Das WM-Finale steht fest: Deutschland gegen Argentinien, die Dritte.
1986 war das natürlich sensationell in Mexiko. Wir lagen 0:2 zurück, machen den Ausgleich und haben das Ding eigentlich schon in der Hand. Und durch einen Konter über Maradona geben wir den Sieg noch her.
1990 war es dann durch die Sperre von Claudio Caniggia ein relativ einseitiges Spiel, da waren die Argentinier nicht in der Lage, uns zu gefährden.
Aber das ist alles Fußball-Geschichte, zurück zum Hier und Jetzt.
Von Anfang bis zum Schluss hat bei dieser WM keine Mannschaft überzeugt, alle hatten ihre Höhen und Tiefen.
Man hat gesehen, was in den K.o.-Runden alles möglich ist. Bis zum Viertelfinale war Kolumbien die beste Mannschaft, aber in einem K.o.-System spielen dann eben auch Faktoren wie Glück eine Rolle.
Nach dem 7:1 gegen Brasilien ist Deutschland im Finale jetzt auf jeden Fall der Favorit.
Auch daran sieht man, wie schnell sich das dreht: Nach dem Achtelfinale gegen Algerien hat keiner von Deutschland gesprochen, nach dem Spiel gegen Frankreich ein bisschen und jetzt ist Deutschland auf einmal Top-Favorit.
Davon sollte man sich aber nicht blenden lassen.
Zumal Brasilien und Luiz Felipe Scolari schon bei der Kaderplanung Fehler gemacht haben. Wenn sie zwei oder drei Jahre an Diego Costa rumbaggern, es nicht schaffen, den für Brasilien zu gewinnen und dann spielt ein Fred oder ein Jo – das ist ja Wahnsinn. So kann man keine WM gewinnen.
Außer Neymar war da kein einziger Spieler dabei, der in Normalform gespielt hat.
Die deutsche Mannschaft hat dagegen auch durch die taktischen Umstellungen noch rechtzeitig die Kurve gekriegt. Man sieht, dass Philipp Lahm die rechte Seite viel mehr im Griff hat, als das vorher der Fall war.
Ich glaube auch, dass Joachim Löw im Finale wieder auf dieselbe Startelf setzen wird. Wenn das Halbfinale gut läuft, dann stellt man nicht mehr um. Wen will man denn jetzt auch noch reinbringen?
Andre Schürrle bietet sich natürlich immer an. Der ist torgefährlich, der ist schnell. Man hat aber auch gesehen, wie die Argentinier Arjen Robben aus dem Spiel genommen haben – und der ist der beste Konterstürmer der Welt bei diesem Turnier gewesen.
Argentinien hatte ich von Anfang an unter meinen Favoriten. Die haben im ersten Spiel auch nicht gut gespielt, hatten außerdem ein Systemproblem.
Aber danach haben sie umgestellt, jetzt haben sie vier Spiele in Folge kein Gegentor bekommen und wirken hinten sehr, sehr gefestigt.
Martin Demichelis bringt da viel Routine rein, die Viererkette steht. Davor spielen mit Javier Mascherano und Lucas Biglia zwei technisch starke Spieler, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen.
Nach allem was ich vor meiner Abreise aus Brasilien noch mitbekommen habe, gehe ich außerdem davon aus, dass Angel di Maria am Sonntag spielen kann – und über dessen Klasse brauchen wir nicht reden.
Angeblich sollen zum Finale bis zu eine Million Argentinier nach Rio de Janeiro kommen, das wird eine argentinische Invasion geben. Aber ins Stadion gehen ja nur 75.000 Zuschauer rein.
Und die Brasilianer werden auf jeden Fall die deutsche Mannschaft unterstützen, Argentinien ist schließlich der Erzfeind.
Die Vorteile liegen also bei uns, wir haben außerdem einen Tag mehr Regeneration. Auch die Favoritenrolle hat die deutsche Mannschaft jetzt inne, aber das muss nichts heißen.
Es wird auf jeden Fall ein heißes Finale.