Deutschland ist Weltmeister. Mein “högschder Reschpekt” gilt Joachim Löw. Müller, Schweinsteiger, Neuer und Hummels – sie alle haben dieser WM den deutschen Stempel aufgedrückt, doch keiner hat mich so beeindruckt wie Löw.
Der Bundestrainer hat seit 2006 viel Lob, aber auch berechtigte Kritik einstecken müssen. Ich bleibe dabei, das EM-Aus 2012 gegen Italien ging auf Löws Kappe, auch die Schlammschlacht rund um Ballacks Nationalelf-Aus hätte er anders lösen müssen.
Doch in Brasilien ist Löw sein (Welt-)Meisterstück gelungen. Unsere Reporter erlebten im Campo Bahia einen überzeugenden Bundestrainer, einen Souverän, der durch Gelassenheit und Zuversicht Mannschaft und Öffentlichkeit zugleich beeindruckte.
Seine größte Leistung dabei: aus sehr guten Spielern eine sehr gute Mannschaft formen.
Löw hatte einen Plan und dieser wurde konsequent und unaufgeregt umgesetzt: Er startete mit vier Innenverteidigern in der Abwehr und einem Philipp Lahm im Mittelfeld ins Turnier, um den angeschlagenen Schweinsteiger und Khedira Zeit und Ruhe zu geben zurück ins Team zu finden.
Er änderte zwar, abhängig von Gegner und Zeitpunkt, die taktische Ausrichtung der Mannschaft von Spiel zu Spiel, gefährdete aber nie die Balance zwischen bekannter Offensiv-Kraft und neu gewonnener Defensiv-Stabilität.
Er behielt bis zum Schluss die Überzeugung, nur mit der geeigneten Qualität von der Ersatzbank Weltmeister werden zu können – deshalb das Festhalten an Özil in der Startelf, während Schürrle und Götze als Edel-Joker überzeugten.
Und Löw war bereit, Fehler einzugestehen und zu korrigieren. Philipp Lahm nach dem Achtelfinale wieder aus dem Mittelfeld zurück auf die rechte Außenverteidiger-Position zu ziehen, war nicht etwa das Ergebnis der öffentlichen Diskussion.
Löw, Trainerstab und Mannschaft entschieden im Dialog und zogen nach dem mühsamen Sieg über Algerien die richtigen Schlüsse. Für mich war die erste Halbzeit gegen Algerien (übrigens die schlechteste Leistung unter Löw) DAS Schlüsselerlebnis dieser WM.
Joachim Löw ist noch bis zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich an den DFB gebunden. Präsident Wolfgang Niersbach und Teammanager Oliver Bierhoff glauben fest daran, dass Löw seinen Vertrag erfüllen wird. Auch ich bin davon überzeugt.
Die berechtigte Frage: Was soll jetzt noch kommen? Muss er nicht aufhören, wenn es am schönsten ist?
Meine Antwort: Joachim Löw muss Bundestrainer bleiben, auch über 2016 hinaus.
Ich würde mir wünschen, wenn der DFB seinen Vertrag sofort verlängert und zwar langfristig. Warum nicht, wie bei vielen anderen Arbeitnehmern in Deutschland auch, einen unbefristeten Vertrag mit dem Arbeitgeber abschließen?
Ich kann mir im Moment keinen besseren Bundestrainer vorstellen. Joachim Löw ist der richtige Trainer, um den nötigen Umbruch spätestens ab 2016 einzuleiten.
Die weitere Zusammenarbeit zwischen einem Bundestrainer Löw, Sportdirektor Flick und Manager Bierhoff wäre fruchtbare Voraussetzung für eine Titelverteidigung 2018 in Russland.