München – Weltmeister Philipp Lahm ist nach seinem überraschenden Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft froh, sich „befreit zu haben“.

„Mein Leben gehört mir. Wenn ich glücklich bleiben will, auch über meine Fußballkarriere hinaus, dann muss ich mein Leben selbst bestimmen, das heißt: Entscheidungen treffen, bevor sie mich einholen“, schrieb Lahm in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „Zeit“.

Ihm sei durch die „extremen Erfahrungen“, die er innerhalb eines Jahres gemacht habe, bewusst geworden, dass er sich „nicht vom Leistungssport treiben lassen will“, betonte der 30-Jährige, der „stolz auf diese Entscheidung“ sei.

„Neue Strukturen“ in sein Leben bringen

„Ich kann mich nur komplett einer Aufgabe hingeben, ein bisschen Philipp geht einfach nicht“, erklärte Lahm weiter.

Der Defensivspieler von Bayern München hatte nach 113 Länderspielen und dem WM-Triumph in Brasilien seine Karriere in der DFB-Auswahl beendet. (BERICHT: Nachfolger für den dreifachen Lahm)

Lahm sah die Zeit gekommen, „neue Strukturen“ in sein Leben und in die Nationalmannschaft zu bringen.

Neue Generation muss „eigenen Anführer“ finden

„Nun kommt die nächste Generation in die Verantwortung, die Jungs sind teilweise acht, neun Jahre jünger als ich und müssen einen eigenen Anführer in ihrer Gruppe finden, den sie respektieren und mit dessen Unterstützung sie sich noch weiter entwickeln“, schrieb Lahm.

Er wolle sich nun nur noch auf seine Führungsrolle als Kapitän beim FC Bayern konzentrieren.

„Natürlich ist es ein Geschenk des Schicksals, dass wir nun, passend zu meinem Rücktritt, den Titel gewonnen haben“, führte Lahm weiter aus: „Aber ich wäre auch zurückgetreten, wenn wir ohne diesen Triumph nach Hause gefahren wären.“

„Demut vor dem, was ich mache“

Als Leistungssportler könne man den „Balanceakt auf höchstem Niveau wahrscheinlich nur bewältigen, wenn man sich immer wieder klarmacht: Das kann auch schiefgehen.“

Deshalb wäre die Niederlage im Champions-League-Finale 2012 rückblickend eines der Spiele in seiner Karriere gewesen, die ihm am meisten geprägt hätten.

„Man befinde sich in einer ständigen Abhängigkeit von Zufällen – manches ist einfach auch Glück. Langsam begann ich, zu akzeptieren, dass das Scheitern dazugehört, und entwickelte Demut vor dem, was ich mache“, schrieb Lahm.