Von Clemens Gerlach
Hamburg – An Versprechungen mangelt es beim Hamburger SV nicht.
„Wir wollen den Fans etwas zurückgeben“, sagt Cheftrainer Mirko Slomka. „Wir werden Gas geben“, kündigt Routinier Heiko Westermann an.
Beim Telekom Cup am vergangenen Wochenende klappte das schon ganz gut. Der Fast-Absteiger der vergangenen Saison, der sich in der Relegation gegen Fürth knapp durchsetzte, wirkte motiviert und schon ganz gut auf dem Posten.
Doch was ist ein dritter Platz bei einem Testspielturnier wert? Slomka nahm eine Erkenntnis mit: „Wir wissen nun, dass wir uns das Glück hart erarbeiten müssen.“
SPORT1 stellt den neuen HSV vor.
? Die Zu- und Abgänge
Der HSV ächzt unter Verbindlichkeiten von rund 100 Millionen Euro. Nur weil der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne kürzlich rund 20 Millionen Euro Kredit gewährte, kann der Klub überhaupt neue Spieler holen.
Im Gespräch sind unter anderem Linksverteidiger Matthias Ostrzolek (Augsburg), Stürmer Nicolai Müller (Mainz) und Mittelfeldspieler Valon Behrami. Der Schweizer vom SSC Neapel ist als Neuzugang so gut wie sicher. Zudem soll ein kopfballstarker Innenverteidiger kommen, um die löchrige Defensive zu stabilisieren.
SHOP: Jetzt Bundesliga-Fanartikel kaufen
Wichtigster „Neuer“ ist aber bislang Pierre-Michel Lasogga. Der frühere Hertha-Leihstürmer, der das entscheidende Tor in der Relegation erzielte, wurde fest verpflichtet.
[soundcloud url=“https://w.soundcloud.com/player/?url=https%3A//api.soundcloud.com/tracks/150133822&auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false&visual=true“]
Bei den Abgängen schmerzt nur einer – Hakan Calhanoglu. Ohne den türkischen Nationalspieler, den es für geschätzte 14 Millionen Euro nach Leverkusen zog, wäre der HSV abgestiegen. Offen ist, ob Großverdiener Rafael van der Vaart, dessen Vertrag 2015 endet, noch geht.
? Der Trainer
Mitte Februar übernahm Mirko Slomka den HSV, er war nach Thorsten Fink und Bert van Marwijk der dritte Cheftrainer in einer Saison. Slomkas Bilanz ist trist. In 15 Pflichtspielen unter ihm holten die Hamburger nur 13 Punkte (3 Siege, 4 Unentschieden und 8 Niederlagen).
Dass der HSV dem ersten Abstieg seiner Vereinsgeschichte entging, hatte der Klub vor allem der Schwäche der Konkurrenz zu verdanken. Kommende Saison steht Slomka, der einen Vertrag bis 2016 hat, unter gewaltigem Druck. Der 46-Jährige muss das Team von Beginn an aus der Abstiegszone halten. Zeit und Schonfrist hat er keine mehr.
Die Vereinsführung unter dem neuen Boss Dietmar Beiersdorfer will sofort Resultate sehen ? und zwar positive. Wenn nicht, dann dürfte Slomka seinen Job trotz Treuebekenntnis schnell los sein.
Slomka setzt auf eine verbesserte Physis. Der HSV stieg als erster Bundesligist in die Vorbereitung ein, das Trainingspensum wurde deutlich erhöht.
? Der Star
Nimmt man das Jahresgehalt von geschätzten 3,5 Millionen Euro, dann ist Rafael van der Vaart der Star des HSV. Leistungsmäßig ist es der Niederländer schon lange nicht mehr. Auch wenn Trainer Slomka behauptet, dass van der Vaart „fit und spritzig“ wirkt, ist nicht anzunehmen, dass der Offensivspieler mit 31 Jahren an Dynamik und Esprit zulegen wird.
Starpotenzial besitzt insbesondere Lasogga. Der 22-Jährige erzielte in 24 Pflichtspielen für den HSV 15 Tore. Leider ist der Stürmer sehr verletzungsanfällig.
Bleibt als verlässlicher Star einer außerhalb des Platzes. Der gar kein Star sein will: Dietmar Beiersdorfer. Der ehemalige HSV-Profi soll als Vorstandsvorsitzender soviel bewirken, dass er schon klarstellen musste: „Ich bin kein Heilsbringer.“
? Die Zielsetzung
Konkrete Saisonziele haben die HSV-Verantwortlichen noch nicht ausgegeben. Trainer Slomka urteilt allgemein: „In diesem Team steckt etwas, das müssen wir rauskitzeln.“
Der Aufsichtsratsboss Karl Gernandt sieht den Klub vor einer langen Wegstrecke: „Wir müssen den HSV stabilisieren und nach vorne bringen.“
Beiersdorfer sagt: „Die Ziele müssen sich an der Realität orientieren.“ Und: „Wir wollen einen Kader basteln, der wettbewerbsfähig ist.“ Heißt: Mit einem Fernhalten von den Abstiegsplätzen hätte der HSV schon viel erreicht.
? Die SPORT1-Prognose
Der HSV hat aus der vergangenen Saison gelernt und wird ernsthafter an die Aufgaben herangehen.
Zudem sollte es konditionell fitter sein. Realistisch ist eine Platzierung zwischen Rang 13 und 15. Zu größeren Sprüngen wird es nicht langen.