Fangen wir hier nicht an mit Karl-Heinz Rummenigge, dem Fußball und der Mathematik.

Sie kennen schließlich seine Behauptung, dass das eine das andere nicht ist, einerseits. Andererseits ist sie auch schlicht nicht wahr.

Ich weiß, ich weiß, Sie glauben es nicht.

Sie klammern sich an Ihr romantisches Ideal, dass dieses Spiel entkoppelt ist von der Wissenschaft der Zahlen.

Dass es nichts zu tun hat mit Addition und Subtraktion, Multiplikation und Division, großen Nennern, kleinen Teilern. Mit all dem, wovon Sie einst glaubten, mit der Schule hinter sich gelassen zu haben ? nur um dann festzustellen, dass es sie stattdessen doch durch ihr ganzes Leben begleitet.

Ihr ganzes Leben, bis auf den Fußball.

Der ist anders, glauben Sie. Nicht zu pressen in die starren Gesetze der Ziffern, Formeln und Schemata.

Hinterher, wenn abgerechnet wird, ja, das schon. Aber eben nicht in diesem magischen Moment, in dem er passiert.

„Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie das Spiel ausgeht“, so hat Sepp Herberger es gesagt.

Und so sehen sie es auch. Der Fußball, sagen Sie, ist im genauen Wortsinn unberechenbar.

Nun, das ist leider falsch.

Der Fußball ist berechenbar. Und der schöne Glaube, dass niemand wissen kann, wie das Spiel ausgeht und niemand vorhersagen, wer am Ende der heute beginnenden Bundesliga-Saison wo steht, ist ein irriger.

Man kann es vorhersagen, und zwar genau. Man muss nur die Mathematik beherrschen. Und das nicht mal als Spezialfach.

Heribert Bruchhagen, ehemaliger Gymnasiallehrer in Sport und Erdkunde, hat es diese Woche demonstriert, als er von „Spiegel Online“ gefragt wurde, wie diese Spielzeit wohl ausgehen werde für seinen Verein Eintracht Frankfurt.

„Normalerweise“, rechnete er daraufhin vor, „ergeben der Lizenzspieleretat der vergangenen fünf Jahre addiert und durch fünf geteilt und das tabellarische Ranking addiert und durch fünf eine fast hundertprozentige Kongruenz. Und weil wir mit einem Etat von 35 Millionen ins Rennen gehe, können Sie sich ausrechnen, wo wir landen werden: um Platz elf herum.“

Fußball ist Mathematik, es ist also doch so.

Und auch der andere Grundsatz, an den der Romantiker sich gerne klammert, hat im Angesicht der von Bruchhagen aufgestellten Rechnung keine Gültigkeit.

Die Kongruenz des addierten und durch fünf geteilten Lizenzspieleretats der vergangenen fünf Jahre addiert und des addierten und durch fünf geteilten tabellarischen Rankings im selben Zeitraum schießt keine Tore?

Man muss desillusioniert feststellen: Sie tut es doch.

Q.e.d.

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