Hallo Fußball-Freunde,

Deutschland ist Weltmeister. Und die Mannschaft hat sich diesen Titel verdient!

Es war ein tolles Finale – von beiden Mannschaften. Es ging hin und her.

Wenn man ehrlich ist, hatte Argentinien die klareren Chancen. Aber wenn man die Geschenke nicht annimmt, hat man es auch nicht verdient.

In der Verlängerung haben sie einmal nicht aufgepasst. Und der Torwart sah bei Götzes Treffer auch nicht ganz glücklich aus.

Was ich nicht verstanden habe, ist die Auszeichnung von Lionel Messi mit dem Goldenen Ball. Diesen hätte ganz eindeutig der Kolumbianer James Rodriguez verdient gehabt.

Für Deutschland gilt: Über das ganze Turnier und die vergangenen Jahre hat es niemand mehr verdient als diese Mannschaft.

Das Team hat zwar keine Superstars. Aber es ist eine verschworene Mannschaft mit Herz. Das ist ihr Markenzeichen.

Im Finale war für mich Jerome Boateng der wichtigste Spieler. Er war bärenstark. Es war sein bestes Spiel im DFB-Trikot.

Und natürlich Bastian Schweinsteiger. Nach den Ausfällen von Sami Khedira und Christoph Kramer hat er auf der zentralen Position Mumm gezeigt. Aber ich habe auch nichts anderes von ihm erwartet.

Über das gesamte Turnier haben mich von den Feldspielern vor allem Mats Hummels, Toni Kroos und Thomas Müller beeindruckt. Und im Tor natürlich Manuel Neuer. Seine Präsenz und Ausstrahlung ist einfach sagenhaft.

Wie sind nun die Perspektiven? Die Zeit von Miro Klose ist vorbei. Auch für Lahm und Schweinsteiger wird es in vier Jahren eng.

Wir haben viele junge Spieler mit Entwicklungspotenzial.

Aber: Es gibt auch einige Baustellen. Der Angriff gehört dazu, die Außenpositionen in der Abwehr und meiner Meinung nach fehlt auch noch ein richtig schneller Innenverteidiger.

Die führende Fußball-Nation ist und bleibt für mich Spanien ? auch im Nachwuchsbereich. Die Spanier werden schon bald wieder eine große Rolle spielen.

Deutschland darf sich deshalb nicht auf dem Erfolg ausruhen.

Joachim Löw sollte auf jeden Fall seinen Vertrag als Bundestrainer bis 2016 erfüllen. Es gibt im Grunde doch auch keine echte Alternative.

Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich Löw noch einmal die Knochenmühle als Vereinstrainer antun möchte.

Ich freue mich auf jeden Fall für ihn. Er ist ein feiner Kerl, der sich nie in den Vordergrund drängt.

Ein Vergleich der aktuellen Mannschaft mit den früheren Weltmeister-Teams sollte man vermeiden. Da liegen zu viele Jahre dazwischen. Wir waren 1990 absoluter Top-Favorit. Die Erwartungshaltung war wesentlich größer.

Vergleiche sind deshalb unangebracht. Jetzt heißt es einfach erst einmal, den vierten Titel zu genießen!

Bis zum nächsten Mal,
Euer Thomas Berthold

Thomas Berthold nahm als Spieler an drei Weltmeisterschaften teil und krönte seine Karriere mit dem WM-Titel 1990 in Italien. In der Bundesliga war er für Eintracht Frankfurt, den FC Bayern München und den VfB Stuttgart aktiv. Zudem lief er in der Serie A für Hellas Verona und AS Rom auf. Der ehemalige Manager von Fortuna Düsseldorf schreibt als Kolumnist für SPORT1.