Hallo Eishockey-Freunde,

mit einem historisch gutem Vorrundenergebnis im Viertelfinale – das ist die perfekte Antwort. Ich hatte vor der WM gefragt: Wo steht die deutsche Nationalmannschaft nach der starken WM 2021 und dem schwachen Olympiaturnier 2022?

Es ist noch nicht die finale Antwort, aber es ist schon ein großer Fingerzeig, den die Mannen von Bundestrainer Toni Söderholm hinterlassen haben. Fünf Siege, Platz zwei in der Tabelle vor Kanada – viel Rückenwind vor dem heutigen Viertelfinale gegen Tschechien (Eishockey-WM 2022: Deutschland – Tschechien LIVE im Free-TV und im Stream auf SPORT1 – Countdown ab 14.30 Uhr).

Aber was ist für diese beeindruckende außergewöhnliche Leistung verantwortlich?

Die deutsche Mannschaft hat es so gut wie noch nie verstanden, sich auf einen Gegner einzustellen. Aber nicht nur auf den Gegner zu reagieren, sondern vor allem auch zu agieren, Aktionen selbst zu setzen und Wege zu finden, Spiele zu gewinnen. Und das geschlossen als gesamte Mannschaft. (DATEN: Spielplan der Eishockey-WM)

Goldmann: Ich kann kaum einen Einzelnen herausheben

Ich kann kaum einen Einzelnen herausheben, zu stark war die Mannschaftsleistung. Sowohl in der Defensive, als auch in der Offensive. 21 von 22 Spieler haben bereits gepunktet. Das zeigt die Ausgeglichenheit und wie jeder ins Spiel integriert ist.

Die Spieler haben es verstanden, im Team die ihnen von Toni Söderholm zugewiesenen Rollen anzunehmen und diese auch perfekt auszufüllen.

Zudem haben Spieler wie Kai Wissmann mit sieben Spielen und sieben Punkten und Daniel Fischbuch mit vier Toren verstanden, ihr Spiel international um ein Level anzuheben, Spieler wie Matthias Plachta Energie freizusetzen, um im entscheidenden Moment Tore zu erzielen – wie beim Ausgleich gegen die Schweiz oder dem 1:0 gegen die Slowakei. Zudem wunderschöne Treffer.

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nCAPTION: Eishockey-WM 2022: Matthias Plachta im Interview nach dem Schweiz-Spiel
nDESCRIPTION: Matthias Plachta ist zufrieden mit der Gruppenphase und dem zweiten Platz. Auf seinen überragenden Ausgleich reagiert er bescheiden.

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Großen Rückhalt liefern wie erhofft Goalie Philipp Grubauer und Moritz Seider. Die NHL-Spieler sind eine verlässliche Stütze in der Defensive.

Auch Lukas Reichel und Leon Gawanke, die ja erst während des Turniers zur Mannschaft gestoßen sind, haben wichtige Impulse gesetzt. (NEWS: Alles Wichtige zur Eishockey-WM)

Söderholm trifft auf Mentor Jalonen

Nun geht es ins Viertelfinale. Und hier wartet auf Toni Söderholm sein Meisterstück. Für Deutschland geht es nicht nur gegen Tschechien, sondern für Söderholm auch gegen seinen Mentor Kari Jalonen.

Söderholm hatte Jalonen auch als Berater und Vertrauten bei der WM 2019 in der Slowakei in seinem Staff. Es wäre ein Meisterwerk Söderholms, wenn er seinen Lehrmeister auscoachen würde.

Und hier sehe ich vor allem einen Punkt. Die Tschechen haben in diesem Turnier noch nicht konstant 100-prozentig zu ihrer Struktur gefunden. Und der wichtigste Spieler, der der Mannschaft einen Push gegeben hat, ist NHL-Star David Pastrnak.

