Los hermanos, die Brüder, kommen.
Von überall strömen sie nach Rio de Janeiro, in die Stadt des WM-Endspiels, hauptsächlich aus Richtung Süden.
Als hermanos werden die Menschen aus Brasiliens Nachbarland Argentinien bezeichnet.
Und wie das bei Brüdern so ist, wird ihr Verhältnis auch mal von einer ausgeprägten Rivalität bestimmt, in diesem Fall vor allem in Sachen Fußball.
In Sao Paulo war das nach dem Halbfinale gegen die Niederlande gut zu beobachten, als sich Tausende argentinische Fans von der WM-Arena aus auf den Weg ins 430 Kilometer entfernte Rio de Janeiro machten.
“Um, dois, tres, quatro, cinco, seis, sete”, zählten sie beim Einzug in die Metrostation vergnügt, und die Sieben schrien sie am lautesten.
Natürlich auf Portugiesisch, der Sprache der von der deutschen Nationalelf gedemütigten Brüder.
Die wurden auch noch mit allen möglichen weiteren und wenig liebevollen Gesängen bedacht. Der Sieg gegen die Niederlande? Nebensache.
Tags darauf rollte die Karawane auf der Autobahn Richtung Rio. Überall flatterten weißhimmelblaue Fahnen aus den Fenstern der Pkw mit den schwarzen argentinischen Nummernschildern.
Bis zu 100.000 Fans aus Argentinien werden bis Sonntag in der Finalstadt erwartet. Schon jetzt sind sie überall.
Sie schlafen in ihren Autos an der Copacabana, ziehen singend durchs Partyviertel Lapa und campieren am und im Sambodromo, durch das alljährlich die Sambaschulen mit ihren prächtigen Karnevalsparaden tanzen.
Das geht schon das ganze Turnier lang so, aber jetzt werden es noch einmal deutlich mehr Argentinier.
Und im Estadio do Maracana werden sie beim Finale gegen Deutschland auch den Ton angeben, jedenfalls auf den Tribünen.
Wenn Rio nicht aufpasst, dann kommt es wohl wirklich noch so weit wie in diversen Fotomontagen, die derzeit im Internet kursieren.
Zu sehen darauf: Lionel Messi als Cristo-Statue, hoch oben auf dem Berg Corcovado über der cidade maravilhosa, der wundervollen Stadt, wie sie sich ganz unbescheiden selbst nennt.
Rio de Janeiro wirkt gerade wie die Hauptstadt Argentiniens.
Die gute Nachricht aus deutscher Sicht: Beim Fußball halten die beiden großen südamerikanischen Brüder Brasilien und Argentinen eher selten zusammen.
Vielleicht gilt das ja auch am Sonntag. Dass der brasilianische Teil des Publikums schon übt, auf Spanisch bis vier zu zählen, ist aber nur ein Gerücht.