Mehdi wer?
Diese Frage werden sich viele Fußball-Fans gestellt haben, als SPORT1 vor zehn Tagen erstmals den Namen des Bayern-Wunschkandidaten nannte (Bericht).
Mehdi Benatia war in der Tat nur wenigen Experten bekannt und hat in der im internationalen Vergleich deutlich schwächelnden Serie A gerade mal eine gute Saison gespielt.
Im Vorjahr hatte der 27-Jährige großen Anteil an der Vize-Meisterschaft des AS Rom. Davor aber lief er drei Jahre in der italienischen Provinz für Udinese Calcio auf und zuvor sogar nur in der zweiten französischen Liga.
Auch international ist der marokkanische Nationalspieler unerfahren, spielte noch nie bei einer WM oder in der Champions League.
Dafür wird er den Münchnern von Anfang Januar bis Mitte Februar nächsten Jahres wegen des Afrika Cups fehlen – bekanntermaßen ein äußerst schlechter Zeitpunkt.
Und das, obwohl unter Pep Guardiola agiert statt reagiert und mit einer Dreierkette der Fokus mehr auf die Offensive als auf die Defensive gelegt werden soll.
Dabei haben die Münchner in Jerome Boateng und Dante bereits zwei WM-Fahrer und Champions-League-Sieger im Kader sowie in Holger Badstuber den laut Pep Guardiola „besten Spieler, mit dem ich je zusammengearbeitet habe“.
Ein Vertrauensbeweis sieht anders aus.
Einerseits.
Andererseits wäre es aus Bayern-Sicht fahrlässig gewesen, nach der Verletzung von Javi Martinez nicht zu handeln.
Schließlich muss ein Klub auf diesem Niveau über vier Top-Innenverteidiger verfügen, zumal nach wie vor Unklarheit über die tatsächliche Fitness von Badstuber nach dessen zwei Kreuzbandrissen besteht.
Und die gewachsenen Zweifel an Dantes Können sind offensichtlich. Gut möglich, dass sich der einstige Abwehrchef bald als Innenverteidiger Nummer vier auf der Bank und im Winter nach Martinez? Rückkehr auf der Transferliste befindet.
Benatia dagegen wird von den Italien-Insidern in den höchsten Tönen gelobt für seine Kopfball- und Zweikampfstärke und seine phänomenale Passsicherheit von 89 Prozent in der letzten Saison.
Bleibt die (zu) hohe Ablösesumme. Doch welche Alternativen gab es? Auf dem Markt wäre höchstens noch Diego Godin von Atletico Madrid in Frage gekommen – und der wäre noch teurer gewesen.
Denn allen Klub-Bossen, allen voran Romas gewieftem Sportchef Walter Sabatini, ist klar, dass der FC Bayern in Zugzwang war. Deshalb war es ein leichtes, den Preis für Benatia nach oben zu treiben.
Außerdem: Der deutsche Rekordmeister hat das Geld nach den Triumphen der vergangenen Jahre zur Verfügung. Warum auf dem Festgeldkonto verstecken und gleichzeitig ein sportliches Risiko eingehen?
Zumal sich die meisten Mega-Transfers der jüngsten Vergangenheit ausgezahlt haben, etwa bei Martinez (40 Millionen Euro), Arjen Robben, Franck Ribery (beide je 25 Millionen) oder Manuel Neuer (18 Millionen).
Auf diese Beispiele verweisen die Bayern nun wieder. Die begründete Skepsis kann nur Benatia selber auf dem Platz ausräumen.