David Pastrnak muss aus dem Spiel genommen werden

Der 40-Tore-Stürmer von den Boston Bruins zeigt auch bei der WM mit drei Toren und zwei Assists in vier Spielen, welche immense Verstärkung er für einen eh schon starken Kader der Tschechen ist. Seine Formation mit Roman Cervenka und seinem ehemaligen Bostoner Teamkollegen David Krejci sind die spielstärkste Reihe, und die gilt es aus dem Spiel zu nehmen.

NHL-Star David Pastrnak ist die zentrale Säule der Tschechen
NHL-Star David Pastrnak ist die zentrale Säule der TschechenNHL-Star David Pastrnak ist die zentrale Säule der Tschechen

Wie das perfekt gelingen kann, hat Finnland im letzten Gruppenspiel gezeigt. Kein Raum für Pastrnak und durch starke Defensive und harte Zweikämpfe für Frustration bei den spielstarken Tschechen sorgen. (VIDEO: Alle Highlights der Eishockey-WM)

Du musst ihnen die Lust am Eishockey nehmen. Das wird das Ziel sein. Ein guter Torhüter und ein starkes Powerplay – beides hat Deutschland – können dann den Unterschied ausmachen.

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Ja, die Tschechen sind dennoch Favorit, aber bei den bisherigen Leistungen und dem Chamäleon-Effekt – sich perfekt auf den Gegner einstellen und Spiele gewinnen zu können – ist etwas drin, wenn die deutsche Mannschaft über 60 Minuten die beste Turnierleistung zeigen kann.

Finnland ist der Top-Favorit der WM

Noch ein kurzer Blick auf die weiteren Viertelfinals.

Schweden ist für mich im Duell mit den Kanadiern Favorit. Kanada hat gut gespielt, aber zum Ende der Vorrunde etwas den Fokus verloren. Die Schweden hingegen sind vor allem in der Verteidigung mit Rasmus Dahlin unglaublich stark aufgestellt und haben jetzt mit William Nylander den Topscorer, der Spiele allein entscheiden kann.

Die Schweizer haben untermauert, wie stark der Kader ist und wir haben es in der ersten Kolumne angesprochen, dass sie mit diesem Kader eine Medaille holen müssen. Daher sind sie gegen die USA auch absoluter Favorit.

Die Amerikaner haben mich in diesem Turnier nicht überzeugt. Den USA fehlt eine gute Schusseffizienz, um in Ausscheidungsspielen zu gewinnen, außer Ryan Hartman läuft ab jetzt heiß.

Bleibt noch Gastgeber Finnland. Die Finnen sind klarer Favorit gegen die Slowakei. Fünf Gegentreffer in sieben Vorrundenspielen sagt alles. Es ist eine schier unmögliche Aufgabe für die Slowaken, zu Toren zu kommen. Es ist zwar die Revanche für das Halbfinale bei Olympia, als sich die Finnen erst im Halbfinale und dann auch im Endspiel durchsetzten, um Gold zu holen, aber ich befürchte, mit der Spielweise und der Struktur, die die Finnen wieder zeigen, sind die Slowaken ohne Chance.

Aber man soll bekanntlich ja nie nie sagen. Dennoch: Die Finnen sind wieder absoluter Topfavorit auf den Titel, aber vielleicht gibt es im Viertelfinale ja auch Außenseitersiege. Wie wäre es denn mit einem gegen den Favoriten Tschechien? Diese deutsche Mannschaft hätte sich das Halbfinale auf jeden Fall verdient.

Ich freu mich auf die K.o.-Runde.

Wir hören uns,

Euer Rick

Rick Goldmann, 46, stand 126 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Eis. Der Verteidiger, der beim NHL-Draft 1996 an 212. Position von den Ottawa Senators gezogen wurde, bestritt ein Spiel in der NHL. Nach einer schweren Sprunggelenksverletzung beendete er 2008 beim EHC München seine Laufbahn. In seiner Karriere bestritt er für den EV Landshut, Adler Mannheim, Kaufbeurer Adler, Moskitos Essen, ERC Ingolstadt und Iserlohn Roosters 500 DEL-Spiele. Für SPORT1 kommentiert Goldmann seit 2008 die Spiele der Nationalmannschaft.

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