Der Vorfreude und dem Optimismus auf die Weltmeisterschaft in Russland ist im Lager der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft schnell die Ernüchterung gefolgt.

Nach zwei Niederlagen gegen Frankreich (2:3 nach Penaltyschießen) und Finnland (1:5) steht das DEB-Team am Dienstag gegen die Slowakei (15 Uhr LIVE im TV auf SPORT1, im LIVESTREAM und im LIVETICKER) bereits mit dem Rücken zur Wand.

Die ersten Vier der beiden Gruppen qualifizieren sich fürs Viertelfinale.

Bei einer weiteren Pleite rückt der Traum von der K.o.-Runde für das mit vier NHL-Spielern besetzte Team von Bundestrainer Marco Sturm in weite Ferne.

Mit Blick auf den danach folgenden übermächtig scheinenden Gegner Kanada ist ein Sieg sogar Pflicht (DATENCENTER: Spielplan der Eishockey-WM).

„Das ist ein großes Spiel für uns“, sagte Sturm: „Das Wichtigste ist, wie man zurückkommt. Das ist eine Charakterfrage.“

Auch Philip Gogulla ist enttäuscht nach den zwei Niederlagen des DEB-Teams zum Auftakt der Eishockey-WM in Russland. Doch der 28-Jährige ist stolz auf den Adler auf der Brust.

Auch Philip Gogulla ist enttäuscht nach den zwei Niederlagen des DEB-Teams zum Auftakt der Eishockey-WM in Russland. Doch der 28-Jährige ist stolz auf den Adler auf der Brust.

SPORT1 zeigt, was im Endspiel gegen die Slowakei besser laufen muss.

1. Start nicht verschlafen

Sowohl gegen Frankreich, als auch gegen Finnland zeigte das DEB-Team eine eklatante Startschwäche. Die gilt es gegen die noch verlustpunktfreien Slowaken abzustellen und sofort hellwach zu sein.

Die Einstellung und die körperliche Bereitschaft war in beiden Partien – vor allem gegen Finnland – zu Beginn mangelhaft.

„Wir waren speziell in den ersten zehn bis 15 Minuten nicht bereit. Das habe ich den Spielern bereits in der ersten Drittelpause gesagt. Jeder Punkt ist wichtig für uns. Da können wir uns nicht zu Beginn so ausruhen“, kritisierte Sturm am Montag im Gespräch mit SPORT1: „Wenn wir mit den großen Jungs mithalten wollen, müssen wir von Anfang an da sein.“

Der Bundestrainer begründet seine harten Worte nach der Finnland-Pleite. Außerdem will er mit einem NHL-Spieler Kontakt aufnehmen, der eventuell nachkommt.

Der Bundestrainer begründet seine harten Worte nach der Finnland-Pleite. Außerdem will er mit einem NHL-Spieler Kontakt aufnehmen, der eventuell nachkommt.

2. Kein Respekt vor großen Namen

Wie das Kaninchen vor der Schlange standen die deutschen Spieler oft gegen die finnischen NHL-Stars.

Der Respekt vor großen Namen muss jetzt abgelegt und mit mehr Aggressivität zu Werke gegangen werden. Dies und leichte Fehler im Spielaufbau waren bisher das größte Manko.

Oft waren die DEB-Cracks schlichtweg zu langsam – die Folge: viele Strafminuten.

3. Konzentriertes Verteidigen in Unterzahl

28 Strafminuten kassierte das DEB-Team gegen Finnland – viel zu viel. Die Tore eins, zwei und fünf erzielten die Finnen in Überzahl.

Dabei konnten sie sich oft ungestört den Puck zuspielen und den freien Mann suchen.

Finnland spielt an diesem Tag in einer anderen Liga. Das DEB-Team hat nicht den Hauch einer Chance und muss sich seine Punkte für das Viertelfinale gegen andere Teams holen.

Finnland spielt an diesem Tag in einer anderen Liga. Das DEB-Team hat nicht den Hauch einer Chance und muss sich seine Punkte für das Viertelfinale gegen andere Teams holen.

„Wir haben es in Unterzahl nicht geschafft, den Finnen den Querpass durch die Mitte wegzunehmen. Wir müssen uns besser abstimmen, gemeinsam die Räume eng machen und dann die Scheibe schnörkellos rausschlagen“, sprach Kapitän Goc bei SPORT1 die Fehler an.

Strafminuten passieren im Eishockey, doch ohne ein konzentriertes und strukturiertes Penalty-Killing können diese, wie gegen Finnland, der Anfang vom Ende sein.

4. Köpfe der Topstars frei bekommen

Die NHL-Stars Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) und Tobias Rieder (Arizona Coyotes) haben noch nicht für die erhofften spielerischen Glanzpunkte gesorgt. Ein Tor von Rieder gegen Frankreich ist bisher zu wenig – da muss mehr kommen.

Dabei zeigten die beiden Hoffnungsträger zusammen mit DEL-Topscorer Patrick Reimer in der Vorbereitung teilweise traumhafte Kombinationen. Draisaitls Übersicht, Rieders Schnelligkeit und Reimers Erfahrung ergaben eine fast perfekte Mischung. Für das Spiel gegen die Slowakei wird Marco Sturm die Parade-Sturmreihe jetzt aber auflösen.

Frankreich ist in seinem zweiten WM-Spiel gegen die Slowakei chancenlos. Das DEB-Team muss am Dienstag für den Traum vom Viertelfinale gegen die Osteuropäer punkten.

Frankreich ist in seinem zweiten WM-Spiel gegen die Slowakei chancenlos. Das DEB-Team muss am Dienstag für den Traum vom Viertelfinale gegen die Osteuropäer punkten.

Zu Rieder und Reimer gesellt sich nun wohl WM-Neuling Dominik Kahun. Draisaitl dürfte wie im Training getestet mit Brooks Macek und Marcel Noebels stürmen. „Beim Training hat das schon ganz gut geklappt“, sagte Rieder hoffnungsvoll.

5. Eigenes Spiel durchziehen

Die Defensive ist durch die anderen beiden NHLer Christian Ehrhoff und Korbinian Holzer stabilisiert. Eigentlich besitzt das DEB-Team auch enormes offensives Potenzial, schafft es bislang aber nur selten das eigene Spiel durchzuziehen.

„Der offensive Output muss besser werden. Wir müssen gegen die Slowakei gefährlicher vor dem Tor sein und die Chancen besser verwerten“, sagt SPORT1-Experte Rick Goldmann.