Nicolai Müller durfte nicht einmal mehr auf der Bank sitzen – und sorgte trotzdem für Zündstoff.

Mit dem Verzicht auf den 26-Jährigen beim ersten, aber sehr holprigen Auftritt des Bundesligisten FSV Mainz 05 auf europäischer Bühne setzte der neue Trainer Kasper Hjulmand gleich ein Zeichen.

Die Playoffs der Europa League winken auch ohne den heftig vom Hamburger SV umworbenen Müller.

Hjulmand fordert vollen Einsatz

„Wir brauchen nur Spieler, die 100 Prozent für den Verein und die Mannschaft geben. Das war meine Entscheidung“, sagte Hjulmand nach dem schmeichelhaften 1:0 (1:0) gegen Asteras Tripolis aus Griechenland in der dritten Qualifikationsrunde.

Der zweimalige Nationalspieler, körperlich eigentlich fit, sei „ein bisschen unruhig“ gewesen, eben nicht zu 100 Prozent in Mainz, wie der Trainer gefordert hatte.

Zum Rückspiel am kommenden Donnerstag auf dem Peloponnes wird Müller wohl nicht reisen.

Müllers Zukunft weiter offen

Ob und wie das Wechseltheater weitergehe, „werden wir in den nächsten Tage sehen“ meinte Hjulmand vielsagend.

„Mir hat ein Spieler gefehlt, der hinter die Abwehr des Gegners zieht“, sagte der Trainer, deutete bei SPORT1 aber auch an, dass er möglicherweise auf Müller verzichten könne: „Deswegen haben wir in der zweiten Halbzeit das System verändert. Ich glaube, dass in der zweiten Halbzeit das 3-4-3 besser funktioniert hat“

Manager Christian Heidel, der am Donnerstagabend keine Stellungnahme abgab, hatte einen Wechsel Müllers nach Hamburg bereits zuvor nicht mehr kategorisch ausgeschlossen.

Mainz mit viel Glück

Gefehlt hatte ein fitter Nicolai Müller gegen die Griechen aber an allen Ecken und Enden. In einer katastrophalen ersten Halbzeit vor 18.287 Zuschauern hätten sich die Mainzer über einen Rückstand nicht beschweren dürfen, spielerisch lief kaum was zusammen.

„Wir können glücklich sein. Dass die Fans so applaudieren würden, hatten wir uns nicht verdient“, sagte Christoph Moritz zu SPORT1.

„Wir haben nicht wirklich gut gespielt und Riesen-Glück, dass wir mit einem 1:0-Polster nach Griechenland fahren dürfen.“

Die Führung durch Torjäger Shinji Okazaki (45.) fiel aus dem Nichts.

„Wir sind noch sehr früh in unserer Aufbauphase“, sagte Hjulmand: „Wir haben Glück gehabt. Aber wir fahren mit Selbstvertrauen nach Griechenland, wir werden nur besser.“

Choupo-Motings Abgang spürbar

Auf der Tribüne dürfte aber auch Heidel nicht entgangen sein, dass die Rheinhessen ohne Müller und den Neu-Schalker Eric Maxim Choupo-Moting ihr in der vergangenen Saison größtes Druckmittel verloren haben.

Ja-Cheol Koo über links und Christoph Moritz auf der rechten Seiten bewiesen, dass sie keine klassischen Außenspieler sind. In der Mitte, wo Yunus Malli dirigieren sollte, wurde es entsprechend eng. SHOP: Jetzt Bundesliga-Fanartikel kaufen

Hjulmand mit Kader zufrieden

„Wenn Müller geht, kommt ein anderer“, sagte FSV-Präsident Harald Strutz, ohnehin habe Hjulmand „aus sportlichen Gründen“ so entschieden.

Der Däne selbst bekräftigte, er habe einen „sehr starken“ Kader, der aber noch Zeit brauche.

„In vier Wochen sind wir sehr viel besser“, sagte er: „Wir brauchen noch Ruhe und Konzentration.“

Innenverteidiger Stefan Bell meinte: „Wir haben uns das Leben selbst zu schwer gemacht. Kein Gegentor zu bekommen, war das Beste, was uns passieren konnte.“