Es ist fast 100 Jahre her, dass Ernst Kuzorra und dessen Schwager Fritz Szepan mit ihrem gefürchteten Kurzpassspiel den Schalker Kreisel begründeten.

2014 sieht die Fußballwelt in Gelsenkirchen wesentlich weniger innovativ, weitaus trister aus. Königsblau steckt in einem Teufelskreis.

Pokal-Aus beim Drittligisten Dynamo Dresden. Pleite zum Ligaauftakt bei Hannover 96. Trotz Führung. Zwei Gegentore innerhalb von nur vier Minuten sprechen für einen gewissen Dilettantismus.

Doch es ist nicht nur der sportliche Fehlstart, der für Alarmstimmung sorgt.

Weltmeister Benedikt Höwedes rügte nach dem Spiel in Hannover Mitspieler Kevin-Prince Boateng. Der Kapitän deckte damit zugleich die Gräben innerhalb der Mannschaft auf.

Insbesondere Boateng polarisiert als Reizfigur.

Bislang wurde er von Trainer Jens Keller stets gestärkt. Auch jetzt zu Saisonbeginn. Obwohl der Mittelfeldspieler sichtlich nicht in bester körperlicher Verfassung ist. In Hannover war er am ersten Gegentor maßgeblich beteiligt. Nach 80 Minuten litt Boateng unter Kärmpfen – und dies nicht wegen seines unbändigen kämpferischen Einsatzes.

Kellers Nibelungentreue zu Boateng könnte für den Trainer nun selbst zum großen Problem werden.

Schon unzählige Male schien Kellers Schicksal auf Schalke besiegelt. Bislang hat er seine Entlassung immer wieder abwenden können.

Doch das bevorstehende Programm lässt Schlimmes befürchten. Am zweiten Spieltag kommt Titelverteidiger FC Bayern. Das 1:5 aus der Rückrunde der vergangenen Saison in München – ein Offenbarungseid, eine Demütigung – ist noch in schlimmer Erinnerung. Nach dem Spiel gegen die Bayern steht schließlich das Auswärtsspiel in Mönchengladbach an.

Er werde die Mannschaft auch diesmal aus der Situation führen, verspricht Keller.

Das mag sogar sein. Die Frage ist, ob das langfristig reicht, um die hohen Ansprüche rund um Schalke zu erfüllen.

Stabilität auf hohem Niveau hat Keller in seinen gut anderthalb Jahren auf Schalke jedenfalls nie erreicht. Im Gegenteil: Schalke und Keller stecken wieder einmal im Teufelskreis.