Von Denis de Haas und Carsten Arndt

München – Der FC Bayern hilft mal wieder einem klammen Traditionsklub.

In der Vergangenheit haben die Münchner schon Benefizspiele gegen den FC St. Pauli, Alemannia Aachen oder Hansa Rostock bestritten. Nun tritt der Rekordmeister beim MSV Duisburg an (ab 18 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVE-TICKER).

Das Team aus dem Ruhrgebiet bekam vor einem Jahr die Zweitliga-Lizenz entzogen. Aktuell plagen den MSV weiterhin Schulden in Millionenhöhe. Da ist ein Gegner, der bis zu 20.000 Zuschauer ins Stadion lockt, natürlich ein gern gesehener Gast.

Für Pep Guardiola ist es ebenfalls ein willkommener Test. Erstmals kann der Bayern-Coach seinen neuen Stürmerstar Robert Lewandowski einsetzen. Der Pole hat seine Oberschenkelverletzung offenbar auskuriert.

Zudem kann Guardiola weiter in der Defensive experimentieren. Womöglich wird das Gastspiel an der Wedau wieder ein Fall für Drei.

Experiment in Salzburg scheiterte

Guardiola hat die Dreierkette für sich wiederentdeckt. Das erste Experiment scheiterte noch kläglich. Vor einem halben Jahr setzte Guardiola bei Red Bull Salzburg mal auf diese Variante. Die Bayern bekamen nichts auf die Reihe und unterlagen mit 0:3.

Beim nächsten Versuch klappte es dann besser. Die Bayern gewannen mit einer Dreierkette das DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund. Javi Martinez überragte in Berlin als zentraler Abwehrmann. Seine Nebenleute Jerome Boateng (rechts) und Dante (links) fühlten sich in dieser Formation ebenfalls wohl.

Nun weilt dieses Trio noch im Urlaub. Boateng kann den Weltmeistertitel genießen. Dante und Martinez müssen sich nach den schwachen Auftritten mit ihren Nationalteams ablenken.

Trotzdem ließ Guardiola auch beim ersten Test nach der Sommerpause wieder mit drei Abwehrspielern auf einer Linie spielen.

Beim 3:0-Erfolg über die Auswahl des Fanklubs „Red Baroons“ gab Holger Badstuber nach 19 Monaten Verletzungspause sein Comeback. Der 25-Jährige spielte im Zentrum, rechts begann Rafinha und links David Alaba.

Mehr Flexibilität durch Bernat

Es scheint so, als wolle Guardiola seine Spieler für die Dreierkette schulen. Auch der neue Abwehrspieler Juan Bernat könnte diese Variante spielen. Der Spanier ist ein Mann für die linke Seite.

Außerdem sollen die Bayern noch auf der Suche nach einem weiteren Spieler für die Defensive sein. Am Personal dürfte ein Systemwechsel also nicht scheitern.

Matthias Sammer redet auch positiv über die Dreierkette. „Ich glaube, dass was Pep und uns ausmacht, ist dass wir taktisch sehr flexibel und unberechenbar sind. Wir werden dann das Beste für unsere Mannschaft auch im Verhältnis zu Gegner finden“, sagte Bayerns Sportvorstand am Freitag zu SPORT1.

In einer Variante mit drei Abwehrspielern wären David Alaba und Philipp Lahm die Top-Kandidaten für die Außenpositionen im Mittelfeld. Der Kapitän hat schon in der Vorsaison seine taktische Flexibilität bewiesen.

Planspiele mit Alaba

Demnächst dürfte sich auch Alaba auf Wechselspiele einstellen. „Wir haben gewisse Vorstellungen. Er kann in der Viererkette links spielen, er kann in der Dreierkette halblinks spielen und er kann auch im Mittelfeld spielen, aber das wird sich noch entscheiden“, sagt Matthias Sammer über den Österreicher.

Für das Mittelfeld sind auch der junge Pierre-Emile Hojbjerg und Rafinha Alternativen.

Wenn Guardiola fortan auf eine Dreierkette setzt, wird er damit sein Angriffsspiel weiter ankurbeln wollen. Die Spieler sollen permanent Dreiecke bilden und somit den Ball ständig zirkulieren lassen.

Mit Dreierkette bei Barca

So ließ Guardiola auch zeitweise beim FC Barcelona agieren. Javier Mascherano und Sergio Busquets wurden aus dem Mittelfeld zurückgezogen und als Spieleröffner eingesetzt. Ballbesitzquoten von über 70 Prozent waren keine Seltenheit.

Diesen Wert werden die Bayen in Duisburg wohl auch locker erreichen.

Allerdings dürfte diese Statistik für den Gastgeber nur Nebensache sein. Für den MSV stehen die Einnahmen beim Kartenverkauf im Vordergrund.