Frankfurt – Nach seiner Wahl zum Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) atmete Franz Reindl tief durch.

„Das war Spiel sieben in der Verlängerung“, sagte der Ex-Nationalspieler, nachdem er auf der Mitgliederversammlung des Verbandes am Samstag in Frankfurt/Main mit 73,5 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Uwe Harnos gewählt worden war.

Der bisherige Amtsinhaber, der dem DEB seit 2008 vorgestanden hatte, verzichtete auf eine erneute Kandidatur.

Der 59-jährige Reindl, bis 2011 DEB-Sportdirektor und bis vor wenigen Wochen Generalsekretär des Verbandes, setzte auch seine Mitstreiter durch.

Daniel Hopp, Geschäftsführer der Adler Mannheim, und Steuerberater Berthold Wipfler erhielten als Vizepräsidenten 67 bzw. 87,4 Prozent der Stimmen.

Das Präsidium komplettiert der Journalist Marc Hindelang (56 Prozent).

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„Jetzt muss alles auf den Tisch“, sagte Reindl, „wir müssen über alle Probleme reden.“

Er habe das Ziel, 2026 um Medaillen zu spielen, „diese Vision an die Wand zu werfen, ist meine Aufgabe“.

Der Olympia-Dritte von 1976 hatte sich Ende Mai zu einer Kandidatur entschlossen.

Während der WM in Minsk hatten sich viele Vereine für den Garmischer stark gemacht.

Auch die Ex-Nationaltrainer Uwe Krupp und Hans Zach sowie NHL-Star Marcel Goc zu SPORT1 sprachen sich im Vorfeld für Reindl aus.

„Das Wichtigste ist jetzt, das Wirtschaftliche in den Griff zu bekommen“, sagte Reindl: „Wir werden es ordentlich prüfen lassen.“

Harnos hatte zu Beginn der Versammlung seine Kandidatur zurückgezogen.

„Die Entscheidung habe ich am letzten Wochenende der WM in Minsk getroffen“, erklärte der Rechtsanwalt aus Kaufbeuren, der seit 2002 dem DEB-Präsidium angehörte, in einer Sitzungspause: „Die letzten zwei Jahren waren hart und haben unglaublich viel Kraft gekostet.“

Harnos, der in den letzten Jahren vor allem wegen des sportlichen Absturzes der Nationalmannschaft harsch kritisiert wurde, nannte auch gesundheitliche Gründe.

„Aufgrund des Stresses hat der Körper deutliche Warnsignale gesendet“, sagte er, „ich habe mich entschieden, den Stress zu minimieren, bevor der Körper den Stecker aus der Dose zieht.“

Auch bei seinem Abgang hörte Harnos viel Kritik. Vor allem die angespannte Finanzlage sorgte für kritische Nachfragen.

In den Jahren 2011 bis 2013 machte der DEB ein Minus von insgesamt rund 1, 3 Millionen Euro und brauchte damit den Gewinn durch die Heim-WM 2010 komplett auf.

Zudem hat der Landesverband NRW eine Forderung von 300.000 Euro. Harnos betonte, es gebe keine Darlehensverpflichtungen gegenüber Banken.

Eine aktuelle Bilanz legte das alte Präsidium ebenso wenig vor wie eine Prognose für die Zukunft. Deshalb wurde die Entlastung zurückgestellt.

Für Aufregung sorgte auch, dass Harnos als Präsident weiter den DEB juristisch gegen Entgelt vertreten habe.

Auf Nachfrage erklärte er, dass das Bundesverwaltungsamt für die Jahre 2004 bis 2008 keine Einwände hatte – damals war er allerdings noch Vizepräsident.