Aus Hamburg berichtet Clemens Gerlach
München – Schon in der 63. Minute hatte Hoffenheims Stürmer Sven Schipplock (Schipplock ein Kandidat für den Walk of Fame) sein Tagwerk verrichtet.
Fünf Tore – inklusive Hattrick in der ersten Halbzeit. Sein Arbeitsnachweis war beeindruckend. Auch wenn es sich nur um die erste DFB-Pokalrunde beim Hamburger Oberligisten USC Paloma handelte.
„Das tut gut nach meiner langen Verletzungspause“, sagte Schipplock. Wegen hartnäckiger Oberschenkelprobleme war er seit März außer Gefecht gesetzt.
Trainer Markus Gisdol hatte nach dem 9:0-Sieg (BERICHT: Hoffenheim überrollt Paloma Hamburg) ein Sonderlob für den Mann des Spiels parat. „Er hat eine gute Vorbereitung und sich den Einsatz verdient. Er brennt.“
Genau diesen Ehrgeiz hatten die Kraichgauer vor zwei Jahren noch vermissen lassen.
Am 18. August 2012 war Hoffenheim beim Regionalligisten Berliner AK mit 0:4 eingegangen. Es war der Auftakt zu einer katastrophalen Saison.
Seitdem hat sich einiges getan bei der TSG. Von der damaligen Mannschaft sind nur noch drei Spieler dabei, Trainer Markus Babbel ist längst Geschichte.
Seit April 2013 hat Gisdol die Verantwortung im Verein. Er verhinderte den fast schon sicheren Abstieg in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Nach der vergangenen Saison der Konsolidierung scheint Hoffenheim nun bereit, sich in den oberen Gefilden der Bundesliga festzusetzen.
Dafür hat Gisdol noch mehr Offensiv-Power zur Verfügung als in der vergangenen Saison, als 1899 mit 72 Toren hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund den drittbesten Angriff der Liga stellte.
Schipplock kam nur auf sechs Tore. Für das Hoffenheimer Feuerwerk sorgten hauptsächlich Roberto Firmino, Anthony Modeste und Kevin Volland.
Das treffsichere Trio konnte für die anstehende Bundesliga-Saison nicht nur gehalten werden, es wurde im Sommer sogar noch einmal hochkarätig ergänzt.
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Der ungarische Nationalstürmer Adam Szalai wurde von Schalke 04 verpflichtet und fügte sich schnell ein ins moderne, angriffsorientierte Konzept von Gisdol.
Als Strafraumspieler kann er mehr als nur eine Alternative zur bisherigen Sturmspitze Modeste oder eben Schipplock sein.
„Beides sind klare Spitzen, die im Sturmzentrum spielen“, erklärte TSG-Manager Alexander Rosen jüngst in der „Bild“ und fügte hinzu: „Modeste kann wegen seiner hohen Geschwindigkeit eher auch mal über die Halbpositionen kommen, Szalai ist mehr der Zentrumsspieler. Er kommt mit viel Wucht und ist dann nur schwer aufzuhalten.“
Auch im offensiven Mittelfeld ist die Gisdol-Truppe mit Firmino und Volland erstklassig besetzt.
Bei Paloma Hamburg konnten es sich die Hoffenheimer leisten, den leicht angeschlagenen Firmino zu Hause zu lassen. Für ihn trumpfte Schipplock groß auf.
Zum Bundesliga-Start gegen den FC Augsburg wird es freilich nicht nur auf die Offensive ankommen.
Die 70 Gegentore aus der vergangenen Saison haben die Verantwortlichen veranlasst, auch in der Defensive nach Verstärkungen Ausschau zu halten.
Torwart Oliver Baumann, Innenverteidiger Ermin Bicakcic und Pirmin Schwegler im defensiven Mittelfeld sorgen nun für Stabilität. In der ganzen Vorbereitung gab es nur einen Gegentreffer.
„Wir stehen schon ganz gut“, sagte Baumann am Sonntag.
So soll es auch in der Liga bleiben.