hielt es ihn bei keinem.

Ob in Wolfsburg, Karlsruhe, Bochum oder auch bei St. Pauli, so richtig erfüllen konnte Saglik die in ihn gesetzten Erwartungen nur selten. Umgehend an einen anderen Verein weiterverliehen wurde er dafür umso öfter.

 

Erst mit seiner Rückkehr nach Paderborn im Sommer des vergangenen Jahres fand der Wandervogel auch den Weg zurück zum Glück.

15 Tore erzielte der Angreifer in der Aufstiegssaison und war so – gemeinsam mit dem ehemaligen Auer und heutigen Nürnberger Jakub Sylvestr – der erfolgreichste Schütze der Zweiten Liga.

„Ich weiß, wie ich der Mannschaft helfen kann“, sagt Saglik voller Überzeugung.

Und das will er nun auch in der ersten Liga tun.

 

„Wir freuen uns riesig auf diese Herausforderung“, sagt der Routinier wohlwissend, dass sie noch mal um einiges größer wird als eine Etage tiefer.

„Natürlich ist die Bundesliga noch mal eine ganze Spur härter“, räumt Saglik ein, sagt aber auch: „Wir sind sehr flexibel, können in verschiedenen Systemen und Formationen spielen. Das war auch schon in der vergangenen Saison unsere Stärke.“

In der war der Mittelstürmer nahezu unumstritten, kam in 29 der insgesamt 34 Liga-Spiele zum Einsatz -und zahlte das Vertrauen mit überwiegend guten Leistungen zurück.

 

Daran, dass die sportliche Leitung des Klubs um Trainer Andre Breitenreiter und Manager Michael Born in der Sommerpause dennoch gerade im Offensivbereich ordentlich nachrüstete, stört sich Saglik nicht. Im Gegenteil.

 

„Mit ihnen haben wir vorne noch mal an Qualität hinzu gewonnen“, sagt der Deutsch-Türke über die Neuzugänge Stefan Kutschke (Wolfsburg) und Marvin Ducksch (Dortmund, ausgeliehen).

Beide seien „prima Jungs“, betont der bewegliche und technisch versierte Linksfuß, „aber auch andere Spielertypen als ich“.

Soll heißen: Um seinen Platz im Angriff macht sich Saglik – seiner Jokerrolle bei der 1:2-Niederlage in der ersten Runde des DFB-Pokals in Leipzig vor einer Woche zum Trotz – keine großen Sorgen.

 

Genauso wenig übrigens um die sportlichen Aussichten seiner Paderborner.

„Letztes Jahr hätte auch keiner geglaubt, dass wir aufsteigen“, sagt er und fügt hinzu: „Wichtig ist, dass wir als Team, unser Trainer und der gesamte Betreuerstab an uns glauben.“

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Man werde jedem Gegner mit Respekt entgegen treten, kündigt Saglik an, „aber wir werden uns nicht verstecken und kleiner machen als wir sind.“

Weder auf dem Platz. Noch außerhalb beim Bäcker.