Vom Supercup in Dortmund berichtet Holger Luhmann
Dortmund – Am Abend beim Supercup (ab 17.30 Uhr auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER) wird Robert Lewandowski wieder im Dortmunder Signal Iduna Park auflaufen.
Diesmal jedoch nicht im schwarz-gelben Trikot von Borussia Dortmund, sondern erstmals für die Gastmannschaft. Für den FC Bayern.
Beim BVB soll ein Dreigestirn den Wechsel des Top-Torjägers zum Erzrivalen auffangen.
Auf den Zugängen Ciro Immobile, Adrian Ramos, Dong-Won Ji lastet zusammen mit Pierre Emerick Aubameyang die schwere Bürde, die Lücke von Lewandowski zu schließen.
Klar ist: Eins zu eins sollen und können die Neuen Lewandowski nicht ersetzen.
„Wir haben diese Transfers bewusst getätigt, um künftig vielleicht auch flexibler und variantenreicher agieren zu können. Wir haben die Möglichkeit, mit einer oder zwei Spitzen zu spielen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc zuletzt im SPORT1-Interview.
Doch nicht nur die Dortmunder Fans fragen sich gespannt und auch ein wenig ängstlich, ob die Rechnung aufgehen wird.
In der Gunst von Trainer Jürgen Klopp dürfte aktuell Ramos als Stürmer Nummer eins leichte Vorteile haben.
Im Supercup wird der Kolumbianer mit dem Spitznamen „Adriancho“ – der Dunkle – wohl auch beginnen.
„Adrian präsentiert sich bislang hervorragend“, sagte Zorc über den 28-Jährigen, der für etwa zehn Millionen Euro von Hertha BSC kam.
Und auch Klopp zollte Ramos ein Sonderlob. Er habe direkt einen „superguten Eindruck“ gemacht.
Dabei stieg Ramos nach der WM sogar etwas später als Sturmpartner Immobile ins Training ein.
Ramos mag zugute kommen, dass er aus Berlin die hohen Belastungen der Bundesliga kennt – im Gegensatz zu Immobile.
„Bei allem Respekt vor dem FC Turin: Die Trainingsintensität, die er hier erlebt, kannte er dort wohl nicht“, äußerte sich Zorc zu den Anpassungsproblemen des 24-Jährigen, für den die Dortmunder 18,5 Millionen Euro überwiesen haben.
In ihrer Art sind Ramos und Immobile grundverschieden.
Ramos gilt eher als schneller und technisch versierter Angreifer mit Stärken in der Luft.
Immobile ist ein echter Vollblutstürmer. Klopp bezeichnete ihn als „Krieger“. Gnadenlos im Abschluss.
Möglich, dass Ramos und Immobile in Dortmund Job-Sharing betreiben werden. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, dass das Duo in einem 4-4-2-System mit zwei Stürmern künftig gemeinsam auf dem Platz stehen wird.
„Es geht nicht um das System, es geht darum, wie man ein System mit Leben füllen kann“, erklärte Klopp.
Der 47-Jährige will „kein dogmatischer Trainer“ sein, sondern die Spielweise nach den Qualitäten seiner Profis ausrichten – und natürlich nach dem Gegner.
Der Trainer warnt davor, die Neuen mit Lewandwoski zu vergleichen. „Wenn alle beim ersten Fehler von Immobile und Ramos sagen: ‚Den hätte Lewy aber gemacht‘ – dann bekommen wir Probleme“, sagte Klopp in einer Gesprächsrunde vor Fans.
Dass sie torgefährlich sind, haben sowohl Ramos als auch Immobile schon bewiesen.
Ramos erzielte in der vergangenen Saison für die Hertha 16 Treffer und lag damit in der Torschützenliste der Bundesliga auf Rang vier.
Immobile sicherte sich in der italienischen Serie A mit 22 Treffern für den FC Turin sogar die Torjägerkanone.
Als dritter Neuer im Bunde gilt Dong-Won Ji nicht als klassischer Angreifer.
Der Südkoreaner, der ablösefrei vom FC Augsburg kam, kann sich auch aus dem offensiven Mittelfeld in die Angriffe einschalten.
In Augsburg gelang ihm dies recht anständig. In 29 Spielen für die Augsburger überzeugte der 23-Jährige nicht nur als Vorbereiter, sondern erzielte sechs Tore.
Durchstarten will auch Aubameyang. Der Gabuner ist in seiner zweiten Saison beim BVB immer noch auf der Suche nach seiner Rolle im Team.
In der Vorbereitung glänzte er als Vorbereiter und Torschütze, wie auch schon zu Beginn der vergangenen Spielzeit. Aubameyangs Potenzial ist groß. Was ihm noch fehlt, ist die Konstanz.
Insbesondere Ramos und Immobile müssen ab sofort in Dortmund aber beweisen, dass sie auch höchsten internationalen Ansprüchen genügen.
Beim letzten Härtetest gingen sie beim 0:4 beim FC Liverpool sang- und klanglos mit unter.
Ramos konnte in der ersten Halbzeit ebenso keine Akzente setzen wie der in der zweiten Halbzeit eingewechselte Immobile.
Auch bei der WM in Brasilien blieben sie den Nachweis absoluter Spitzenklasse noch schuldig.
Ramos war für den verletzten Radamel Falcao ohnehin erst nachträglich in Kolumbiens Kader berufen worden.
Immobile musste nach dem peinlichen Vorrundenaus der Italiener wie die Mehrzahl seiner Teamkollegen die Häme der italienischen Medien einstecken. Er wurde als „Stürmer vom Dorf“ verhöhnt.
Die passende Antwort will er in Dortmund geben, lieber als „Krieger“ beim Gegner für Angst und Schrecken sorgen.
Und gemeinsam mit Ramos und Ji Vorgänger Lewandowski vergessen machen.
Einfach wird das nicht.